D. Developmental anomalies

IV. Zement

D. Entwicklungsanomalien


Es sind zahlreiche Zahnstrukturanomalien, die direkt oder indirekt auf Fehler im Entwicklungsprozess zurückgeführt werden können, beschrieben worden. Einige dieser Strukturanomalien werden in diesem Abschnitt wiederholt.

1. Schmelzperlen

Schmelzperlen sind lokalisierte Schmelzmassen, die sich ektopisch, typischerweise über der Wurzeloberfläche in enger Nachbarschaft zur Schmelzzementgrenze, entwickeln.

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Abb. 104 A: Extrahierter Oberkiefermolar mit großer Schmelzperle (EP) direkt apikal der Schmelzzementgrenze (CEJ). Schmelzperlen in dieser Region können die Anheftung von bakteriellen Biofilmen befördern, die wiederum zu schweren parodontalen Läsionen führen können. Dieser Zahn ging aufgrund eines solchen Problems verloren. Im Gegensatz zu Zahnstein kann eine Schmelzperle, die ihm röntgenologisch ähnelt, nicht durch Scaling entfernt werden. Um die normale Zahnkontur wieder herzustellen, muss die Schmelzperle weggeschliffen werden.               



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  (4874 bytes)Abb. 104 B: Histologischer Schnitt durch eine mikroskopische Schmelzperle (E). Die Perle ist ein flacher Schmelzfleck auf dem Dentin (D) und von ansonsten normalem Zement (C) umgeben. Sie befindet sich direkt apikal der Schmelzzementgrenze. Diese Anomalie scheint die Folge eines lokalisierten Versagens der Hertwigschen Epithelscheide zu sein, sich von dem Dentin zu trennen. Ein verlängerter Dentinkontakt stimuliert vermutlich dieses odontogene Epithel zur Sekretion von Schmelz, wenn auch in begrenzter Menge, und verhindert gleichzeitig die normale Zementablagerung durch benachbarte Zementoblasten. Die Schmelzperle ist von einem reduzierten Schmelzepithel (REE) überzogen. Epithelzellreste (ECR) sind nahe dem normal gebildeten benachbarten Zement erkennbar.   


2. Schmelzprojektionen

enamelpra2_sm.jpg (3649 bytes)Abb. 105 (mit freundlicher Genehmigung von Dr. James Deschner): Wenn die Amelogenese nach Ablagerung des Kronenschmelzes nicht abgeschaltet wird, kann das Schmelzorgan fortfahren, Schmelz über dem Wurzeldentin zu bilden. Dieser zusätzliche Schmelz hat oft die Form eines Schmelzsporns, der in die Furkation von mehrwurzligen Zähnen vorspringt. Diese Schmelzprojektionen können den Beginn von parodontalen Läsionen in den betroffenen Furkationen fördern. Eine erfolgreiche Behandlung der durch diese Anomalie hervorgerufenen parodontalen Taschen erfordert das Wegschleifen dieser Schmelzprojektion. Durch Wiederherstellung der normalen Zahnkontur und Exposition des darunterliegenden Dentins ist es wahrscheinlicher, dass die Läsion mit Hilfe von New Attachment-Verfahren erfolgreich beseitigt wird.


3. Hyperzementose

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Abb. 106: Unter einer Hyperzementose (HC) versteht man die übergroße Ablagerung von zellulärem Zement im apikalen Wurzeldrittel eines oder mehrerer Zähne. Solche Ablagerungen führen zu knollenartigen Wurzelvergrößerungen, die bei Zahnextraktionen, wenn solche notwendig werden sollten, Probleme hervorrufen können. Die Ursache für diese Anomalie ist nicht bekannt.


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Abb. 107: Röntgenologische Darstellung von Oberkieferseitenzähnen mit einer Hyperzementose (HC)
 


4. Zementikel

Zementikel sind kleine sphärische Zementpartikel, die frei im Desmodont in der Nähe der Zementoberfläche liegen können. Diese werden als freie Zementikel bezeichnet. Zementikel können auch der Zementoberfläche anhaften (adhärente Zementikel) oder in die Zementschicht eingeschlossen sein (interstitielle Zementikel).

Zementikel können aus fibrillärem oder afibrillärem Zement bzw. einer Mischung aus beiden Zementarten bestehen. Sie sind gewöhnlich azellulär. Ihre Ätiologie ist unbekannt.

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Abb. 108: Histologischer Schnitt durch ein freies (FC) und ein adhärentes (SC) Zementikel. Es ist möglich, dass freie Zementikel nahe der Zementoberfläche als adhärente Zementikel ins Zement inkorporiert werden, wenn die Zementschicht durch Apposition auf ihrer Oberfläche an Dicke zunimmt. Nach einer gewissen Zeit könnte ein adhärentes Zementikel als interstitielles Zementikel in die Zementschicht eingeschlossen werden.

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Abb. 109
(aus Schroeder, H.E.,1986): Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme einer Wurzeloberfläche mit zahlreichen adhärenten Zementikeln. Das in dieser Aufnahme hervorgehobene kleine Zementikel ist in dem großen Rundbild vergrößert dargestellt. Beachten Sie das Größenverhältnis zwischen dem Zementikel und den ihn umgebenden Sharpeyschen Fasern.


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Abb. 110
(aus Schroeder, H.E.,1986): Interstitielles Zementikel (CTC) innerhalb einer dicken Zementschicht. Appositionslinien spiegeln die zyklische Natur der Zementablagerung wider. Adhärente Zementikel können, sobald sie exponiert wurden, Zahnstein ähneln und eine Parodontalerkrankung fördern. Interstitielle Zementikel besitzen keine klinische Relevanz und sind lediglich von akademischem Interesse.