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Dr. med. Frank Stahnisch, M. Sc. (Edin.)
Dr. med. Frank Stahnisch, M. Sc. (Edin.)
Funktionen:

Ehemaliger Mitarbeiter


Arbeitsprojekte

Dr. med. Frank Stahnisch, M. Sc.

Physiologie im 19. Jahrhundert (epistemische, forschungspraktische und medientheoretische Fragestellungen)

In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten sind mit dem forschungspraktischen Erfolg der biomedizinischen Wissenschaften auch ihre historischen und theoretischen Grundlagen ins Zentrum der allgemeinen Wissenschaftsforschung gerückt. Die Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Problemen der Hypothesengeneration, der Theorienbildung und der Entscheidungsprozesse auch in der experimentellen Physiologie sind mit dem practical turn in der Wissenschaftshistoriographie Gegenstand der sozialen, technologischen und ökonomischen Kontextualisierung geworden. Am Beispiel der methodologischen Rolle des Funktionsbegriffs im Forschungsprogramm des Pariser Experimentalphysiologen François Magendie (1783-1855) wurde beispielsweise das Wechselspiel von Praxis und Theorie im vivisektorischen Tierversuch untersucht, wodurch die Kontingenzen im Experimentalprozess wie auch das Eigenleben der Laborversuche gegenüber den rationalen und vorstrukturierenden Forschungsstrategien herausgestellt werden konnten. Am Beispiel der „physiologischen Chirurgie” des Erlanger Gynäkologen Paul Zweifel (1848-1927) ließ sich zeigen, dass auch die Sozialisation klinischer Forscher in der physiologischen Grundlagenforschung deren Herangehensweise an medizinische Probleme entscheidend beeinflusste und damit – historisch gesehen – einen Wechsel in der Rolle und Bedeutung klinischer Forschung bedingte.

Zukünftig sollen ähnliche Fragestellungen in den Problembereich der medialen Vermittlung experimentalmedizinischer Wissensproduktion hineingetragen und am Beispiel neurophysiologischer und
-anatomischer Gegenstände diskutiert werden. Eine Einwerbung von Drittmitteln zur Publikations- und Forschungsförderung befindet sich in Vorbereitung. Dies erfolgt u. a. in Kooperation mit: Dipl.-Psych. Heijko Bauer, M. A. (Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

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Morphologische Neurowissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert

Das enge Wechselverhältnis zwischen disziplinär verfassten Wissensräumen und unterschiedlichen lokalen Praktiken in biomedizinischen Forschungslaboratorien ist insbesondere unter der Fragestellung nach der Bedeutung interdisziplinärer Forschungsbemühungen und Austauschbedingungen bislang in der Wissenschaftsforschung noch viel zu selten beforscht worden. Am Beispiel der grundlagenmedizinischen Forschungsansätze in den morphologischen Neurowissenschaften soll insbesondere das Problem des interdisziplinären Zusammenwirkens im Entwicklungszeitraum zwischen 1910 und 1945 in Deutschland herausgearbeitet werden. In diesem Projekt werden konzeptuelle Bestimmungen auf ihre historiographische Anwendbarkeit und ihre individuelle methodologische Stärke hin überprüft. Gleichzeitig wird danach gefragt, mit welchen historischen Begrifflichkeiten sich meinungsführende NeurowissenschaftlerInnen im Untersuchungszeitraum zum Problemkreis der Interdisziplinarität geäußert haben. So gesehen wird hier selbst auf einem interdisziplinären methodischen Ansatz aufgebaut, der in eine zentrale wissenschaftshistorische Fragestellung integriert und damit für die Medizin- und Wissenschaftshistoriographie fruchtbar gemacht werden soll. Quellengrundlagen sind umfangreiche, den genannten Zeitabschnitt betreffende Archivbestände an neurowissenschaftlich ausgewiesenen deutschen beziehungsweise ehemals deutschen Universitätsstandorten. Eine Einwerbung von Drittmitteln zur Publikations- und Forschungsförderung befindet sich in Vorbereitung. Das hier vorgestellte Projekt ist gleichzeitig als Habilitationsarbeit an der Medizinischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz geplant.


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