Das Desmodont ist die Nerven und Gefäße enthaltende, faserreiche Bindegewebestruktur, die das Wurzelzement mit dem Alveolarknochen verbindet (Abb. 57).
Abb. 57: Histologischer Schnitt durch einen mittleren Oberkieferschneidezahn. Die Zementschicht (C) ist mit dem angrenzenden Alveolarknochen (AB) durch ein schmales Desmodont (PDL) verbunden.
Das Desmodont stellt trotz seines Faserreichtums eine zellreiche Struktur dar, die mehrere essentielle Funktionen für die Langzeitgesundheit des Kauapparats erfüllt.
Das Desmodont besitzt vor allem eine Halte- und Stützfunktion, indem es den Zahn am umliegenden eigentlichen Alveolarknochen befestigt. Die Halte- und Stützfunktion wird vor allem von den primären Fasern des Desmodonts übernommen, die eine starke Faserverbindung zwischen dem Wurzelzement und dem Knochen bilden. Durch Mechanismen, die Widerstand gegenüber leichten und schweren Kräften bieten, dient das Desmodont auch als Stoßdämpfer. Leichte Kräfte werden abgepuffert, indem intravaskuläre Flüssigkeit aus den Blutgefäßen gepresst wird. Moderate Kräfte werden auch abgefangen, indem extravaskuläre Gewebeflüssigkeit aus dem desmodontalen Raum in die benachbarten Knochenmarkräume gepresst wird. Die stärkeren Kräfte werden von den primären Fasern aufgenommen.
Das Desmodont dient auch der Remodellierung, indem es Zellen enthält, die alle Gewebe des Attachmentapparats, d.h. Knochen, Zement und Desmodont, bilden und resorbieren können. Undifferenzierte ektomesenchymale Zellen in unmittelbarer Umgebung der Blutgefäße können sich zu spezialisierten Zellen differenzieren, die Knochen (Osteoblasten), Zement (Zementoblasten) und Bindegewebefasern (Fibroblasten) bilden. Knochen- und zahnresorbierende Zellen (Osteoklasten und Dentoklasten) sind im allgemeinen multinukleäre Zellen, die von Blutmakrophagen abstammen.Das Desmodont weist auch eine sensorische Funktion auf. Wenn die myelinisierten Zahnnerven den Fundus der Alveolen perforiert haben und sich aufzweigen, um sowohl die Pulpa als auch das Desmodont zu versorgen, verlieren sie rasch ihre Myelinscheide. Das Desmodont ist reichlich mit Nervenendigungen versorgt, bei denen es sich hauptsächlich um Rezeptoren für Schmerz und Druck handelt.
Schließlich besitzt das Desmodont zum Erhalt der Vitalität seiner verschiedenen Zellen eine Ernährungsfunktion. Das Desmodont ist gut vaskularisiert. Die Hauptblutversorgung kommt von den Arteriae dentales, die das Desmodont durch den Alveolenfundus erreichen. Größere Anastomosen existieren mit Blutgefäßen der benachbarten Markräume und der Gingiva.