Suizidprävention bei Krebspatient*innen und -überlebenden stärken

Die Deutsche Krebshilfe fördert ein Projekt der Universitätsmedizin Mainz mit über 340.000€

Wissenschaftler*innen der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz haben von der Deutschen Krebshilfe eine dreijährige Förderung für das Projekt TASC („Together against suicidal ideation and behavior in cancer patients“ – „Gemeinsam gegen Suizidgefährdung bei Krebspatient*innen“) erhalten. Dieses soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Suizidprävention in der Onkologie fördern. 

Eine Krebsdiagnose wird häufig als tiefer Einschnitt im Leben wahrgenommen und löst Gefühle von Angst und Hilflosigkeit aus, die sich zu seelischen Krisen zuspitzen können. Private und professionelle Unterstützung, zum Beispiel durch Psychoonkolog*innen, hilft bei der Krankheitsbewältigung. Dennoch sind Krebspatient*innen und -überlebende nach internationalen Studien im Vergleich zu anderen Personen besonders gefährdet, Suizidgedanken zu berichten und selbstschädigende Handlungen umzusetzen.

„Suizidalität ist ein Zeichen großer Hoffnungslosigkeit und als unerträglich empfundenen Leidens. Sie muss auf jeden Fall ernst genommen werden. Es gibt aber vor allem in Deutschland noch zu wenige empirische Studien, die das Zusammenwirken medizinischer und psychologischer Risiko- und Schutzfaktoren bei Krebskranken und -überlebenden untersuchen“, erklärt Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel. „Entsprechende Forschung ist eine unerlässliche Grundlage effektiver, risikoadaptierter Präventions- und Interventionsmaßnahmen.“

TASC nimmt sowohl die Betroffenenseite als auch die der medizinischen Versorgung in den Blick: Die Wissenschaftler*innen werden eine bessere empirische Grundlage für Prävalenzschätzungen von Suizidgedanken und -handlungen erarbeiten und spezifische Risiko- und Schutzfaktoren im Kontext von Krebserkrankungen untersuchen. Zudem werden sie erforschen, wie in der (onkologischen) Praxis mit Suizidalität umgegangen wird. Die gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse sollen präzisere Risikoeinschätzungen ermöglichen, Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen und medizinisches Personal im Umgang mit dem Thema stärken.

Unter der Leitung von Dr. Mareike Ernst von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz widmen sich die Forscher*innen insbesondere folgenden Fragen: Welche Risikofaktoren lassen sich bei Krebspatient*innen und -überlebenden identifizieren und was trägt zur Resilienz bei, d. h. der psychischen Widerstandskraft gegenüber den oft schwerwiegenden Belastungen? Welche dieser Einflüsse sind (z. B. durch psychoonkologische Hilfen) veränderbar? Werden psychisch belastete Krebspatient*innen in der Praxis leitliniengerecht zu lebensüberdrüssigen Gedanken befragt oder finden sich hier Berührungsängste und Vermeidungstendenzen? Wissen Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen und Pflegende, wie sie ihre Patient*innen in seelischen Notlagen unterstützen können?

„Unsere Datengrundlage bilden Bevölkerungsstichproben und registerbasierte Kohorten, Psychotherapiestudien und Repräsentativbefragungen der deutschen Bevölkerung mit männlichen und weiblichen Krebskranken unterschiedlicher Krankheitsentitäten und Überlebensdauer. Ergänzend werden wir eine neue Patient*innenbefragung durchführen. Insgesamt planen wir, Daten von über 24.500 Personen zu nutzen.“ konkretisiert Dr. Mareike Ernst, Antragstellerin und Projektleiterin, das Vorhaben. „Um die Perspektive des Fachpersonals zu erfassen, werden wir aufbauend auf der detaillierten Analyse der Versorgung am Mainzer Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) eine größere Expert*innenumfrage durchführen, die uns Informationen zur überregionalen Lage liefern wird. Uns interessiert, welche Barrieren der Exploration von Suizidalität möglicherweise entgegenstehen. Behandelnde des psychosozialen und onkologischen Fachspektrums sollen für Suizidalität im Kontext von Krebs sensibilisiert und in einem professionellen Umgang damit unterstützt werden. Damit leistet das Projekt einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung und der Suizidprävention bei Krebspatient*innen und -überlebenden.“ 

Im Projekt „Together against suicidal ideation and behavior in cancer patients (TASC)“ forschen Wissenschaftler*innen der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz (Dr. Mareike Ernst, Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, Univ.-Prof. Dr. Elmar Brähler, PD Dr. Jörg Wiltink, PD Dr. Rüdiger Zwerenz) zusammen mit dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) (Univ.-Prof. Dr. Konstantin Strauch) der Universitätsmedizin Mainz und der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien (Assoc. Prof. PD Dr. Nestor Kapusta). Der Start des Projekts ist für März 2022 geplant.

 

Kontakt: