Zement ist ein mineralisiertes Bindegewebe, das dem Knochen ähnelt, die Zahnwurzeln bedeckt und der Verankerung der gingivalen und desmodontalen Fasern dient. Einige Zementtypen können auch dem Schmelz der Zahnkrone aufliegen. Im Unterschied zu Knochen ist das Zement nicht vaskularisiert und zeigt nur einen geringen Turnover (ständige Erneuerung). Zeitlebens nimmt die Zementdicke durch Ablagerung auf der Oberfläche langsam zu.
Die Hauptaufgabe des Zements besteht in der desmodontalen Verankerung der Zähne am benachbarten Alveolarknochen. Das Zement besitzt aber auch andere Funktionen. Zement ist gegenüber einer Resorption weniger anfällig als Dentin. Obwohl auch Zement resorbiert werden kann, dient es als Schutzschicht auf dem Dentin. Durch fortlaufende Zementapposition in der apikalen Region wird ein rascher Substanzabtrag auf der Okklusalfläche kompensiert.Zum besseren Verständnis der Zementstruktur seien Ursprung und Entwicklung des Zements kurz wiederholt. Die Zementbildung beginnt nach dem Einsetzen der Wurzelbildung und -verlängerung. Die Wurzelbildung wird geleitet von der Hertwigschen Epithelscheide (HERS) - einem ringförmigen Band aus Epithelzellen, die von der apikalen Verlängerung des Schmelzorgans abstammen. Apikal geht die HERS fließend in das epitheliale Diaphragma, das zweischichtige Epithel, das die Zahnpapille von dem umgebenden Zahnsäckchen trennt, über.
Abb. 77: Histologischer Schnitt durch ein sich entwickelndes Wurzelende. Zellen der Zahnpapille (DP) in Kontakt mit dem epithelialen Diaphragma (ED) differenzieren sich (DO) zu Odontoblasten (O), die für die Bildung der Dentin(D)-Schicht verantwortlich sind. Die äußere Wurzelform wird durch die Position der Hertwigschen Epithelscheide (RS) bestimmt. Koronal des sich bildenden Wurzelendes verdrängen ektomesenchymale Zellen aus dem Zahnsäckchen (DF) schrittweise die Wurzelscheide von der Dentinoberfläche. Außerdem bewirken diese Zellen den Zerfall der Wurzelscheide in die Malassezschen Epithelreste (CR).
Abb. 78: Stärkere Vergrößerung der Abb. 77.
Die innere Zellschicht des epithelialen Diaphragmas (ED) interagiert mit den benachbarten Zellen der
Zahnpapille (DO), um deren Differenzierung zu Odontoblasten (O) zu induzieren. Die Odontoblasten beginnen,
Dentin (D) zu bilden. Nahe des sich bildenden Wurzelendes befindet sich das Dentin in Kontakt mit
dem epithelialen Ring der HERS (RS). Die Dentinschicht wächst durch Apposition auf der Oberfläche,
die der Zahnpapille gegenüberliegt. Die Wurzelform wird jedoch durch die Position der HERS bestimmt.
Abb. 79: Stärkere Vergrößerung der Abb. 77. Ektomesenchymale Zellen
(EMC) des die HERS umgebenden Zahnsäckchens durchdringen das Epithel und legen Kollagenfasern innerhalb der
Interzellularspalten der HERS und zwischen HERS und dem neugebildeten Dentin (D) ab. Dabei wird die
HERS von der Dentinoberfläche verdrängt und schließlich in epitheliale Zellreste -
die Malassezschen Epithelreste - fragmentiert. Die ektomesenchymalen Zellen nahe der Dentinoberfläche
differenzieren sich schließlich zu Zementoblasten, die an der Bildung der Zementschicht teilnehmen.
Abb. 80: Malassezsche Epithelreste (CR). Wenn die Hertwigsche Epithelscheide aufgelöst wird, bilden
sich Bänder und Inseln aus Epithelzellen, die nahe der Wurzeloberfläche verbleiben.
Die Zellreste bleiben von der Wurzel durch ein nichtmineralisiertes kollagenes Gewebe, das
von den ektomesenchymalen Zellen produziert wurde, getrennt. Diese ektomesenchymalen Zellen entstammen
dem Zahnsäckchen und haben zur Auflösung der Hertwigschen Epithelscheide beigetragen.
Die ektomesenchymalen Zellen nahe der Wurzeloberfläche (EMC)
wandeln sich schließlich in
zementproduzierende Zementoblasten um. Der Ablauf wird in größerer
Ausführlichkeit unten beschrieben.