Schwerpunkte

•    Behandlung von Patienten mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten
     (gemeinsam mit der Poliklinik für Kieferorthopädie)

•    Behandlung von Patienten mit seltenen Erkrankungen/Syndromen

•    Behandlung von Patienten mit verlagerten Zähnen, Zahnüber- und Zahnunterzahl

•    Skelettale Verankerung für Kieferorthopädische Behandlungen

•    Diagnostik und Behandlung von Tumorerkrankungen und
      Gefäßfehlbildungen des Kindesalters (gemeinsam mit der Kinderklinik)

•    Korrektur von Schädelfehlbildungen
     (gemeinsam mit der Klinik für Neurochirurgie): kraniofaziales Programm

•    Nachsorge aller stationär und ambulant behandelter Kinder

Sektionsleitung LKG:

OÄ Dr. S. Wriedt (Poliklinik für Kieferorthopädie)

OÄ PD Dr. Dr. J. Heider (Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen)

Termin der Sprechstunde:

Donnerstag 9-12 Uhr

Ort

Ambulanz im 5. Stock der Zahnklinik, Hauteingang Geb. 901

Terminvereinbarung

06131 17-3080 oder per  E-Mail ( ambulanz-mkg@unimedizin-mainz.de)
Auf den folgenden Seiten finden Sie weiterführende Information zum Thema.

Ansprechpartner

PD Dr. Dr. Julia Heider                                           Dr. Susanne Wriedt

Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas                        Univ.-Prof. Dr. Christina Erbe

Interdisziplinäre Sprechstunde für Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Kindersprechstunde

Das Mainzer Konzept der schrittweisen, intensiven Behandlungen basiert auf über dreißigjähriger Erfahrung und wird immer wieder durch neuste wissenschaftliche Erkenntnisse behutsam korrigiert.

Bei der Rehabilitation der Patienten steht für uns Teamwork im Vordergrund. Das Motto lautet: "Generelles Wissen bei spezialisiertem Handeln".

Bei der Betreuung bis zum Abschluss des Wachstums ergänzt das begleitende Beobachten der Entwicklung (sechsmonatige bis jährliche Kontrollen) die möglichst kurzen, intensiven Behandlungsphasen in den verschiedenen Fachgebieten.

Der hier dargestellte zeitliche Ablauf dient einer ersten Übersicht. Die Zeiten der Behandlungsschritte orientieren sich im Mainzer Konzept individuell an der Entwicklung des Kindes.


Mainzer LKG-Behandlungszeitplan
Behandlungs-
phasen
KieferorthopädieMKG-ChirurgiePhoniatrie, Pädaudiologie, HNOLogopädie
vor der Geburt/
erste Lebenswochen
ErstberatungErstberatung
1. LebenswocheMund-, Nasen-Trennplatte
ab 3. MonatMund-, Nasen-TrennplatteLippenverschluss
9.-12. MonatMund-, Nasen-TrennplatteGaumenverschlussvor OP: Hörtest
in OP: ggf. Paukenröhrchen
nach OP: ggf. Hörtest
Sprachfragebogen
(mit 12, 15,
18, 21 Monaten)
18. MonatUntersuchung
3. GeburtstagUntersuchung, Hörtest, ggf. Logopädie
5.-6. Lebensjahrggf. Frühbehandlungggf. KorrekturenUntersuchung, Hörtest, ggf. Logopädie
8.-12. LebensjahrDehnenKieferspaltosteoplastik
12.-15. LebensjahrKieferorthopädische Hauptbehandlung
ab 16. Lebensjahrggf. Nasenkorrektur
ab 17. Lebensjahr

ggf. kombinierte kieferorthopädie/
kieferchirurgische Behandlung

ggf. kombinierte kieferorthopädische/
kieferchirurgische Behandlung

Eine generelle Übersicht haben die an der Rehabilitation der Spaltbildung beteiligten wissenschaftlichen Gesellschaften des Deutschen interdisziplinären Arbeitskreis für Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten/Kraniofaziale Anomalien in den Broschüren für Kinder und für Erwachsene zusammengestellt.
Auf der folgenden Seite finden Sie weiterführende Information zu den Besonderheiten der Behandlung im Mainzer Team.

Hier der Link zur Selbsthilfevereinigung für Lippen-, Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen e.V. .

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG-Spalten) gehören zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen und treten etwa in einer von fünfhundert Geburten auf. Trotz intensiver Forschung ist die Findung der Ursache noch nicht eindeutig gelungen. Die Ausprägung und die Formen der Spalten variieren individuell. Es können die Lippe, der Kiefer und der Gaumen einzeln oder in Kombination betroffen sein und ein- oder beidseitig auftreten. Bei den durchgehenden Spaltformen, die Kiefer und Gaumen betreffen, sind häufig neben dem äußeren Erscheinungsbild mehrere wichtige Funktionen wie Ernährung, Sprache und Gehör beeinträchtigt, sodass eine umfängliche Behandlung durch mehrere Spezialisten, die in einem Behandlungsteam eng zusammenarbeiten, notwendig ist.

Für uns sind die Kinder mit isolierten LKG-Spalten im eigentlichen Sinne gesunde Patientinnen und Patienten, und wir tun alles, damit sie die bestmögliche Versorgung und Unterstützung bekommen, um sich altersentsprechend entwickeln zu können.

Hier im Zentrum für Lippen- Kiefer-Gaumenspalten in Mainz bieten wir ein spezielles, interdisziplinäres Behandlungs- und Betreuungsschema an. Unsere Patientinnen und Patienten werden von der Geburt an bis zum Wachstumsende von unserem Behandlungsteam aus Spezialisten der verschiedenen Fachrichtungen individuell versorgt und begleitet.

Bei unserem Behandlungskonzept ist uns neben der Ästhetik die funktionelle Rehabilitation besonders wichtig. Für die Integration in das soziale Umfeld von Kita, Kindergarten und Schule ist die sprachliche Komponente mitentscheidend, weshalb wir einen frühen suffizienten Verschluss des Gaumens vor Spracherwerb anstreben. Somit kann die Sprache bereits mit den ersten Worten bei wiederhergestelltem Gaumen gesprochen, geübt und angewöhnt werden. Der Prozess wird von den Logopäden unseres Kompetenzteams unterstützt.

Die enge Zusammenarbeit besteht mit den Kliniken für Kinderheilkunde, Kieferorthopädie, Phoniatrie und Pädaudiologie, HNO, sowie den anderen Abteilungen der ZMK-Klinik.

Das betreuende Kernteam und die Sektionsleiterinnen sind Frau Dr. Wriedt (Kieferorthopädie) und Frau PD Dr. Dr. Heider (Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie), die wöchentliche interdisziplinäre Sprechstunde für die besonderen Patienten und Patientinnen mit dieser Fehlbildung betreuen.

In der ersten Woche:

Babys mit durchgehenden Spalten oder mit breiten Gaumenspalten versorgen wir möglichst bald nach der Geburt mit einer Mund-Nasen-Trennplatte (Trinkplatte), um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern und die Kiefersegmente für die ersten Operationen besser zu positionieren. Alle 4 Wochen wird die Platte kontrolliert und für das weitere Wachstum freigeschliffen.

Ein Elterninfomationsschreiben zu einer eingesetzten Trinkplatte finden Sie hier (Pdf , 307,4 KB).

Mit ca. 3 Monaten

Bei Babys mit einer Lippenspalte findet bereits mit ca. drei Lebensmonaten im Rahmen einer Operation der Lippenverschluss statt. Danach betreuen wir Sie so lange bei uns auf der Station, bis das Trinken wieder problemlos funktioniert, was in der Regel bereits am ersten Tag nach dem Eingriff der Fall ist. Das Legen einer Ernährungssonde ist nicht notwendig. Nach einer Woche werden dann ambulant die Fäden entfernt, dafür ist in der Regel eine Kurznarkose notwendig.



» Info an die Eltern:
In unserem Team werden die Kinder nach der Operation weiter mit dem Fläschchen ernährt. Es ist keine Ernährung über die nasogastralen Sonde notwendig.

Mit ca. 9 Monaten

Mit etwa neun Monaten werden in einer Operation Gaumen und Gaumensegel (harter und weicher Gaumen) verschlossen. Nach diesem Eingriff werden Sie für etwa 2 Tage auf unserer Station betreut, bevor Sie und ihr Kind wieder in ihr heimisches Umfeld zurückkehren können. In den Folgewochen erfolgen regelmäßige ambulante Kontrollen.

» Info an die Eltern: Auch wenn der Gaumen noch nicht verschlossen ist, kann Ihr Baby zur üblichen Zeit mit der Beikost beginnen. Da viele Kinder nach der Gaumenspaltoperation die Flasche verweigern, ist es hilfreich, wenn Ihr Kind schon zur Operation aus dem Becher trinken kann und Brei vom Löffel isst.
» Info an die Eltern: Vor dem Gaumenverschluss werden Kinder mit einer Spalte des Gaumens zur Beurteilung des Hörens in der Abteilung für Kommunikationsstörungen vorgestellt. Je nach Befund erhalten die Kinder während der Intubationsnarkose der Gaumenspaltplastik durch die Kollegen der Hals-, Nasen-, Ohrenklinik und Poliklinik eine Paukendrainage (Paukenröhrchen).

Mit 4-6 Jahren

Einige Kinder benötigen im späten Kindergartenalter (ca. 4-6 Jahre) eine kieferorthopädische Frühbehandlung, um Defizite der Kieferstellung auszugleichen und ein normales weiteres Wachstum zu gewährleisten. Meistens kommen hier herausnehmbare Apparaturen (lose Zahnspangen) zum Einsatz.



