Auftaktveranstaltung zum Projekt AWMF-Leitlinienentwicklung "Behandlungsempfehlungen Katastrophenmedizin"

Das "Kompetenzzentrum medizinischer Bevölkerungsschutz" der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz  erhielt vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) den Forschungsauftrag, präklinische Behandlungsleitlinien nach den Vorgaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) für den Einsatz in katastrophenmedizinischen Schadenslagen der Versorgungsstufen 3 und 4 zu entwickeln (z.B. schwere Unglücke mit mehreren hundert Verletzten und Erkrankten, Naturkatastrophen oder Amok- und Terrorlagen).

Zur konstituierenden Sitzung der Leitlinienkommission trafen sich am 18. Juni 2019 Experten aus ganz Deutschland in der Universitätsmedizin Mainz, um die gemeinsame Entwicklung von Behandlungsleitlinien für die präklinische Behandlung in Katastrophenlagen vorzubereiten. Vertreter von an der primären Versorgung von Verletzten und Erkrankten in Großereignissen oder Katastrophen eingebundenen medizinischen Fachgesellschaften, Hilfsorganisationen und Verbänden folgten der Einladung zum Auftakttreffen, unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, ebenso wie Vertreter der Bundeswehr, verschiedener Hilfsorganisationen und der Feuerwehr. Im Anschluss an diesen Text sind alle an der AWMF-Leitlinie beteiligten Organisationen aufgeführt.

Nach der Vorstellung des vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe geförderten Forschungsprojektes, fand die Einführung in die Methodik der AWMF statt. Dann begann eine konstruktive Diskussion über die Notwendigkeit zur Klärung von Begriffsdefinitionen, Rahmenbedingungen und Umfang des ambitionierten Projektes. Da in Deutschland noch keine medizinischen Behandlungsleitlinien für Katastrophen existieren, wird dies ein Pilotprojekt für die Katastrophenmedizin sein. Ein etabliertes Verfahren in Deutschland ist bereits die Sichtung mit der Einteilung in Sichtungskategorien und den sich daraus ergebenden Behandlungsprioritäten, empfohlen durch die Sichtungs-Konsensus-Konferenzen (unter Leitung der Schutzkommission und des BBK). Die anschließende Behandlung soll schnellstmöglich wieder auf individualmedizinischem Niveau stattfinden. Um dies zu erreichen benötigen die Einsatzkräfte die Behandlungsleitlinien für Katastrophenmedizin.

Die Leitlinien-Kommission wird sich in den nächsten Monaten in thematisch gegliederten Arbeitsgruppen mit der Entwicklung entsprechender Behandlungsleitlinien beschäftigen. Dazu wird Literatur recherchiert, bewertet und diskutiert. Anschließend werden die Behandlungsempfehlungen in einem Konsensus-Verfahren (Delphi-Prozess)  abgestimmt und durch groß angelegte "real-life" Simulationen hinsichtlich Praktikabilität und Effizienz überprüft. Daraufhin findet eine Überarbeitung der Behandlungsempfehlungen statt und es schließt sich ein erneuter Konsensus-Prozess an. Abschluss des Projektes bildet die Veröffentlichung der Empfehlungen als AWMF-Leitlinie (AWMF-Registernummer 001-043). Der Projektzeitraum erstreckt sich bis Ende 2020, die finanzielle Unterstützung durch das BBK beträgt 299.900,00€.