III. Periodontal ligament -  D. Cells, vessels and nerves

III. Desmodont

D. Zellen, Gefäße und Nerven


Das Desmodont besitzt ein einzigartiges Sortiment an Zellen, die fähig sind, drei unterschiedliche Gewebe zu bilden und zu erhalten, nämlich das Desmodont selbst sowie die Hartgewebe auf jeder Seite, d.h. das Zement und den Alveolarknochen.

Zu den wichtigsten Zelltypen des Desmodonts zählen:

Fibroblasten, Makrophagen und undifferenzierte ektomesenchymale Zellen
Zementoblasten und Zementoklasten
Osteoblasten und Osteoklasten
Malassezsche Epithelreste
Gefäße und Nerven

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Abb. 69: Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von desmodontalen Fibroblasten (FB). Diese Zellen sind nicht nur verantwortlich für die Kollagensynthese und Bildung von Kollagenfasern (CF), sondern auch für die Entfernung von Kollagenfasern während der kontinuierlich im Desmodont stattfindenden Remodellierung. Kollagenfibrillen werden teilweise durch Degradation in Verdauungsvakuolen im Innern von Fibroblasten entfernt. ICC, intrazelluläres Kollagen in einer Verdauungsvakuole histo83a_sm.jpg
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Abb. 70: Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von intrazellulären Kollagenfibrillen (ICC) in Verdauungsvakuolen eines desmodontalen Fibroblasten. Kollagenfibrillen werden durch lysosomale Enzyme verdaut, die den Vakuolen zugeführt wurden. Das Vorhandensein dieser Enzyme wurde durch zytochemische Lokalisation in Gewebeschnitten bestätigt.



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 (5217 bytes) Abb. 71: Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Zementoblasten (CB) im Desmodont in enger Nachbarschaft zur Zementoberfläche (C). Morphologisch unterscheiden sich die Zementoblasten in keiner Weise von den desmodontalen Fibroblasten. Sie werden hauptsächlich identifiziert durch ihre enge Beziehung zur Zementoberfläche und die charakteristischen zytoplasmatischen Vorsprünge, die sich in Richtung Zement erstrecken. Häufig umgeben sie Kollagenfasern (F), die aus dem Desmodont kommen und in der Zementschicht inserieren. Die Zementoblasten produzieren die sogenannten zementeigenen Kollagenfasern (intrinsischen Kollagenfasern). Die zementfremden Kollagenfasern (extrinsischen Kollagenfasern) werden dagegen von den desmodontalen Fibroblasten synthetisiert. Zementeigene Kollagenfasern sind mit ihrer Längsachse mehr oder weniger parallel zur Zahnoberfläche angeordnet, wohingegen die zementfremden Fasern senkrecht zur Zahnoberfläche stehen. Zementoblasten sezernieren auch die Zementmatrix, in die die Kollagenfasern eingebettet sind. Im Gegensatz zu Knochen, der fortlaufend umgewandelt wird, nimmt das Zement im Verlaufe eines Lebens durch Apposition von neuem Zement an der Oberfläche langsam an Dicke zu. Wenngleich Zement auch resorbiert werden kann (siehe unten), wird es nicht fortlaufend wie Knochen remodelliert.
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Abb. 72: Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Osteoblasten neben einer Fläche, an der neuer Knochen gebildet wird. Ein nichtmineralisierter Osteoidsaum (O) befindet sich zwischen den rundlichen Osteoblasten (OB) im Desmodont und dem mineralisierten Alveolarknochen (B). Ein Osteoblast, der sich in einer Lakune des neugebildeten Knochens befindet, wird gerade in den Knochen als Osteozyt (OC) inkorporiert.



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 (5647 bytes)Abb. 73: Histologischer Schnitt durch eine Zahnfläche mit Resorption. Zu den Resorptionszellen zählen multinukleäre Dentoklasten (OC), die in jeglicher Hinsicht Osteoklasten ähneln, und mononukleäre Zellen (M), die Makrophagen ähneln. Eine externe Zahnresorption ist oft zeitlich begrenzt. Ihr folgt eine Reparation, d.h. die Ablagerung einer neuen Zementschicht, die den desmodontalen Fasern eine neue Befestigung gibt. Im Gegensatz zu Zement sind die Knochenoberflächen alternierenden Zyklen von Knochenablagerung und -resorption unterworfen, was zu einem schrittweisen Austausch des alten Knochens durch neuen Knochen führt. Diese kontinuierliche Umwandlung ermöglicht auch Veränderungen der Knochenarchitektur, die für eine Zahnbewegung und eine Adaptation an sich verändernde mechanische Belastungen notwendig sein könnten.


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 (8734 bytes)Abb. 74: Zu den desmodontalen Zellen gehören auch endotheliale Zellen, die die zahlreichen Blutgefäße (BV) und Lymphgefäße auskleiden, nichtmyelinisierte Nervenendigungen, Malassezsche Epithelreste (M) und undifferenzierte ektomesenchymale Zellen, die zu Fibroblasten, Zementoblasten und Osteoblasten differenzieren können. Diese pluripotenten Zellen sind einzigartig für das Desmodont. Daher dient das Desmodont als primäre Quelle für neue Zellen, wenn versucht wird, verlorenes parodontales Attachment zu regenerieren.       


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Abb. 75 (unbekannte Quelle): Blutversorgung des Desmodonts. Das Desmodont hat eine reiche Blutversorgung, die hauptsächlich gespeist wird aus den Arteriae dentales, die durch das Foramen apicale kommen, und aus den Blutgefäßen der benachbarten Knochenmarkräume. Anastomosen zwischen diesen Gefäßversorgungen kommen im gesamten Desmodont zahlreich vor. Die desmodontalen Gefäße kommunizieren ebenfalls mit den supraperiostealen Gefäßen, die die benachbarte Gingiva versorgen.

Tendenziell sind die Nerven nahe dem apikalen Ende myelinisiert und mehr koronal unmyelinisiert. Sie enden innerhalb des Desmodonts als freie Nervenendigungen, die Schmerz perzeptieren können, oder als Endigungen mit speziellen Rezeptoren für die Druckwahrnehmung. Sie folgen eng der Verteilung der arteriellen Blutversorgung.


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 (7657 bytes)Abb. 76: Querschnitt durch die Wurzelspitze eines einwurzligen Zahnes. Das Desmodont in der apikalen Region der Alveole wird reich versorgt mit Nerven, die durch das Foramen apicale kommen und sich dann aufzweigen, um die Pulpa und das Desmodont zu versorgen. Die meisten Zweige nahe der Wurzelspitze sind gemischte Nerven (N), die aus myelinisierten und nichtmyelinisierten Axonen bestehen. Wenn die Nerven nach koronal aufsteigen, verlieren sie ihre Myelinscheide, so dass die meisten Nerven im Desmodont nichtmyelinisiert sind. Nervenendigungen im Desmodont registrieren nur Schmerz und Druck.
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Abb. 76 A: Vergrößerte Ansicht des Nervs aus Abb. 76. Myelinisierte Axone (MA) sind leicht identifizierbar durch ihren dicken dunkelblauen Umriss, der aus einer bevorzugten Farbaufnahme durch die Myelinscheide resultiert. Einige Nervenzweige enthalten eine Mischung aus myelinisierten und nichtmyelinisierten Axonen (MN). Die Verteilung der Nervenzweige ist mit jener der Blutgefäße (BV) eng verknüpft.