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Erfahrungsbericht

Aarons Klinik Kurier

Als die Herbstferien fast schon zu Ende waren, entdeckten Mama und Papa abends eine Beule an meinem Bauch. Mama sagte, daß das ein Leistenbruch sei und daß man so etwas operieren müsse. Ich hatte keine Ahnung, was das ist, ein Leistenbruch. Mama, die Ärztin in der Kinderklinik ist, erklärte, daß da ein kleines Loch in der Bauchwand zwischen den Muskeln und dem Bauch, da wo der Darm ist, entstanden sei. Und durch dieses Loch rutsche nun Darm durch. Das war also die Beule. Mama sagte, daß es mal passieren könne, daß sich der Darm da in dem Loch einklemme und daß das dann ganz doll wehtun könne. Also solle ich jetzt, wenn ich Bauchschmerzen bekäme, sofort Bescheid sagen. Und Mama wollte in der Uniklinik einen Termin ausmachen, damit ich operiert werden könnte.

Die Anmeldung

Anmeldung

Erst wollten wir schon am 11. Dezember ins Krankenhaus gehen, aber ich hatte noch einen Schnupfen, und Mama sagte, daß man mit einem Schnupfen nicht operiert werden könne. Also wurde der Operationstermin um eine Woche verschoben. Am 18. Dezember brachten wir meinen Bruder schon um halb acht in den Kindergarten, und dann fuhren wir alle zusammen in die Uniklinik. Erst mußten wir in der Poliklinik angemeldet werden, danach ging Papa in die Verwaltung und meldete mich auch da an. Von dort brachte er meine Patientenakte mit, die man oben auf dem Bild sehen kann. Unser Gepäck ließen wir auf der Station B1. Papa ging mit mir in die Anästhesiesprechstunde. Anästhesisten sind die Ärzte, die bei einer Operation die Narkose machen. Durch die Narkose würde ich von der Operation gar nichts mitbekommen. Wir mußten wieder warten, und ich ruhte mich schon mal gemütlich auf einem Schaukelpferd aus. Als wir dran waren, gingen wir zu einem Arzt, der von Papa wissen wollte, ob ich irgendwelche Krankheiten oder Allergien hätte oder ob ich schon mal operiert worden bin. Dann erklärte er mir, wie die Narkose gemacht würde. Ich würde eine Spritze bekommen, damit ich einschlafen kann. Weil ich durch das Medikament nicht mehr selbst richtig Luft holen kann, bekomme ich einen Schlauch in die Luftröhre und da wird dann die Luft in meine Lungen gepustet. Außerdem schlug der Arzt vor, daß die Nerven in meinem Rücken, die von da in meine Beine gehen zusätzlich betäubt würden, damit ich weniger Schmerzen haben würde. Er erzählte, daß während der Operation ein "Herzfernsehen" aufpassen würde, daß es mir gutgeht.

Mein Bett

 

Als die "Aufklärung" fertig war, gingen wir wieder zurück auf die Station. Auch dort meldeten wir uns noch einmal an. Ich bekam schon mein Zimmer, und in das Zimmer wurde mein Bett geschoben. An der Zimmertür und auf meinem Bett standen mein Name.

Die Untersuchung

Die Untersuchung

Eine Krankenschwester kam und maß meinen Blutdruck und wie groß und wie schwer ich war. Danach gingen wir mit dem Stationsarzt, Dr. Lausch, in ein anderes Zimmer. Dort fragte er noch mal ganz genau, seit wann ich den Leistenbruch hatte und ob ich da mal Schmerzen gehabt habe. Mama konnte zusammen mit Papa alle Fragen ganz genau beantworten. Dann untersuchte Dr. Lausch mich gründlich. Er tastete meinen Bauch ab und hörte mein Herz und meine Lungen ab. Dabei mußte ich furchtbar lachen, denn das kitzelte ganz doll, und Dr. Lausch machte auch ein Witzchen nach dem anderen. Als er fertig mit der Untersuchung war, klebte er mir ein „Zauberpflaster“ auf die Hand. Denn ich mußte vor der Operation Blut abgenommen bekommen, und das Zauberpflaster sollte verhindern, daß mir das Pieksen wehtun würde.

Mitagessen

 

Aber erst mal durfte ich mich mit dem Mittagessen stärken. Mama blieb jetzt bei mir auf der Station und Papa fuhr wieder nach Hause.

Untersuchungszimmer

 

Nach dem Mittagessen ging es dann zum Blutabnehmen. Über dem Untersuchungstisch hing ein riesengroßer Schnuller, der quietschte, wenn man draufdrückte. Dr. Lausch meinte, den müßten größere Kinder in den Mund nehmen, damit sie beim Blutabnehmen nicht weinten. Ich glaubte das aber nicht.

