Der Hintergrund

  • Der Anteil an Patienten mit oraler Antikoagulation wird in den kommenden Jahren durch den demographischen Wandel zunehmen

Mehr als 900.000 Menschen werden derzeit in Deutschland mit oralen Antikoagulantien, dies sind Medikamente zur Gerinnungshemmung, behandelt. Die Zahl der Personen mit Indikation zu dieser Therapie wird auf Grund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft (sog. demographischer Wandel) in den kommenden Jahren weiter ansteigen (⇒ Grafik (Pdf , 79,9 KB)).

  • Die Komplikationen der blutverdünnenden Therapie verursachen hohe Folgekosten

Die häufigsten Komplikationen der Behandlung, insbesondere bei einer unzureichenden Einstellung der Blutgerinnung, sind das Auftreten von Blutungen sowie Thrombosen und Embolien, hier insbesondere Schlaganfälle. Diese Komplikationen bedeuten für die Patienten ein hohes gesundheitliches Risiko und gehen oft mit großem persönlichem Leid sowie Einschränkungen der Lebensqualität einher. Die Komplikationen verursachen außerdem beträchtliche Kosten im Gesundheitswesen: Es wird geschätzt, dass jedes Jahr, insbesondere bei nicht korrekt antikoagulierten Patienten, ca. 8,1 Mrd. € Behandlungs- und Folgekosten für das Gesundheitssystem anfallen.

  • Daten zur medizinischen Versorgung mit oralen Antikoagulantien sind in Deutschland bislang kaum verfügbar

Was sind die Determinanten für eine erfolgreiche (komplikationslose) Antikoagulation? Daten aus klinischen Studien und zur Versorgungsforschung liegen in großer Mehrheit nur für das im angloamerikanischen Raum eingesetzte Medikament Warfarin vor. Es gibt nur wenige wissenschaftliche Daten über die Qualität der medizinischen Versorgung mit oralen Antikoagulantien in Deutschland, wo hauptsächlich Phenprocoumon als Vitamin-K-Antagonist zur oralen Antikoagulation verwendet wird.

  • Gerinnungsdienste operieren in verschiedenen Ländern mit hoher medizinischer Qualität. Ist dieser Erfolg auf das deutsche Gesundheitsystem übertragbar? Sind Gerinnungsdienste aus gesundheitsökonomischer Sicht sinnvoll?

Aus den USA und Kanada, aber auch den Niederlanden ist bekannt, dass die Betreuung von Patienten durch spezialisierte Gerinnungsdienste (Thrombosedienste) qualitativ der herkömmlichen Versorgung überlegen ist. Auf Grund der unterschiedlichen Versorgungssituation in den genannten Ländern können die Daten allerdings nicht allgemein gültig auf Deutschland übertragen werden. Hier setzt das thrombEVAL Studienprogramm an: Mit Hilfe der hier gesammelten Daten soll die deutsche Versorgungssituation  analysiert und bewertet werden (⇒ Ziele).