II. Gingiva

C. Klinische Aspekte


1. Im Vergleich mit der Alveolarschleimhaut wird der Gingiva eine stabilere Lage am gingivalen Restaurationsrand zugeschrieben. Wenn gingivales Gewebe fehlt, kann mit Hilfe von Gingivatransplantaten eine neue Gingiva aufgebaut werden.

2. Im Vergleich mit älteren Menschen werden gingivale Restaurationsränder bei jüngeren Patienten mit höherer Wahrscheinlichkeit als Resultat der passiven Eruption exponiert.

3. Durch parodontale Sondierung wird der reale anatomische Sulkus oder die Taschentiefe ungenau eingeschätzt. Im allgemeinen wird durch die Sondierungstiefe der anatomische Sulkus oder die Taschentiefe überschätzt, weil die Sonde in Wirklichkeit entzündetes Gewebe durchstößt. Je größer die Entzündung, desto größer das Ausmaß der Sondenpenetration. Eine durch parodontale Behandlung erzielte Entzündungsreduktion kann die Sondierungstiefe durch eine reduzierte Sondenpenetration verringern, ohne notwendigerweise eine neue Befestigung der parodontalen Gewebe am Zahn bewirkt zu haben.

4. Eine gingivale Entzündung führt zur Bildung eines Entzündungsexsudats, das vom entzündeten Bindegewebe in den gingivalen Sulkus oder die Tasche fließt. Es wurde berichtet, dass, innerhalb bestimmter Grenzen, die Sulkusflüssigkeitsflussrate um so größer ist, desto größer sich die Entzündung darstellt. Diese gingivale (oder Sulkus-) Flüssigkeit enthält Entzündungszellen, lysosomale Enzyme und verschiedene Nebenprodukte des Entzündungsprozesses. Einige dieser Produkte wie z.B. Enzyme und verschiedene Zytokine haben im Blickpunkt von Studien gestanden, die die Entwicklung besserer diagnostischer Tests zum Ziel hatten.

5. Gingivale Gesundheit wird primär durch die Kontrolle der mikrobiellen Akkumulation an den Zähnen gewährleistet. Der Massageeffekt von Zahnreinigungsmaßnahmen für die Gewebegesundheit ist minimal. Die Fähigkeit von Reinigungsmaßnahmen, bakterielle Biofilme (oder Zahnplaque) zu entfernen, bewahrt die Gewebe vor einer Entzündung.

6. Überhängende Füllungen tragen zu einer Parodontalerkrankung hauptsächlich durch die Begünstigung einer Bakterienanhäufung und weniger durch eine direkte Gewebeirritation bei.