III. Desmodont

C. Primäre Fasern


Die parodontalen Fasern des Desmodonts bestehen hauptsächlich aus Fibrillenbündeln vom Kollagen Typ I. Auf der Basis ihrer anatomischen Lage wurden sie in verschiedene Gruppen unterteilt. Die primären Fasergruppen des Desmodonts sind:

1. Fasern am Alveolarknochenkamm
2. horizontale Fasern
3. schrägverlaufende Fasern
4. apikale Fasern
5. interradikuläre Fasern

Zusätzlich zu den Kollagenfasern enthält das Desmodont auch Oxytalanfasern, die mit der mikrofibrillären Komponente der elastischen Fasern verwandt sind (siehe Abb. 31). Sie verlaufen im allgemeinen parallel zur Wurzeloberfläche, obwohl sie gelegentlich im Zement inserieren können.

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Abb. 64: Dieses Schema zeigt die Lokalisation der primären Fasern des Desmodonts. AC: Fasern am Alveolarknochenkamm; H: horizontale Fasern; OBL: schrägverlaufende Fasern; PA: apikale Fasern; IR: interradikuläre Fasern





Das Desmodont besteht aus Kollagenfasern, die mit unterschiedlichen Durchmessern an den Hartgewebeoberflächen inserieren. Dort gehen sie in ihren mineralisierten Anteil (Sharpeysche Fasern) über. Diese Fasern haben auf der Knochenseite einen größeren Durchmesser als auf der Zementseite. Die vom Knochen und vom Zement kommenden Fasern trennen sich in kleinere Fasern auf. Diese kleineren Fasern verbinden sich sodann mit benachbarten kleineren Fasern, um ein Netzwerk aus miteinander verknüpften und zwischen Knochen und Zement ausgerichteten Fasern zu bilden (Abb. 65). Die desmodontalen Fasern erstrecken sich nicht kabelartig vom Zement zum Knochen, sondern bilden ein Netzwerk aus untereinander verbundenen Fasern.

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 (7950 bytes)Abb. 65: Histologischer Querschnitt von einem Desmodont an der Distalfläche eines einwurzligen Zahnes. Die desmodontalen Fasern enstammen relativ dünnen im Zement inserierenden Fasern (*). Nach Aufzweigung und Vernetzung mit benachbarten Fasern bilden sie dickere Bündel, die im Bündelknochen (BB) inserieren. Der Knochen wird so genannt, weil er zahlreiche Sharpeysche Fasern (SF) enthält. Wegen der Mesialdrift wird der Zahn langsam nach mesial (nach links) verschoben. Dies erfordert einen kontinuierlichen Umbau des Desmodonts und eine Ablagerung von neuem Knochen an der distalen Alveolenwand, um die Breite des Desmodonts aufrechtzuerhalten. Neurovaskuläre Kanäle (NV), die Blutgefäße, lymphatische Gefäße und Nerven in einer lockeren Bindegewebescheide beherbergen, verlaufen durch das gesamte Desmodont. Das Desmodont enthält auch Malassezsche Epithelreste (M).

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Abb. 66: Stärkere Vergrößerung der Verbindung zwischen dem Desmodont und Knochen aus Abb. 65. Die Sharpeyschen Fasern sind die mineralisierte Fortsetzung der dicken Faserbündel (mit einem * gekennzeichnet), die aus dem Desmodont kommen und helfen, den Zahn am Knochen zu verankern. In diesem Schnitt erscheint der mineralisierte Knochen, der die Sharpeyschen Fasern enthält, hellblau, wohingegen die nichtmineralisierten Faseranteile purpurrot imponieren.



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 (7973 bytes) Abb. 67: Histologischer Querschnitt von einem Desmodont an der Mesialfläche eines einwurzligen Zahnes.  

Die Mesialdrift des Zahnes führt zu zyklischen Resorptionsphasen des Alveolarknochens (AB), denen Ruheperioden und kurze Knochenablagerungszyklen folgen. Eine deutliche Ruhelinie (RL) zeigt die Stelle an, wo auf den letzten Knochenresorptionszyklus eine Knochenablagerung folgte. Bei der Knochenablagerung handelt es sich um einen dünnen Saum neuen Knochens, der von Osteoblasten (OB) gebildet wurde und in den sehr kurze Sharpeysche Fasern (SF) eingebettet sind. Beachten Sie die dünnen Fasern des Desmodonts (PDL), die in der Zementschicht (C) inserieren.

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Abb. 68: Stärkere Vergrößerung der Verbindung zwischen Desmodont und Knochen aus Abb. 67. Beachten Sie die kurzen in den neuen Osteoidsaum (OS) eingebetteten Sharpeyschen Fasern (SP). Der neue Osteoidsaum wurde von desmodontalen Osteoblasten (OB) sezerniert. OC, Osteozyten; RL, Ruhelinie