Logo der Universitätsmedizin Mainz
Dr. phil. Lara Huber, M. A.
Dr. phil. Lara Huber, M. A.
Funktionen:

Wissenschaftliche Mitarbeiterin


Arbeitsprojekte

Dr. phil. Lara Huber, M. A.



Eingriffe ins menschliche Gehirn: Über die epistemologische Reichweite neuromedizinischer Invasivität

Insbesondere die medizinischen Neurowissenschaften werden gegenwärtig als Instrumentarien für Eingriffe in das menschliche Selbst (miss)verstanden – etwa im Hinblick auf auf gewünschte oder unerwünschte persönlichkeitsverändernde Maßnahmen psychiatrischer, neurologischer bzw. neurochirurgischer Praxis. Gleichzeitig beanspruchen Neuro- und Kognitionswissenschaftler das Bild des Menschen in wesentlichen Aspekten mittel- wie langfristig radikal zu verändern – liegt ihr Fokus doch längst nicht nur auf der morphologischen und funktionalen Erforschung des Gehins (z.B. Läsionsstudien, strukturelle Bildgebung), sondern zunehmend auf der Verfügbarmachung neuronaler Information überhaupt („brain reading“, „mind reading“).

Das Forschungsprojekt widmet sich den theoretischen und praktischen Implikationen der neuromedizinischen Erkenntnisgenerierung, insbesondere im Hinblick auf deren Gegenstandsbereiche und Erkenntisräume (Bachelard, Latour). Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts gilt dem Stellenwert von Naturalisierungstendenzen innerhalb der medizinischen Neurowissenschaften sowie deren epistemologische Konsequenzen.

Farbeinsatz im Neuroimaging: Bildtheoretische und wahrnehmungspsychologische Aspekte der Farbkodierung in der funktionellen Bildgebung

Die funktionelle Bildgebung (Neuroimaging) ist ein zentrales Instrument zur Visualisierung physiologischer Prozesse in der aktuellen Hirnforschung. Sowohl Grundlagenwissenschaften als auch klinische Fächer rekurrieren dabei auf die Praxis der Fehlfarbgebung. Die Ermittlung von Standards bei der farbkorrelierten Nachbearbeitung von Datensätzen des Neuroimagings stellt insbesondere im Hinblick auf die Verbreitung der zugrunde liegenden Technologien und der unterschiedlichen Einsatzgebiete ein Desiderat dar.

Das Projekt setzt sich aus einem quantitativen und einen qualitativen Forschungsteil zusammen: Die systematische Auswertung wissenschaftlicher Abbildungen im Hinblick auf den jeweiligen Farbeinsatz in der Neuro-Bildgebung (PET, fMRT) ist für die quantitative Studie leitend. Schwerpunkt des qualitativen Forschungsteils ist die wissenschaftstheoretische und bildwissenschaftliche Einbettung der Ergebnisse der quantitativen Studie. Begleitet wird die Auswertung wissenschaftlicher Zeitschriften zusätzlich durch eine qualitative online-Umfrage, die die Praxis der Fehlfarbgebung in der Grundlagenforschung als auch in klinischen Fächern ermitteln soll.

Ziel des Projekts ist es neben der Ermittlung von Standards der Farbgebung in unterschiedlichen Forschungs- und Praxisfeldern, auszuloten, ob der Einsatz von Fehlfarben beim Neuroimaging einen epistemischen Mehrwert konstituiert, der über andere Modalitäten der Nachbearbeitung wissenschaftlicher Daten nicht erzielt werden kann. Der Forschungsschwerpunkt vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der klinischen Forschung und Praxis (Neuropsychologie), der Methodenkritik und Wissenschaftstheorie der Neurowissenschaft sowie aus der Kunstwissenschaft.

Informationen zu den Projektpartnern in der Schweiz finden Sie hier:

Gefördert durch die Cogito Foundation (Wollerau, CH) seit November 2009.

"Rise of the mice": Zur Wissenschaftsgeschichte von Mausmodellen in der Alzheimer- Forschung

Bearbeiter: Dr. Lara Huber, M.A., L. Kutschenko, Dipl.-MolBioMed

Tiermodelle sind in den Lebenswissenschaften und insbesondere in der biomedizinischen Forschung gegenwärtig ein alternativloser Standard. Mit ihrer Hilfe werden Krankheitsbilder simuliert und Interventionsmöglichkeiten in pathogene Prozesse erforscht. Das Ziel des Projekts ist es, die Erklärungsreichweite tierbasierter Modellierungen im Bezug auf humane Krankheitsbilder einer systematischen und wissenschaftshistorischen Analyse zu unterziehen. Dies geschieht am Beispiel der Etablierung von Mausmodellen in der Alzheimer- Forschung (z.B. Hsiao et al 1996). Im Fokus des geplanten Projekts stehen die spezifischen Herausforderungen transnationaler Forschung in diesem Bereich: Humane Krankheitsbilder, wie etwa Demenzen, die mit einem umschriebenen kognitiven Abbau assoziiert werden, erfordern besondere Strategien der tierbasierten Modellierung. Das Projekt wird sich folglich auch mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern tierbasierte Forschung, der eine zentrale Rolle für das Verständnis pathologischer Prozesse zukommt, auf klinische Krankheitskonzepte Einfluss nimmt.

Dieses Projekt ist gefördert durch MAIFOR (Förderzeitraum 1. 1. 2011- 31.12.2012)

Medizinische Ethik und Neuroexzeptionalismus: Was ist eine genuine „Neuroethik“?

Der geringen Eingriffstiefe neurowissenschaftlicher Forschung und Praxis in epistemologischer Hinsicht steht gerade im öffentlichen Raum die Deutungsmacht ihrer wissenschaftlich-technologischen Modelle gegenüber. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Etablierung einer eigenen Bereichsethik (Neuroethik) zu sehen. Rekurrierend auf das gewaltige Erklärungs- und Missbrauchspotential der medizinischen Neurowissenschaften gehen Beführworter einer Neuroethik davon aus, dass ethische und anthropologische Implikationen neurowissenschaftlicher Forschung und Praxis ausschließlich im Rahmen einer speziellen Bereichsethik angemessen thematisiert werden können. Dies geschieht in jüngster Zeit vor allem auf der Basis einer vermeintlichen Analogie zum genetischen Exzeptionalismus, der bekanntermaßen erhebliche Auswirkungen auf das Selbstverständnis der Medizin- und Bioethik hatte. Unter Exzeptionalismus versteht man dabei die spezifische Eingriffstiefe einerseits und die außergewöhnliche Deutungsmacht der wissenschaftlich-technologischen Modelle andererseits: Während die Molekulargenetik durch die Verfügbarmachung genetischer Information Eingriffe in die biologische Verfasstheit des Menschen möglich gemacht hat, werden die medizinischen Neurowissenschaften gegenwärtig als vornehmlich als Instrumentarien für Eingriffe in das menschliche Selbst gehandelt.

Als spezifisch neuroethische Problemfelder gelten heute insbesondere Verfahren der funktionalen Bildgebung (Neuroimaging), Methoden des kognitiv-neuronalen Enhancements (Psychopharmakologie, TMS), sowie Gehirn-Maschine-Schnittstellen (Neuroimplantate) etwa in Gestalt der tiefen Hirnstimulation (THS) bei Morbus Parkinson.

Das Forschungsprojekt widmet sich den aktuellen Diskussionen um eine Neuroethik als praktische Neurophilosophie sowie ferner – auf der Basis einer wissenschaftstheoretischen Auseinandersetzung mit älternen Konzepten des Exzeptionalismus – den Diskussionen um die Neuroethik als vermeintlich exzeptionelles Unternehmen.

„Normality, Normalization and Cognitive Enhancement: The construction of knowledge, tools, and applications in the neurosciences from an epistemological perspective“

Projektleitung:

Das Projekt ist Teil der deutsch-kanadischen Kooperation zum Themenfeld „Normality, Normalization and Enhancement in the Neurosciences: Ethical, Sociocultural and Neuropsychiatric Aspects of Cognitive Enhancement“, gefördert durch das Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF: 01.07.2008 bis 30.06.2011), angesiedelt am Interdisziplinären Forschungszentrum für Neurowissenschaften (IFZN) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Weitere Projektpartner sind auf Mainzer Seite: Univ.-Prof. Dr. Th. Metzinger (Philosophisches Seminar), Univ.-Prof. Dr. K. Lieb (Psychiatrische Klinik und Poliklinik), sowie auf Kanadischer Seite Prof. Dr. P. Reiner, PhD (Department of Psychiatry & Brain Research Centre; University of British Columbia, Vancouver).

Postdoc-Projekt: Ist der freie Wille eine subjektive Illusion? Anthropologische Implikationen einer Neurophilosophie des kognitiv Unbewussten

Namentlich kognitionspsychologische Studien legen zunehmend die Vermutung nahe, dass unser Verhalten zu großen Teilen durch physische Faktoren (Phänomenbereich der unbewussten Informationsverarbeitung) bestimmt wird, die uns weder bekannt sind noch von uns kontrolliert werden können. Im Rahmen einer neurophilosophischen Analyse kognitiv unbewusster Prozesse widmet sich das Projekt insbesondere den theoretischen wie praktischen Konstrukten von Willens- bzw. Handlungsfreiheit, sowie weiteren anthropologischen Implikationen unbewusster Informationsverarbeitungsprozesse.

Dies geschieht vor dem Hintergrund einer wissenschaftstheoretischen und –historischen Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen für den Begriffswandel des Unbewussten in der Psychologie – von der emotiven Lesart (Freud, Janet) hin zur zunächst rein kognitiven, dann kognitiv-affektiven Lesart psycho-physischer Prozesse (experimentelle Psychologie, Kognitionspsychologie).

Gefördert durch die DFG (Graduiertenkolleg „Bioethik“, Eberhard Karls Universität Tübingen) von 01.01.2004 bis 31.10.2005


weitere Informationen