» Info an die Eltern:
Die bisher notwendige Abformung („Abdruck“) ersetzen wir immer häufiger durch einen 3D-Scan. 

» Info an die Eltern: Ein Röntgenbild ist in der Regel erst notwendig, wenn die bleibenden Schneidezähne (eventuell ohne den spaltnahen Zahn) durchgebrochen sind.

Mit 8-12 Jahren

In diesem Alter bereitet sich der bleibende Eckzahn auf seinen Durchbruch in die Mundhöhle vor. War der Kiefer von der Spalte betroffen, ist meistens kein entsprechendes Knochenangebot für den Zahn vorhanden.

Zur Vorbereitung auf den Verschluss der Kieferspalte (Kieferspaltosteoplastik) wird in einer ca. 6-9-monatigen kieferorthopädischen Behandlung der Oberkiefer auf die notwendige Breite gedehnt. Dies geschieht mit Hilfe herausnehmbarer oder festsitzender Apparaturen.

Anschließend wird durch das Einbringen von Eigenknochen (vom Beckenkamm) in die Kieferspalte diese verschlossen. Zu diesem Eingriff ist wieder ein stationärer Aufenthalt für etwa 3 Tage notwendig und eine Schonung des Beckens (Laufen mit Unterarmgehstützen) für die folgenden zwei Wochen. Eine „Verbandsplatte“ (dünne durchsichtige Schiene) schützt die Naht im Mund und stabilisiert die Kieferdehnung. Nun kann der Eckzahn durch den neuen Knochen wandern und der Zahnbogen kieferorthopädisch mit festsitzenden Apparaturen ausgeformt werden.


» Info an die Eltern:
Wir legen Wert darauf, dass Ihr Kind möglichst wenig in seinem Alltag und bei der Ausübung der Hobbys gestört wird, daher nehmen wir bezüglich des Operationstermins Rücksicht auf die Ferien und sportliche Aktivitäten.


» Info an die Eltern:
Die immer notwendige kieferorthopädische Behandlung mit festsitzenden Apparaturen versuchen wir in die Zeit zu legen in der auch die Klassen- und SportkammeradenInnen sich in kieferorthopädischer Behandlung befinden.

Nach Abschluss des Wachstums

Einige der Betroffenen wünschen sich im erwachsenen Alter eine operative Korrektur der Nasenform. Diese sehr individuell zu planenden Operationen sind Teil der Rehabilitation und werden aufgrund der funktionellen Beeinflussung (Nasenatmung) von den Krankenkassen bezahlt.

Ab dem 5. Lebensjahr bis ins erwachsenen Alter

Bei wenigen Patienten bleibt nach der ersten Gaumenoperation ein Restloch oder eine Bewegungsschwäche im Gaumensegel. Hier kann es notwendig werden, mit einer Korrekturoperation Sprache und Ernährung zu verbessern.

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zählen zu den seltenen Erkrankungen. Um Patienten mit seltenen Erkrankungen im Kindesalter interdisziplinär behandeln zu können wurde ein Zentrum für Lippen-, Kiefer- Gaumenspalten und kraniofaziale Anomalien gegründet (B-Zentrum). Es werden regelmäßig Fallkonferenzen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für seltene Erkrankungen (A-Zentrum) abgehalten, um die interdisziplinäre Therapie für den einzelnen Patienten zu besprechen und die individuellen Behandlungsabläufe festzulegen.

Das Team kümmert sich vom Moment der Diagnose an ganzheitlich um die gesamten Belange und veranlasst alles Notwendige.

So immens wicht die Behandlung der Spaltbildung im Gesicht einerseits ist, mindestens genauso wichtig ist die dauerhafte Akzeptanz, Aufnahme und Begleitung der betroffenen Familien mit ihren unterschiedlichsten, individuellen Bedürfnissen, die durch dieses Team gewährleistet wird.

Zum Zentrum für Lippen-, Kiefer-Gaumenspalten und kraniofaziale Anomalien gehören:

  • Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen (MKG)
  • Poliklinik für Kieferorthopädie (KFO)
  • Hals-Nasen-Ohrenklinik und Poliklinik – Plastische Operationen (HNO)
  • Abteilung für Kommunikationsstörungen (KfK)
  • Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde
  • Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung
  • Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
  • Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit
  • Klinik und Poliklinik Neurochirurgie (NC)
  • Klinik und Poliklinik für Neuroradiologie
  • Klinik und Poliklinik für Radiologie (Sektion Kinderradiologie)
  • Lehranstalt für Logopädie
  • Institut für Physikalische Therapie, Prävention und Rehabilitation
  • Institut für Humangenetik
  • Klinik für Anästhesiologie
  • Augenklinik und Poliklinik
  • Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychartrie und -psychotherapie