Akademische Trauerfeier für Prof. Fritz Kümmerle

Universitätsmedizin Mainz gedenkt des Begründers der Herzchirurgie in Mainz

Zu Ehren des am 06. Mai 2014 im Alter von 97 Jahren verstorbenen Prof. Fritz Kümmerle fand heute an der Universitätsmedizin Mainz eine akademische Trauerfeier statt. Prof. Kümmerle war von 1963 bis 1985 Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Mainz. Er gilt als Begründer der Herzchirurgie in Mainz und einer der Pioniere des Faches in Deutschland. So gehörte er hierzulande zu den ersten Chirurgen, die eine partielle und vollständige Entfernung der Bauchspeicheldrüse wagten.

Die Skepsis war groß mit der Anfang der 1960er-Jahre Chirurgen landauf landab die Herz-Lungen-Maschine beäugten. Nicht wenige hielten sie für eine abenteuerlich anmutende Technologie und zweifelten an ihrem Nutzen für die moderne Medizin – nicht so Prof. Fritz Kümmerle. Er war es, der das Potential der Herz-Lungen-Maschine schon früh erkannt hatte. Als erster Chirurg operierte er hierorts im Juni 1963 mit Unterstützung der Herz-Lungen-Maschine. Damit gilt er zugleich als einer der Wegbereiter dieser OP-Technik, die der Mainzer Einrichtung einen Platz unter den Pionierkliniken der modernen Herzchirurgie verschaffen sollte. Im Jahr 2014 ist die Technik der extrakorporalen Zirkulation nicht nur in der Mainzer Chirurgie, sondern deutschlandweit nicht mehr wegzudenken.

Der am 14. Februar 1917 in Göppingen geborene Prof. Kümmerle war aber nicht ausschließlich auf die Herzchirurgie fokussiert. So spezialisierte er sich im Laufe der Jahre auf die Chirurgie von Gallenwegen und der Bauchspeicheldrüse. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass er zu den ersten Chirurgen zählt, die eine partielle und vollständige Entfernung der Bauchspeicheldrüse durchführten. Seine herausragende Expertise in diesem Bereich begründete schließlich seinen Ruf als international geachteter Chirurg.

Nach Meinung des Wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, sind es herausragende Persönlichkeiten wie Prof. Kümmerle, die mit Mut und Entschlossenheit die medizinische Versorgung zum Wohle des Patienten voranbringen: „Prof. Kümmerle beschritt neue Wege und war dabei stets von einer zentralen Frage geleitet: Was ist im Interesse des Patienten beziehungsweise was nützt dem Patienten? Seine Lebensleistung ist ohne Zweifel überaus respektabel. Für viele jüngere Kollegen war er Vorbild und Mentor und hat sie mit seinem Wesen geprägt.“

„Die Leidenschaft, Faszination und Hingabe, mit der er sein Fach gelebt hat, wusste Prof. Kümmerle auch auf andere, vor allem junge Ärzte, zu übertragen. Ich habe ihn als tapferen Menschen erlebt, der auf andere Menschen zuging und Brücken bauen konnte“, sagt Univ.-Prof. Dr. Christian F. Vahl.

„Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz erinnert dankbar Prof. Fritz Kümmerles aktives Mitwirken und Mitgestalten in verschiedensten Kommissionen der Hochschule“, betont Univ.-Prof. Dr. Mechthild Dreyer, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. „Darüber hinaus hat sich mir persönlich seine außergewöhnliche Fähigkeit eingeprägt, menschliches Leben und ärztliches Handeln im Horizont philosophischer Einsichten zu reflektieren, um so ein ganzheitliches Bild von der komplexen Situation zu gewinnen, in die ärztliches Handeln hineingestellt ist.“

Der ehemalige Dekan des Fachbereichs Medizin der Philips-Universität Marburg, Univ.-Prof. Dr. Matthias Rothmund, sagt: „Prof. Fritz Kümmerle gehörte fraglos zu den führenden Chirurgen seiner Zeit. Die Mainzer Chirurgische Klinik machte er zu einem über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Zentrum für die operative Behandlung von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, des Darmes und endokriner Tumore. In der klinischen Forschung gehörte er zu einer kleinen Gruppe, die weltweit den Fortschritt in seinem Spezialgebiet repräsentierten. Seine Eloquenz und sein didaktisches Geschick machten seine Vorlesungen zu einer der Attraktionen des Medizinstudiums in Mainz. Zu Kümmerle ging man. Es war nur folgerichtig, dass er zahlreiche Ehrungen im In- und Ausland erhielt.“

„Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie trauert um eine ihrer großen Chirurgenpersönlichkeiten, Präsident der Gesellschaft 1973 und ihr Ehrenmitglied. Als chirurgischer Forscher, akademischer Lehrer und empathischer Kliniker hat er unserem Fach viele wegweisende Impulse gegeben. Darüber hinaus galt sein besonderes Interesse der Ethik in der chirurgischen Entscheidungsfindung, dem Kernthema seines Kongresses, wobei er auch frühzeitig und vorausschauend auf das sich verstärkt abzeichnende Spannungsfeld zwischen Ökonomisierung und Humanität im Gesundheitswesen hingewiesen hat. Prof. Kümmerle hat in wichtigen Funktionen Großes für die Chirurgie und die Chirurgen geleistet und viel zum Ansehen der deutschen Chirurgie beigetragen“, unterstreicht der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Prof. Hartwig Bauer.

Auf Wunsch des Vorstandes fertigte Cyrus Overbeck, der Begründer des narrativen Realismus ein Portrait von Prof. Kümmerle an. Dieses wurde bei der Trauerfeier an der Universitätsmedizin übergeben. Es handelt sich um ein Ölgemälde auf Leinwand mit den Maßen 220 mal 170 cm. „Meine Intention war es, ihn kraftvoll und alterslos erscheinen zu lassen und nahezu die zeitlose Gültigkeit von Menschen wie Prof. Kümmerle, die ihr Leben ganz in den Dienst der Wissenschaft gestellt und damit Dienst am Mitmenschen und der Gesellschaft geleistet haben, zu würdigen“, betont Cyrus Overbeck.

 

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