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Tag gegen Lärm 2021: Warum Verkehrslärm chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen kann

Aktueller Forschungsstand in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Cardiology“ veröffentlicht

Foto: Universitätsmedizin Mainz / Peter Pulkowski

Ein Forscherteam des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz hat gemeinsam mit der Dänischen Krebsgesellschaft epidemiologische Forschungsergebnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Verkehrslärm analysiert und diese Auswertung im wissenschaftlichen Journal „Nature Reviews Cardiology“ veröffentlicht. Im Rahmen der Untersuchung konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und kardio- sowie zerebrovaskulären Erkrankungen darlegen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO verlieren Westeuropäer statistisch gesehen jährlich mehr als 1,6 Millionen gesunde Lebensjahre durch verkehrsbedingten Lärm – davon gehen rechnerisch allein knapp eine Million Jahre durch Schlafstörungen verloren. Epidemiologische Studien haben zudem gezeigt, dass Lärm das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, insbesondere ischämische Herzerkrankungen, erhöht.

In einer Untersuchung aktueller Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von Verkehrslärm auf die Gesundheit haben Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel und Univ.-Prof. Dr. Andreas Daiber vom Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz gemeinsam mit der Professorin Mette Sørensen von der Dänischen Krebsgesellschaft in einem Übersichtsartikel zusammengefasst, dass Verkehrslärm nicht nur eine Reihe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzschwäche, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen, sondern nach den Erkenntnissen der Forscher auch das Entstehen von psychischen Erkrankungen wie Depression und Angststörungen begünstigt. Bei Kindern wird zudem die kognitive Entwicklung verzögert – Gedächtnis und Lernfähigkeit werden beeinträchtigt.

Die Analyse der verschiedenen Studien inklusive vorklinischer Studien zeigt, dass Verkehrslärm insbesondere nachts schädlich für das Herzkreislaufsystem ist. Als Gründe werden Störungen und Verkürzungen des Schlafes sowie eine Erhöhung des Stresshormonspiegels angeführt – Faktoren, die wiederum zu einer erhöhten Bildung freier Radikale im Gefäßsystem und im Gehirn führen, auch als oxidativer Stress bekannt.

Der Hauptautor der Arbeit, Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, erklärt: „In unserem Review des derzeitigen Forschungsstandes konnten wir beispielsweise sehen, dass Nachtfluglärm mit einer Reihe von gesundheitlichen Nebenwirkungen wie Gefäßfunktionsstörungen, Erhöhung des Stresshormonspiegels und des Blutdrucks und im Extremfall bis hin zum akuten Herztod einhergeht. Die Risiken sind bei Patienten mit bereits bestehender koronarer Herzerkrankung deutlich verstärkt. Bei einem zunehmenden Anteil der Bevölkerung, der schädlichem Verkehrslärm auch nach Beendigung der COVID-19-Pandemie ausgesetzt ist, sind Lärmschutzbemühungen und Gesetze zur Lärmreduzierung für die öffentliche Gesundheit daher zentral.“

 

Originalpublikation:
Münzel, T., Sørensen, M. & Daiber, A. Transportation noise pollution and cardiovascular disease. Nat Rev Cardiol (2021).
DOI: https://doi.org/10.1038/s41569-021-00532-5

 

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor des Zentrum für Kardiologie – Kardiologie I, Universitätsmedizin Mainz,
Telefon: 06131 17-5737, E-Mail:  tmuenzel@uni-mainz.de

Pressekontakt:
Dr. Tasso Enzweiler, Unternehmenskommunikation, Universitätsmedizin Mainz,
Telefon: 06131 17-7424, E-Mail:  pr@unimedizin-mainz.de