Zum gingivalen Epithel gehören das epitheliale Gewebe, das die Außenfläche der Gingiva überdeckt, das Epithel, das den gingivalen Sulkus auskleidet, sowie das Saumepithel (Abb. 9).
Abb. 9: (Schnitt mit freundlicher Genehmigung von Dr. H. E. Schroeder): Das gingivale Epithel besteht aus 3 Anteilen: dem oralen Gingivaepithel (OE), dem oralen Sulkusepithel (SE) und dem Saumepithel (JE). Das orale Gingivaepithel erstreckt sich von der mukogingivalen Grenzlinie bis zum Zahnfleischrand. Es geht fließend in das orale Sulkusepithel über, das die Seitenwand des gingivalen Sulkus auskleidet. Das Saumepithel bildet die dentoepitheliale Verbindung apikal des Sulkus. Das koronale Ende des Saumepithels bildet den Boden des gingivalen Sulkus und wird vom oralen Sulkusepithel überlappt. Diese Epithelien unterscheiden sich voneinander in ihrer Funktion und daher in einigen histologischen Merkmalen.
Es ist das mehrschichtige, schuppenartige keratinisierende Epithel, das die Gingiva vestibulär und oral überzieht. Es erstreckt sich vom Zahnfleischrand bis zur mukogingivalen Grenzlinie (siehe Abb. 1). Nur auf der palatinalen Seite geht es ohne eine deutliche Begrenzung in das palatinale Epithel über (siehe Abb. 7).
Abb. 10: Das orale Gingivaepithel besteht aus einer Basalschicht (Stratum basale, SB), einer Stachelzellschicht (Stratum spinosum, SS), einer Körnerschicht (Stratum granulosum, SG) und einer Hornschicht (Stratum corneum, SC). Das orale Gingivaepithel dient vor allem dem Schutz vor einer mechanischen Verletzung bei der Mastikation. Die Widerstandsfähigkeit gegen eine mechanische Verletzung wird primär vermittelt durch die zahlreichen interzellulären Verbindungen, hauptsächlich Desmosomen, die die Zellen fest zusammenhalten, und durch die Hornschicht. Die Hornschicht und die relativ schmalen Interzellularspalten tragen auch zu der vergleichsweise sehr geringen Permeabilität bei.
Abb. 11 (Karring, T. and Löe, H., 1970): Das orale Gingivaepithel ist mit dem darunterliegenden Bindegewebe der Lamina propria durch eine unregelmäßige Grenzfläche verbunden. Diese Grenzfläche besteht aus fingerartigen bindegewebigen Vorsprüngen der papillären Schicht (Pfeile, Abb. 11 A), die in Vertiefungen der Basalfläche des Epithels hineinreichen. Diese Vertiefungen (Abb. 11 B) befinden sich zwischen den sich kreuzenden leistenartigen Epithelwällen, die die Basalfläche des Epithels bilden. Querschnitte dieser leistenartigen Epithelwälle in histologischen Schnitten werden manchmal Rete pegs genannt.
Abb. 12: Transmissionselektronenmikroskopische Abbildung der Verbindung zwischen einer Basalzelle des oralen Gingivaepithels und dem darunterliegenden Bindegewebe der Lamina propria.
Die Epithelzelle (EC) enthält weithin verstreut zytoplasmatische Filamente, die auch Tonofilamente genannt werden.
Die Epithelzellmembran, die sich gegenüber der Lamina propria befindet, ist mit zahlreichen Hemidesmosomen (HD) übersät und mit der Lamina propria durch eine Basallamina (BL) verbunden. Die Basallamina setzt sich zusammen aus einer elektronendichten Schicht, der Lamina densa (LD), und einer elektronendurchlässigen Schicht, der Lamina lucida (LL). Die Lamina densa besteht aus einem afibrillären Kollagen, dem Kollagen Typ IV. Die Lamina lucida setzt sich aus Laminin und anderen Glykoproteinen zusammen. Ankerfibrillen (AF), die aus Kollagen Typ VII bestehen, erstrecken sich von der Unterseite der Lamina densa in die Lamina propria hinein.