Blutabnahme

Dr. Lausch zeigte mir die Nadel. Um die Nadel herum war ein dünner Plastikschlauch, und der sollte in meiner Vene liegen bleiben, damit ich für die Operation die Schlafspritze bekommen könnte. Ich mußte mich hinlegen, und da habe ich ein ganz klein bißchen Angst bekommen. Was für ein Glück, daß ich das Zauberpflaster hatte. Denn ich habe nur einen ganz kleinen Pieks gemerkt. Mama hielt mir den Arm und aus dem Plastikschläuchlein lief mein Blut in kleine Gefäße. Diese sollten dann in ein großes Labor geschickt werden. Dort würde untersucht werden, ob ich genug rote und weiße Blutzellen habe und ob mein Blut gut gerinnen kann. Das heißt, ob es schnell aufhört zu bluten, wenn ich eine Wunde haben würde. Ich habe überhaupt nicht geweint, und Dr. Lausch sagte, daß noch nie ein Kind so tapfer gewesen sei. Deshalb durfte ich mir aus einer großen Dose zwei Gummitiere aussuchen. Ich nahm mir einen kleinen Schmetterling und einen Tyrannosaurus rex.

Badezimmer

Und am Abend WARTEN ...

Als die Blutentnahme fertig war, bekam ich einen Verband und ich durfte die kleine Spritze behalten. Für den ersten Tag hatte ich schon ganz schön viel erlebt, jetzt durfte ich mich in meinem Zimmer ausruhen. In dem Bad, das bei dem Zimmer war, war ein ganz toller Spiegel, den konnte man so schiefstellen, daß ich mich auch sehen konnte. Nach dem Abendessen kamen noch mal ganz viele Ärzte, die "Visite" machten. Visite, erklärte mir Mama, ist lateinisch und heißt Besuch. Die Ärzte, die mich jetzt besuchten, waren die Stationsärzte und der Oberarzt der Kinderklinik und die Urologen, das waren also die Leute, die mich operieren würden. Dr. Beetz, der Oberarzt, erzählte, daß ich einen Leistenbruch hätte. Später kam dann noch einmal ein Urologe allein und erzählte mir, wie die Operation ablaufen würde. Mama mußte unterschreiben, daß sie einverstanden war mit der Operation. Nachmittags hatte ich noch auf der Station hin- und herspazieren können. Aber der Abend wurde mir etwas lang. Ich hörte Harry-Potter-Kassetten. Außerdem hatte Mama eine Karte gekauft, die mußte man ins Telefon stecken, und dann konnte man Fernsehen schauen. Ich durfte noch im Kinderkanal etwas gucken. Dann mußte ich mich zum Schlafen hinlegen. Erst konnte ich gar nicht einschlafen. In meinen Zimmer lag noch ein kleines Mädchen, und das turnte auch noch in seinem Bettchen herum. Mama kam nach einer Weile noch mal in mein Zimmer, und wenig später schlief ich endlich ein.

Infusion

Heute werde ich operiert!

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, denn die Krankenschwestern kamen herein und gaben mir ein Fieberthermometer. Im Krankenhaus muß man jeden Tag Fieber messen, denn wenn man Fieber hat, kann man nicht operiert werden. Und nach der Operation ist Fiebermessen auch wichtig, um festzustellen, ob man eine Entzündung hat. Ich durfte jetzt vor der Operation nichts essen, und als ich um 10:00 Uhr immer noch nicht in den Operationssaal gerufen worden war und richtig hungrig geworden war, bekam ich eine Infusion. Da lief nun eine Flüssigkeit durch den Plastikschlauch in meinen Körper. Das sollte nun Hunger und Durst stillen. Naja... Weil mir die Hand ein bißchen wehtat, wickelte mir Mama eine Schiene unter den Arm.

Ärzte

 

Am späten Vormittag kamen dann auch nochmal Dr. Beetz und Dr. Lausch zur Visite vorbei. Mama versuchte mir die Zeit zu vertreiben, und wir spielten "Schweine im Krankenhaus". Dr. Wutz und Schwester Oink wollten mir ein Ringelschwänzchen annähen, ich schnitt das immer wieder ab, und Mama tat so, als ob sie es wieder irgendwo annähte.

Auf dem Weg

Um 11:30 Uhr ging es endlich los. Bevor wir losfuhren, bekam ich eine Spritze mit einem Schlafmittel, das durfte ich mir selbst in den Mund spritzen. Durch einen unterirdischen Gang fuhren wir von der Kinderklinik in die Urologische Klinik. Wir warteten in einem Vorraum vom OP. Ich sagte zwar, daß ich noch gar nicht müde war, aber die Zunge wurde mir doch langsam schwer. Ein Anästhesiepfleger fragte mich, ob ich Angst habe, und ich sagte: "Nö". Dann kam eine Frau mit grünem Kittel und einer grünen Haube auf dem Kopf und gab erst Mama und dann mir die Hand. Das war die Anästhesistin. Von ihr bekam ich etwas in meinen Plastikschlauch gespritzt. Da wurde ich dann ganz schnell ganz müde. Mama erzählte mir später, daß ich gesagte hätte, ich könne die Leute, die im Aufwachraum herumliefen, alle zweimal sehen. Ich kann mich da gar nicht mehr so gut dran erinnern. Mama wickelte mich in ein grünes Tuch, und ein OP-Pfleger nahm mich auf den Arm und trug mich in den Anästhesie-Vorbereitungsraum.

