Die Gingiva ist die keratinisierte Schleimhaut, die jeden Zahn ringförmig mit einer Breite von 1 bis 9 mm umgibt. Die Gingiva ist zum Teil am Zahnzement und zum Teil am Alveolarfortsatz befestigt (Abb. 2). Bei der Gingiva handelt es sich um mastikatorische Schleimhaut.
Abb. 3: Bei hellhäutigen Individuen kann die Gingiva (G) durch ihre hellere Rosafärbung leicht von der benachbarten dunkelroten Alveolarschleimhaut (AM) unterschieden werden. Apikal ist die Gingiva von der benachbarten Alveolarschleimhaut durch die mukogingivale Grenzlinie (MGJ) getrennt. Eine ähnliche Gewebebeziehung kann auf der lingualen Seite des Unterkiefers beobachtet werden (Abb. 5).
Abb. 4: Bei dunkelhäutigen Personen kann die Gingiva mehr Melanin als die benachbarte Alveolarschleimhaut enthalten. Melaninpigment wird in spezialisierten Zellen, den Melanozyten, synthetisiert. Die Melanozyten befinden sich in der Basalschicht des Epithels (siehe unten). Das Melanin wird als Granula, Melanosomen, innerhalb des Zytoplasmas der Melanozyten und der benachbarten Keratinozyten gelagert. Melanozyten stammen embryologisch von Zellen der Neuralleiste, die ins Epithel einwandern, ab. Wenn pigmentierte Gingiva chirurgisch entfernt wird, kommt es oft zu einer Heilung mit geringer oder fehlender Pigmentierung. Deshalb sollten chirurgische Eingriffe so vorgenommen werden, dass die pigmentierten Gewebe erhalten bleiben.
Abb. 5: Die linguale Seite des Unterkiefers zeigt die fest anhaftende Gingiva (G) und die benachbarte nichtkeratinisierte Alveolarschleimhaut (AM), die einen Teil des Alveolarfortsatzes und Mundbodens (F) auskleidet. MGJ, mukogingivale Grenzlinie
Abb. 6 ähnelt der Abb. 5. Beachten Sie die kleinen Schleimhautanhängsel lingual eines jeden Unterkiefereckzahnes (P). Diese Strukturen werden retrokuspidale Papillen genannt. Es handelt sich um eine normale anatomische Variation der Gingiva an dieser Stelle, die keiner korrektiven Behandlung bedarf. Der am meisten koronal gelegene Anteil der Gingiva ist der Zahnfleischrand. Der Begriff marginale Gingiva bezieht sich auf jenen Gingivaabschnitt, der sich neben dem Zahnfleischrand befindet (siehe Abb. 1).Der gingivale Sulkus ist die flache Furche zwischen der marginalen Gingiva und dem Zahn (siehe Abb. 1).Die gingivale Furche ist eine Vertiefung, die auf der oralen und vestibulären Seite parallel zum Zahnfleischrand verläuft (siehe Abb. 1). Sie befindet sich ungefähr auf der gleichen Höhe wie die apikale Begrenzung des Saumepithels.
Beachten Sie: Die Lokalisation der gingivalen Furche stimmt nicht mit der Lage des gingivalen Sulkusbodens überein. Sie ist auch nur manchmal erkennbar. Ihr Vorhandensein oder Fehlen steht in keinem Zusammenhang mit gingivaler Gesundheit. Eine Entzündung kann jedoch eine Gewebeschwellung induzieren und ihr Vorhandensein maskieren.
Kliniker benutzen manchmal die Begriffe "freie" und "befestigte" Gingiva. Obwohl diese Begriffe zum Teil klinische Bedeutung haben mögen, sind sie anatomisch unkorrekt. Die Festlegung, ob die Gingiva "frei" oder "befestigt" ist, wird durch Sondierung des gingivalen Sulkus mit einer Parodontalsonde getroffen. Das Instrument durchstößt häufig das Saumepithel jenseits des Sulkusbodens, insbesondere bei einer vorhandenen Entzündung. Das führt klinisch zu dem Eindruck, dass die marginale Gingiva vom Zahn stärker abgelöst sei als es anatomisch der Fall ist. Die "befestigte" Gingiva bezieht sich auf den Gingivaanteil, der sich apikal der "freien" Gingiva befindet und mit dem darunterliegenden Zahn und Alveolarfortsatz fest verbunden ist.
Abb. 7: Diese Ansicht des harten Gaumens zeigt das Fehlen einer mukogingivalen Grenzlinie auf der palatinalen Seite. Die mastikatorische Schleimhaut der Gingiva (G) geht hier ohne erkennbare Grenze in die mastikatorische Schleimhaut des harten Gaumens (PM) über. Beachten Sie die Rugae palatinae (RR), die Gaumenleisten hinter den Frontzähnen, auf beiden Seiten der Papilla incisiva (IP).
Abb. 8: Die Gingiva, die die Interdentalräume koronal des Alveolarknochenkamms einnimmt, bezeichnet man als interdentale Gingiva. Sie besteht aus einer pyramidenförmigen interdentalen Papille in der Schneidezahnregion (Abb. 8 A). In der Seitenzahnregion (Abb. 8 B) besteht sie aus einer oralen und einer vestibulären Papille (P), die durch einen interdentalen "Col" (C) verbunden sind. Die interdentale Gingiva ist am Zahn koronal durch das Saumepithel (JE) und apikal durch Bindegewebefasern (nicht dargestellt) befestigt. Der am meisten koronal gelegene Anteil der interdentalen Gingiva ist mit dem oralen Sulkusepithel (SE) ausgekleidet.