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Verengung des Koronarvenensinus bei refraktärer Angina pectoris

Flyer: Behandlung der therapierefraktären Angina Pectoris/Sinus Reducer (Pdf , 3,5 MB)

Seit dem Jahr 2018 bietet unser Zentrum ein neuartiges und innovatives  Verfahren zur Therapie der schweren, behandlungsresistenten Angina Pectoris an: die kathetergestützte Verengung der Herzvene (Koronarvenensinus, lat. Sinus coronarius).

Hintergrund
Auch unter optimaler interventioneller Therapie mittels Herzkatheter und möglicher Implantation einer Gefäßstütze (Stent) sowie operativer Behandlung mittels Bypass leidet ein gewisser Anteil an Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (Verengung der Herzkranzarterien) weiterhin an mehr oder weniger häufig auftretenden behandlungsresistenten (therapierefraktären) Angina Pectoris Beschwerden. Diese Beschwerden entstehen aufgrund einer Minderdurchblutung des Herzmuskels und äußern sich typischerweise durch ein Druckgefühl oder Schmerzen im Bereich der Brust. In Langzeitergebnissen großer Studien lag dieser Anteil bei über 20%! Auch wenn die Sterblichkeit der Betroffenen nicht erhöht ist und Medikamente in vielen Fällen hilfreich sind, treten dennoch bei einigen Patienten Symptome samt einer eingeschränkten Belastbarkeit auf. Dies geht mit einem deutlichen Verlust an Lebensqualität einher.

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Behandlungsmethode

Bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde zunächst in Studien die Wirksamkeit des Vorgehens belegt, den Rückfluss des Blutes aus den Herzkranzgefäßen durch eine Verengung der Herzvene zu verlangsamen und dadurch die Sauerstoffausschöpfung des Herzmuskelgewebes zu verbessern. Dieser Eingriff konnte damals nur im Rahmen einer Operation am offenen Herzen durchgeführt werden. Durch die Einlage eines speziellen, sanduhr-förmigen Drahtgeflechts (koronares Sinus Reducer System) ist eine solche Behandlung heute auch im Herzkatheterlabor möglich. Das Neovasc Reducer® System wurde im Jahr 2011 zur Behandlung der therapierefraktären Angina pectoris zugelassen. Erste Ergebnisse im Rahmen einer randomisierten klinischen Studie zeigten, dass mehr als 70% der behandelten Patienten von der komplikationsarmen, minimalinvasiven Behandlung profitierten. Von einer ausschließlich medikamentösen   Behandlung profitierten demgegenüber nur 42% der Patienten. Aktuelle Daten aus klinischen Registerstudien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Das Sinus Reducer System kann die Beschwerden therapierefraktärer Angina Pectoris Episoden lindern und die Belastungstoleranz samt Lebensqualität verbessern. Eine merkliche Besserung der Beschwerdesymptomatik kann sich 6 Wochen bis 3 Monate nach der Behandlung zeigen. Die Zeitspanne variiert jedoch von Patient zu Patient.

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Ablauf

Dem Verfahren geht in jedem Falle eine Prüfung der medizinischen und anatomischen Eignung voraus. Diese kann durch unsere Klinik oder einen niedergelassenen Kardiologen erfolgen. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann die Behandlung geplant werden. Das koronare Sinus Reducer System wird über einen Katheter (ein dünner, flexibler Plastikschlauch) zum Herzen vorgeschoben. Der Zugang zum Herzen erfolgt dabei unter lokaler Betäubung über ein Blutgefäß am Hals, welches zu Beginn der Behandlung punktiert wird. Am Herzen angekommen, wird das sanduhrförmige Drahtgeflecht in   der Herzvene freigesetzt. Dort moduliert es kontrolliert den Blutfluss und erhöht den Druck in der Herzvene. Bereiche des Herzmuskels, die zuvor nur unzureichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt wurden, werden anschließend vermehrt durchblutet. Diese Steigerung des Blutflusses trägt zur Linderung der Angina Pectoris Episoden bei. Die Untersuchung dauert etwa 30 Minuten.

Gesundheitssystem

In der Vergangenheit wurden die Kosten für diesen hochinnovativen Eingriff nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Patienten konnten daher bisher nur im Rahmen von klinischen Studien von dem Verfahren profitieren. Im Jahr 2018 ist es uns gelungen, eine Vereinbarung zur Kostenübernahme mit den gesetzlichen Krankenkassen (NUB, Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden ) abzuschließen. Im September 2018 wurden anschließend die ersten Patienten mit sehr gutem Ergebnis in unserer Klinik behandelt.


Wir freuen uns darüber, unseren Patienten eine Behandlung mit dem koronaren Sinus Reducer System anbieten zu können. Unser Behandlungsspektrum an katheterbasierten Verfahren für die Therapie der koronaren Herzerkrankung wird hiermit um eine weitere wertvolle Methode erweitert.