Universitätsmedizin Mainz bietet spezielle Therapie für die Behandlung von Internet- und Computerspielsucht

Überregionale Studie „STICA“ untersucht Behandlungserfolge

 

Die Grüsser-Sinopoli Ambulanz für Spielsucht der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz bietet Menschen, die an Internet- und Computerspielsucht leiden, eine neuartige, speziell abgestimmte Verhaltenstherapie an. Die genauen Wirkmechanismen und Effekte dieser speziellen strukturierten verhaltenstherapeutischen Behandlung für Internet- und Computerspielsucht werden in der Studie „Short-term Treatment of Internet- and Computer game Addiction“ (STICA) untersucht. Diese Multi-Center-Studie wird in der Mainzer Ambulanz für Spielsucht (Koordination) und drei kooperierenden Behandlungszentren, dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI), dem Universitätsklinikum Tübingen und dem Wiener Anton Proksch Institut,  durchgeführt. STICA wird im Rahmen des Programms „Klinische Studien“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, so dass die Behandlung für die Betroffenen kostenlos ist. Das Therapieangebot richtet sich an Personen im Alter von 17 bis 45 Jahren, deren Internet- bzw. Computerspielkonsum exzessiv ist und die diesen alleine nicht kontrollieren können. Betroffene, die sich für dieses Angebot interessieren, können sich telefonisch unter  06131-176064 oder per E-Mail  hotline.verhaltenssucht@unimedizin-mainz.de für die Studie anmelden.

Die Nutzung des Internets ist für große Teile der Bevölkerung fester Bestandteil des beruflichen und/oder privaten Alltags. Im Zuge der kontinuierlich ansteigenden Internetangebote und der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten im World Wide Web (z.B. E-Mail, Chatten, Recherche, Shopping, Spiele, Filme, Poker) wird es für einen Teil der Nutzer jedoch zunehmend schwieriger oder gar unmöglich, die eigene Nutzungszeit zu kontrollieren oder zu begrenzen. Die Betroffenen entwickeln ein problematisches oder sogar abhängiges Internetnutzungsverhalten.

Aus der exzessiven und im schlimmsten Fall obsessiven Nutzung können soziale Konflikte (z.B. Streit mit Familienangehörigen und Partnern) oder allgemeine negative Konsequenzen (z.B. Abbruch von Ausbildung oder Studium bzw. Jobverlust durch Fehlzeiten) resultieren. Denn die Folgen der Internet- und Computerspielsucht sind jenen anderer Süchte ähnlich: Die Süchtigen sind in ihrem Denken und Handeln allein auf ihren Konsum fokussiert, werden unruhig und aggressiv (Entzugserscheinungen), wenn sie länger nicht spielen können und sie vernachlässigen ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen, ihre nicht-virtuellen sozialen Kontakte und ihre körperlichen Bedürfnisse wie Schlaf, Essen und auch die Hygiene.

Diese Suchtform gilt in Fachkreisen als neue gesellschaftliche Problematik, da die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren stetig zugenommen hat.  Die Therapie der Internet- und Computerspielsucht selbst, ist allerdings noch ein sehr junges Behandlungsfeld, so dass deutschlandweit nur wenige Einrichtungen über spezielle Therapieangebote verfügen. Die Ambulanz für Spielsucht forscht bereits seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Verhaltenssüchte und bietet seit 2008 Beratungs- sowie Therapieangebote für diese Patientengruppe an.

Mit der aktuellen STICA-Studie, die die genauen Wirkmechanismen der manualisierten verhaltenstherapeutischen Behandlung untersucht, bietet die Ambulanz für Spielsucht ein wissenschaftlich fundiertes Verhaltenstherapiekonzept zur kostenlosen Behandlung der Internetsucht an. Es wurde von den Mitarbeitern der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz auf der Basis zahlreicher wissenschaftlicher Studien und der erfolgreichen Vorreiterrolle in der ambulanten Behandlung entwickelt. Mitte des Jahres wird das spezielle Therapieprogramm als Fachbuch, inklusive Arbeitsmaterialien, veröffentlicht (Wölfling K., Jo C., Bengesser I., Beutel M.E., Müller K.W.: „Computerspiel- und Internetsucht: Ein kognitiv-behaviorales Behandlungsmanual“, ab Mitte 2012 im Kohlhammer Verlag erhältlich).  .de

Ziel der Multi-Center-Studie ist es, die aktuell bestehende Versorgungslücke in den beteiligten Regionen zu schließen und Betroffenen die notwendige professionelle Hilfe anzubieten. „Die Ambulanz für Spielsucht der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz kann auf der Basis ihrer umfassenden Erfahrung die ständig neu gewonnenen Erkenntnisse aus Forschung und Praxis bei der Behandlung von betroffenen Personen umsetzen. Daher möchten wir Betroffene ermutigen, uns zu kontaktieren und unser Therapieangebot im Rahmen unseres STICA-Projektes in Anspruch zu nehmen“, so Univ.-Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Manfred Beutel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz.

„Es geht uns nicht um einen völligen, dauerhaften Entzug des Suchtgegenstandes. Vielmehr gilt es, die Ursachen für die Verhaltenssucht zu behandeln und einen selbstverantwortlichen Umgang mit dem Medium Internet zu erreichen“, ergänzt Dr. Klaus Wölfling, Psychologischer Leiter der Grüsser-Sinopoli Ambulanz für Spielsucht.

Für Betroffene und deren Angehörige bietet die Grüsser-Sinopoli Ambulanz für Spielsucht unter der Telefonnummer 0180 1529529 eine kostenlose Hotline „Verhaltenssucht“ an, die jeweils montags bis freitags von 12 bis 17 Uhr für Sorgen und professionelle Beratungen im Bereich Internet- und Computerspielsucht als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Unter der Nummer der Hotline „Verhaltenssucht“ können sich die Patienten auch zur Teilnahme an der Studie anmelden oder weiterführende Informationen erhalten.

Weitere Informationen:
Dipl.-Soz. Michael Dreier
Wissenschaftliche Mitarbeiter – Forschung & Projektmanagement, Grüsser-Sinopoli Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz
Tel.: +49 (0) 6131 17- 5485, Fax 06131  17- 6439
E-Mail:  michael.dreier@unimedizin-mainz.de

 

Pressekontakt 
Barbara Reinke, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131  17-7428, Fax 06131  17-3496,
E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

 

Über die Ambulanz für Spielsucht
Die „Grüsser-Sinopoli Ambulanz für Spielsucht“ des Kompetenzzentrums Verhaltenssucht der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und  Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz zählt zu den bundesweit führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der Verhaltenssüchte. Sie war 2008 die erste ambulante Einrichtung mit einem gruppentherapeutischen Angebot für Computerspiel-/ Internetsüchtige und einer Beratungs-Hotline. Zudem weist sie eine langjährige Forschungsarbeit auf. Damit hat sie eine Vorreiterrolle bei der wissenschaftlichen Erforschung und Behandlung der Störungsbilder Glücksspiel-, Internet- und Computerspielsucht.

 

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz