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Psychoonkologische Versorgung von Krebspatienten mit Migrationshintergund - eine Mixed-Methods-Studie (POM)

Von den derzeit etwa 4 Millionen Menschen in Deutschland, die mindestens einmal in ihrem Leben eine Krebserkrankung hatten, leidet etwa die Hälfte unter zumindest zeitweise starken psychischen Belastungen; bei einem Drittel liegt zum Zeitpunkt der Akutphase eine psychische Begleiterkrankung vor. Pro Krebspatient ist in der Regel mindestens ein Angehöriger indirekt mitbetroffen.

Von den derzeit 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland erkranken ebenfalls einige an Krebs oder sie wandern bereits mit der Diagnose Krebs in Deutschland ein (ggf. ist dies sogar der Migrationsgrund, um hier Behandlung zu finden). Es ist jedoch sehr wenig bekannt über die Strukturen und Prozesse der psychoonkologischen Versorgung von Krebspatienten mit Migrationshintergrund und ihren Angehörigen. Dies trifft vor allem auf die wachsende Gruppe der Migranten aus Asien und Afrika, insbesondere aus dem Nahen und Mittleren Osten, zu. Der subjektive Bedarf an und die Nutzung von professionellen psychoonkologischer Versorgungsangeboten bei Krebspatienten scheinen sich innerhalb Europas weniger stark zu unterscheiden als zwischen Patienten aus Ländern außerhalb Europas und mit anderen kulturellen Hintergründen.

Dieses Projekt zielt darauf ab, die Strukturen und Prozesse beim Umgang mit psychosozialen Belastungen von Krebspatienten mit Migrationshintergrund und deren Angehörigen zu untersuchen. Aufgrund der Migrationsentwicklungen der jüngeren Vergangenheit und des bestehenden Forschungsbedarfs wird zunächst in einer qualitativen Studie der Fokus auf Krebspatienten aus dem Nahen und Mittleren Osten und ihre Angehörigen gelegt. Die Ergebnisse sollen mit Hilfe anschließender quantitativer Befragungen von Patienten und Angehörigen mit und ohne Migrationshintergrund – auch aus anderen Herkunftsländern – sowie von niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Relation gesetzt werden.

Es wird erwartet, dass bereits bei der medikamentösen Behandlung der hier beschriebenen Patientengruppen Kommunikationsprobleme bestehen und eine psychoonkologische Beratung oder Betreuung durch die ambulanten wie stationären Versorger nur in einem geringen Maße stattfindet. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass sich Unterschiede bei der psychischen Belastung, bei Wünschen an und der Nutzung von professioneller psychoonkologischer Versorgung zwischen Patienten und Angehörigen mit und ohne Migrationshintergrund sowie zwischen den verschiedenen Herkunftsregionen zeigen werden.

Anhand der Ergebnisse sollen Empfehlungen zur Unterstützung bei der Identifizierung von und beim Umgang mit psychoonkologischem Versorgungsbedarf von Patienten mit Migrationshintergrund und ihren Angehörigen durch Hämatologen und Onkologen entwickelt und bereitgestellt werden.

Patientenvertreter bringen ihre Expertise bei der Studienplanung und –durchführung mit ein. Sie werden auch bei der Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis unterstützen, z. B. indem sie über ihre Netzwerke die Befunde verbreiten.


Finanzierung:
Deutsche Krebshilfe e.V.

Kooperationspartner: