Erstmals in Rheinland-Pfalz hat die Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Mainz eine Lungentransplantation in minimal-invasiver Technik erfolgreich durchgeführt. Diese relativ junge Methode hat den Vorteil, dass sie deutlich schonender ist als herkömmliche Verfahren und sie den Heilungsprozess erheblich beschleunigt. Zudem leiden die Patienten wegen der geringeren Wundfläche an weniger postoperativen Schmerzen und der Aufenthalt auf der Intensivstation kann verkürzt werden.
Die Lungentransplantation ist ein akzeptiertes Therapieverfahren für Patienten in Endstadien von Lungenerkrankungen, wie der Blählunge oder der Mukoviszidose. Zu diesem Zeitpunkt können medikamentöse Therapien den Patienten keinen Nutzen mehr bieten. Sie sind auf eine Sauerstoffzufuhr angewiesen und extrem leistungseingeschränkt. In Deutschland werden im Jahr circa 270 Lungen transplantiert. In diesem Jahr wurden an der Universitätsmedizin Mainz bisher fünf Lungen transplantiert.
„Um das Leben unseres Patienten zu retten, mussten beide Lungenflügel durch eine gesunde Spenderlunge ersetzt werden. Normalerweise wird dazu der Brustkorb großflächig durch einen ‚schwalbenflügel’-artigen Schnitt über etwa 70 Zentimeter geöffnet. Der Brustkorb klappt dann geradezu auf und die Organe im Brustkorb liegen direkt vor den Augen und Händen des Chirurgen“, erläutert Univ.-Prof. Christian-Friedrich Vahl, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, die herkömmliche Operationstechnik bei einer Lungentransplantation.
Diese Vorgehensweise ist zwar unter chirurgisch technischen Gesichtspunkten sehr bequem, weil das gesamte Operationsgebiet vor den Augen des Operationsteams liegt, kann aber auch Nachteile für den Patienten haben. Denn: Gerade Patienten, die auf eine Lungentransplantation warten, sind in der Regel sehr geschwächt, oft seit Monaten bettlägerig und auf ihre verbliebene Atemmuskulatur angewiesen. Vielfach müssen die Patienten während der Wartezeit künstlich beatmet werden, so dass die Atemmuskulatur durch fehlendes Training an Kraft verliert.
Für den aktuellen Eingriff wählte der Leiter der Sektion Thoraxchirurgie der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dr. Ömer Senbaklavaci, daher eine minimal-invasive Vorgehensweise. Nach aufwändiger Vorbereitung setzte er in der rund fünfstündigen Operation auf jeder Seite des Brustkorbes einen nur jeweils etwa zehn Zentimeter langen Schnitt, statt diesen großflächig zu öffnen. Diese kurzen Öffnungen sind ausreichend, um die defekte Lunge zu entfernen und die gesunde Spenderlunge in den Brustkorb einzubringen. Mit den in Mainz üblichen minimal-invasiven Instrumenten ersetzte das Operationsteam dann nacheinander die Lungenlappen.
„Bei einem minimal-invasiven Eingriff ist natürlich das chirurgische Trauma viel geringer und vor allem wird die Atemhilfsmuskulatur nicht unnötigerweise durchtrennt. Da auch das Brustbein intakt bleibt, profitieren diese Patienten maximal von dem stabilen Brustkorb“, beschreibt Dr. Ömer Senbaklavaci die Vorteile der minimal-invasiven Operationstechnik. „Auch eine solche gewebeschonende Vorgehensweise darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Lungentransplantation nur mit einem höchst erfahrenen interdisziplinären Behandlungsteam aus Lungenchirurgen, Pneumonologen, Intensivmedizinern, Anästhesisten und Pflegepersonal gelingen kann. Dies ist in Mainz der Fall“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Christian-Friedrich Vahl.
Der transplantierte Patient hat sich rasch von der schweren Operation erholt und konnte schon zwei Tage nach der Operation ohne Hilfe von Geräten wieder selbstständig atmen. Bereits nach einer Woche verlegten ihn die Mainzer Thoraxchirurgen von der Intensiv- auf eine Allgemeinstation und dort denkt er bereits jetzt über seinen Reha-Aufenthalt nach. Einen vorsichtigen Blick in die Zukunft wagt auch Thoraxchirurg Dr. Senbaklavaci hinsichtlich der Anwendung der minimal-invasiven Operationstechnik bei Lungentransplantationen: „Wenn Patienten nicht voroperiert sind und es keinen Anhalt für ‚Verklebungen’ im Brustkorb gibt, dürfte dieses schonende Verfahren in Mainz bald Standard werden.“
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Univ.-Prof. Dr. Christian-Friedrich Vahl und Dr. Ömer Senbaklavaci
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