Genomische Stabilität bei Malignomerkrankungen im Kindesalter und biologische Dosimetrie nach Radiotherapie

AP7a: Genomische Stabilität bei Malignomerkrankungen im Kindesalter:

Genomische Instabilität wird unter anderem als Basis und Indikator der spontanen (Bonassi et al., 2008) sowie strahleninduzierten Karzinogenese (Little, 2000) angesehen. Die einer verzögerten strahleninduzierten Destabilisierung des Genoms zugrundeliegenden Mechanismen sind bisher allerdings noch nicht geklärt. Als kausale Faktoren werden z.B. verkürzte und dysfunktionale Telomere (Bailey and Murnane, 2006), chronischer oxidativer Stress (Kim et al., 2006), epigenetische Modifikationen (Aypar et al., 2011) wie auch der genetische Hintergrund per se diskutiert. Daher ist von Interesse, ob in für Malignomerkrankungen prädisponierten Individuen diese Mechanismen endogen sowie nach einer Strahlenexposition dereguliert sind und zu einem Verlust der genomischen Integrität und damit erhöhter Suszeptibilität für Tumorerkrankungen beitragen.

Die zu untersuchenden primären Fibroblastenstämme von jeweils  21 Probanden ohne Krebserkrankungen oder Probanden mit Primär- oder Folgeneoplasien liegen der Universitätsmedizin Mainz vor. Die genomische Integrität dieser Populationen und Variationen der Telomerlängen werden ohne Strahlenexposition sowie nach Bestrahlung untersucht.

AP7b: Biologische Dosimetrie nach Radiotherapie:

Die Detektion strahleninduzierter genomischer Läsionen in Form von gamma-H2AX Foci in peripheren Lymphozyten radiologischexponierter Individuen kann als Maß der Ganzkörperdosisbelastung (Sak et al., 2007, Brand et al., 2011; Rothkamm et al., 2007, eigene unveröffentlichte Daten) herangezogen werden. Diese und die daraus resultierenden stochastischen Strahlenschäden und Spätfolgen rücken mit der stetigen Verbesserung der Heilungschancen zahlreicher Erkrankungen und besonders bei der Behandlung von nicht-malignen Erkrankungen immer mehr in den Fokus der Nutzen-/Risikoabwägung.

Ziel ist die Abschätzung und der Vergleich der biologisch relevanten Dosisbelastung von Patienten mit benignen, entzündlich-degenerativen Erkrankungen im Rahmen der Strahlentherapie. Diese wird entweder mit einem Orthovoltgerät (140 Kiloelektronenvolt) oder einem medizinischen Linearbeschleuniger (6 Megaelektronenvolt) durchgeführt. Die Ergebnisse sollen bei der Radiotherapie entzündlich-degenerativer Erkrankungen in der klinischen Praxis über eine Empfehlung zur Wahl der Bestrahlungstechnik direkt zu einer Verbesserung der therapeutischen Wirksamkeit bei gleichzeitig möglichst niedriger Strahlenbelastung des Normalgewebes des Patienten und damit geringen Risiken für strahleninduzierte stochastische Spätkomplikationen beitragen.

Ansprechpartner: Dr. Sebastian Zahnreich
Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie,
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz