Bindungsunsicherheit lässt sich mithilfe von Psychotherapie abbauen

Dr. Iris Reiner von der Universitätsmedizin Mainz für neue Forschungserkenntnis mit Adolf-Ernst-Meyer-Preis ausgezeichnet

Jedes Jahr erkranken in Deutschland cirka 4,9 Millionen Menschen an einer Depression. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis zum Jahr 2020 Depressionen oder affektive Störungen weltweit die zweithäufigste Volkskrankheit sein. Depressive Symptome lassen sich jedoch vor allem mithilfe von Psychotherapie lindern. Doch Psychotherapie hat noch einen anderen Effekt wie Dr. Iris Reiner von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz herausfand: Die Psychologin konnte im Rahmen einer Forschungsarbeit zeigen, dass sich mithilfe von Psychotherapie Bindungsunsicherheit – ein Risikofaktor von Depression - abbauen lässt. Für ihre Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Psychotherapie hat Dr. Iris Reiner jetzt den renommierten Adolf-Ernst-Meyer-Preis für Psychotherapieforschung vom Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) erhalten.

Wer bereits in frühester Kindheit liebevolle und haltgebende Bezugspersonen, meist Eltern, hat, kann zu diesen eine sichere Bindung aufbauen. Diese sichere Bindung schützt vor psychischen Erkrankungen. Das stellte bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts der Arzt und Begründer der Bindungstheorie John Bolwby fest. Mittlerweile haben es zahlreiche internationale Studien belegt: Personen mit zurückweisenden oder vernachlässigenden Eltern entwickeln häufig eine unsichere Bindung – Sie erleben auch im Erwachsenenalter häufiger andere Menschen als ablehnend und erkranken eher an Depressionen als Personen mit sicherer Bindung.

In ihrer Studie zu Depressionen an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Direktor Univ.-Prof. Dr. Manfred E. Beutel) konnte Dr. Iris Reiner jetzt unter anderem belegen, dass durch eine stationäre Psychotherapie in einer psychosomatischen Einrichtung depressive Patientinnen Bindungsunsicherheit abbauen. „Psychotherapie kann nicht nur depressive Symptome lindern, sondern auch die Vorstellung von Bindung und Beziehung als etwas Bedrohliches und Negatives modifizieren“, sagt die Psychologin. Dadurch lasse sich Vertrauen in gute und sichere Beziehungen aufbauen. Dies erhöhe nicht nur die Lebensqualität, sondern schütze auch vor einem Rückfall.

Die Arbeiten hierzu wurden nun mit dem Adolf-Ernst-Meyer-Preis ausgezeichnet. „Die Rolle von Beziehung in psychotherapeutischen Prozessen ist von maßgeblicher Bedeutung“, betonte Laudator Professor Claas Lahmann bei der Preisvergabe, die im Rahmen des deutschen Jahreskongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (DKPM) in Potsdam stattfand.

Iris Reiner, geboren 1977 in Erlangen, studierte und forschte in Erlangen, London und den USA. Seit 2010 ist sie an der Universitätsmedizin Mainz tätig. Die Arbeiten von Iris Reiner wurden bereits mehrfach ausgezeichnet: Sie erhielt 2012 den Preis für besonders begabte Nachwuchswissenschaftlerlinnen der Johannes-Gutenberg Universität Mainz und 2013 den Boehringer-Ingelheim Preis für klinische Medizin.

 

 

Bildunterzeile: Der Ärztliche Direktor der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Dr. Stephan Zipfel (rechts) und der Leitende Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar der TU München, Prof. Dr. Claas Lahmann (links) freuten sich mit Dr. Iris Reiner über ihre Auszeichnung mit dem Adolf-Ernst-Meyer-Preis für Psychotherapieforschung.

 

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Kontakt:
Dr. phil. Dipl.-Psych. Iris Reiner
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Universitätsmedizin Mainz, Tel: 06131 / 17-8124 Fax: 06131 / 17-5563,
E-Mail:  iris.reiner@unimedizin-mainz.de

Pressekontakt:
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Tel: 06131 / 17-7424, Fax: 06131 / 17-3496, E-Mail:  pr@unimedizin-mainz.de

 

Über den renommierten Adolf-Ernst-Meyer-Preis
Der Mediziner Professor Adolf Ernst Meyer (1925 – 1995) war langjähriger Direktor der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In seinem Gedenken wurde eine Stiftung errichtet, die wissenschaftlich hervorragende Arbeiten im Bereich der Psychotherapieforschung durch die Vergabe eines Jahrespreises auszeichnet und fördert. Der Adolf-Ernst-Meyer-Preis wird vom Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) vergeben.

 

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de