Im Arm des Pflegers

 

 

 

Ich weiß noch, daß ich auf einmal das Gefühl hatte, als ob ich nicht mehr in meinem Körper war und von oben zuschauen konnte, wie der Pfleger mit mir durch einen Gang lief.

Schlafend

Die OP

Die Operation dauerte etwa eine halbe Stunde. Natürlich habe ich davon überhaupt nichts gemerkt. Auch als ich in den Aufwachraum zurückgebracht wurde, schlief ich noch ganz tief. Über die Maske, die vor mein Gesicht gelegt wurde, bekam ich noch Sauerstoff, weil ich nach der Narkose noch nicht so tief Luft holen konnte. Fast eine Stunde saß meine Mama neben mir, bis ich endlich aufwachte. Ich war noch ganz schön benommen, wollte aber gleich aufstehen und vor allem etwas essen. Doch nach der Narkose durfte ich noch einige Stunden nichts essen. Mama erklärt mir, daß ich noch nicht richtig schlucken könne und daß mir nur ganz schlecht werden würde. Das komme von den Narkosemedikamenten, die noch in meinem Körper waren. Ich bekam Zitronenlutschstäbchen, aber die konnten meinen Hunger nicht stillen.

Wieder wach

 

 

Nach einer Stunde war ich dann so wach, daß wir wieder in die Kinderklinik zurück durften. Schwester Gisela kam und holte uns ab.

Überwachung

Und schon war alles vorbei!

Nach der Operation wird man ganz genau "überwacht", das heißt, es wird gemessen, wie schnell das Herz klopft und wie hoch der Blutdruck ist. Dafür bekam ich Klebeelektroden auf die Brust für das "Herzfernsehen" und eine Blutdruckmanschette um den Arm. Ich hatte überhaupt keine Schmerzen und konnte auch bald schon wieder im Bett sitzen. Das einzige, was wirklich blöd war, war, daß ich nichts essen durfte. Mama hatte ihre liebe Not, mich abzulenken. Ich durfte dann sogar schon wieder Fernsehen. Und endlich am Abend konnte ich etwas Tee trinken. Als mir davon nicht schlecht wurde, bekam ich dann auch Toastbrot zu essen. Ich aß gleich vier Scheiben.

Nachuntersuchung

 

Zwischenzeitlich war Mama nach Hause gefahren und Papa war wieder bei mir. Dr. Beetz und Dr. Kim kamen abends noch einmal zu mir rein und schauten sich mein Pflaster und meinen Bauch an. Sie waren wohl ganz zufrieden, denn es hatte gar nicht mehr geblutet. Mit der tollen grünen Haube auf dem Kopf konnte ich auch schon wieder ganz schön rumalbern.

Ich als Chirurg

Weil ich gerne Chirurg spielen wollte, bekam ich auch ein Paar Gummihandschuhe und einen Mundschutz. Damit konnte ich dann Papa operieren. Obwohl ich soviel geschlafen hatte, war ich abends doch ganz schön müde und schlief die ganze Nacht durch.

Guten Morgen!

An nächsten Vormittag gab es sogar zwei Visiten, erst kamen die "normalen" Ärzte und dann kamen die Clowndoktoren. Das waren als Ärzte verkleidete Clowns, die noch mehr Späße machten als die anderen Ärzte. Am Nachmittag kam Mama mit meinem Bruder, der aber nicht auf die Station kommen durfte. Auf die Kinderstation dürfen nämlich nur Kinder zu Besuch kommen, die älter als 14 Jahre sind. Jüngere Kinder haben oft ansteckende Krankheiten, die für die kranken Kinder auf der Station gefährlich werden können. Mein Bruder begrüßte mich an der Tür, und ich zeigte ihm mein Pflaster und den tollen roten Verband an meiner Hand.

Schon wieder nach Hause!
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Schon wieder nach Hause!

Am nächsten Morgen zog ich mich wieder richtig an, denn ich durfte nach Hause, das heißt eigentlich wollte ich gerne noch bleiben, aber Mama sagte, daß es mir wieder so gut gehe, daß ich entlassen werden könne.

Meine Koffer waren schnell gepackt. Mama zog mir den Plastikschlauch aus der Hand und wechselte das Pflaster auf meiner Operationswunde. Jetzt konnte ich auch das erste Mal die Narbe sehen. An einem Ende schaute der Faden heraus, mit der die Haut wieder zusammengenäht worden war. Sonst sah man nur einen dünnen Strich und etwas Schorf.

Abschied am Frühstückstisch

Bevor wir nach Hause gingen, verabschiedeten wir uns von den Schwestern und den beiden Stationsärzten, die gerade bei der Frühstückspause waren.
Ich fand es richtig klasse im Krankenhaus, auch wenn da manchmal Sachen gemacht werden müssen, die unangenehm sind oder sogar wehtun. Aber alle, die dort arbeiten, geben sich viel Mühe, daß man auch die unangenehmen Dinge ertragen kann. Jetzt habe ich keinen Leistenbruch mehr und kann bald auch wieder ganz normal herumtoben, wenn alles gut verheilt ist.


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