Der Medizincampus Trier (MCT) der Universitätsmedizin Mainz wurde am 19.10.2020 offiziell eröffnet und bietet seit dem Wintersemester 2020/21 bis zu 30 Studierenden im Studiengang Humanmedizin die Möglichkeit, das 10. Semester in Trier zu absolvieren. Zum Sommersemester 2022 wurde das Angebot um das 9. Semester erweitert. Ab Sommersemester 2025 wird das Angebot um das 8. Fachsemester und ab Wintersemester 2025/26 um das 7. Fachsemester erweitert. 

Zudem wird den Studierenden die Möglichkeit geboten auch ihr unmittelbar anschließendes Praktisches Jahr an den Trierer Krankenhäuser durchzuführen.

Kürbispunktion in der Radiologie

Eine außercurriculare Veranstaltung.

Am 18. November trafen wir Studierende des Medizincampus Trier uns in der Radiologie des Klinikum Mutterhauses. Chefarzt Prof. Dr. Dr. Bodelle hatte uns zu einer freiwilligen, hochinteressanten Übungspunktion eingeladen. Da wir noch keine fertig ausgebildeten Ärzte sind und man uns (noch) nicht auf Patienten loslässt, wurden zu Übungszwecken Kürbisse ausgewählt, die sich dank ihres faserigen Fruchtfleisches und ihrer Kerne gut für eine Punktion eignen. Mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Lörscher, einem erfahrenen MTRA, wurden die Kniffe und Feinheiten der Computertomographie gezeigt. Durch die vorangegangene Vorlesung zum Thema „abdominelle Interventionen im CT“ hatten wir den nötigen theoretischen Hintergrund und konnten uns vollkommen auf den praktischen Aspekt der Punktion konzentrieren.

Während Prof. Bodelle und Herr Lörscher den Ablauf und die Einstellung einer CT erklärten, wurde das Übersichtsbild (Topogramm) der Kürbisse „gefahren“. Anhand dieses Übersichtbildes konnte man nun am Computer das eigentliche Schnittbildverfahren, die Computertomographie, planen. Nachdem diese gelaufen war und der richtige Kontrast eingestellt wurde, das sog. „fenstern“, durften wir uns einen Kürbiskern aussuchen, den wir gerne punktieren würden. Nach einer kurzen Überlegung suchten wir uns einen zentral, in der Tiefe gelegenen Kern aus und diskutierten, wie dieser nun am besten punktiert werden könnte. Anschließend fuhren wir mit der Liege des CT millimetergenau auf die ausgesuchte Position, damit Kürbisposition und Bildposition übereinstimmten. Lasermarkierungen und ein frei beweglicher Bildschirm am Gerät dienten als Einstellhilfe und zur Überprüfung. Durch eine Markierungshilfe, die wir temporär an der späteren Punktionsstelle anklebten und durch ein weiteres Schnittbild von dieser Position konnten wir nun den exakten Punktionswinkel und -ort festlegen.

Nachdem die Punktionsstelle am Kürbis markiert und desinfiziert wurde, konnte nun der invasive Teil der Intervention beginnen. Durch Spritzen eines Lokalanästhetikums sollten dem Patienten bzw. unserem Kürbis Schmerzen durch die tiefe Punktion erspart bleiben. Nach einer kurzen Einwirkzeit durchstachen wir die Schale des Kürbisses und drangen ins Innere vor, möglichst in dem Winkel und in der Länge, die wir vorher festgelegt haben. Wie schwierig das ist, sahen wir rasch an einem Kontrollschnittbild. Trotz gutem Gefühl bei der Punktion, stimmte der Winkel nicht mehr überein und wir hätten am Ziel vorbeipunktiert. Also wieder in den Untersuchungsraum rein, etwas korrigiert, wieder raus und es erfolgte ein neues Kontrollbild. Nach einigem Hin und Her, diversen Kontrollbildern und Nadelkorrekturen, hatten wir endlich unseren Kürbiskern getroffen und konnten nun eine „Gewebeentnahme“ mittels Biopsienadel vornehmen. Hierbei kann die Punktionsnadel zur Führung genutzt werden, um auch mit der Biopsienadel direkt an den Kern zu gelangen. Weil ein Kürbis nun eben doch kein Mensch ist, gestaltete sich die Gewebeentnahme aufgrund der Beschaffenheit des Kürbiskernes als etwas schwierig, gelang letztlich aber doch. Zur „histologischen Untersuchung“ fixierten wir die Probe in Formalin und füllten einen entsprechenden Anforderungsschein aus. Um nochmal die Absorptionseigenschaften von Wasser und jodhaltigem Kontrastmittel im Kontext mit den Hounsfield-Units zu verdeutlichen, spritzten wir etwas davon über die Punktionsnadel in den Kürbis und machten einige Kontrollbilder. Hier sah man den deutlichen Unterschied zwischen Kontrastmittel, weiß und hell leuchtend im Bild, und Wasser, eher grau und unauffällig. Anschließend fuhren wir eine Abschluss-CT und konnten genau unseren Punktionsweg, den punktierten Kern und die Verteilung des Wassers und des Kontrastmittels beurteilen.

Während dieser außercurricularen Veranstaltung durften sich alle Teilnehmer an der Kürbispunktion beteiligen. Es wurde viel erklärt und gezeigt, wodurch wir einen sehr guten Einblick in die Praxis der Interventionen bekommen konnten. Schließlich bedankten wir uns noch einmal recht herzlich bei Prof. Bodelle und Herrn Lörscher, dass sie uns diese Möglichkeit geboten und sich die Zeit dafür genommen haben. Alles in allem war es eine sehr schöne und lehrreiche Erfahrung.

Yannik Förster