Mit Hilfe der evozierten Potentiale lässt sich feststellen, ob Netzhaut des Auges und Sehbahn (VEP), Gehör und Hörbahn (AEP), Hautempfindung und die Bahnen für die Gefühlsempfindung (SEP) sowie Bahnen für die willkürliche Ansteuerung der Muskulatur (MEP) normal funktionieren oder ob und wo eine Schädigung vorliegt.
Sie sitzen in einem verdunkelten Raum. Vor Ihnen befindet sich ein Bildschirm auf dem ein schwarz-weißes Muster wie ein Schachbrett erscheint. Außerdem sehen Sie einen helleren Lichtpunkt, der meist in der Mitte steht und nur bei besonderen Untersuchungen am Rand zu finden ist. Sie sollen während der ganzen Untersuchungsdauer den Lichtpunkt anschauen, obgleich der das Schachbrettmuster hin-und herspringt. Vor Beginn der Untersuchung werden Metallplättchen an den Hinterkopf und auf die Kopfmitte geklebt, über diese Elektroden werden ähnlich dem EKG und wie beim EEG die Hirnströme abgeleitet, die bei jedem Springen des Musters in der Netzhaut des Auges ausgelöst und über die Sehbahn zur Sehrinde weitergeleitet werden.
Die Untersuchung wird im Sitzen oder Liegen durchgeführt. Sie sitzen bequem in einem Stuhl und bekommen einen Kopfhörer aufgesetzt, aus dem Sie erst rechts und dann links knackende Geräusche hören. Da immer Seite allein untersucht werden soll, wird die Hörfähigkeit des anderen gerade nicht untersuchten Ohres durch ein andauerndes Rauschen blockiert. Vor Beginn der Untersuchung werden Metallplättchen über den Knochen hinter jedem Ohr aufgeklebt und auf die Mitte des Kopfes. Über diese Elektroden werden die Hirnströme abgeleitet, die im Gehörgang entstehen und über die Hörbahn bis zur Hörrinde weitergeleitet werden.
Bei der Untersuchung liegen Sie auf einer Untersuchungsliege und sollten möglichst entspannt sein. Die Gefühlsnerven werden durch sehr kurze und schwache elektrische Reize aktiviert. Die Reize sind gerade so stark, daß Sie sie fühlen und daß eine geringe Zuckung in den zugehörigen Muskeln auftritt. Die Reize werden hinter dem rechten und linken Knöchel sowie am rechten und linken Handgelenk gegeben, um die Bahnen für beide Beine und Arme untersuchen zu können. Vor Beginn der Untersuchung werden Metallplättchen (oder ganz dünne sterilisierte Akupunkturnadeln) rechts und links am Kopf und an der Stirn angeklebt oder bei bestimmten Fragestellungen auch am Nacken und der Schulter. Über diese Elektroden werden Ströme erfasst, die durch Nervenreizung an Beinen und Armen ausgelöst und über die sensiblen Bahnen zum Kopf geleitet werden.
Da die registrierten Ströme sehr niedrig sind, müssen bei VEP, AEP, SEP und MEP meist viele Reizantworten bewertet werden, um eine aussagekräftige Beurteilung vornehmen zu können.
Durch magnetisch ausgelöste Reize werden die Nerven, die vom Gehirn zu verschiedenen Muskeln ziehen (motorische Bahnen) untersucht.
Bei der Untersuchung liegen Sie auf eine Untersuchungsliege. Es werden Oberflächenelektroden über die Muskelbäuche der zu untersuchenden Muskeln an Händen und Unterschenkeln geklebt. Bei der Untersuchung zur Zunge oder Wange sind die Oberflächenelektroden in eine Vorrichtung eingebettet, die auf die Zunge bzw. in die Wangen gelegt wird.
Die Nervenzellen der Hirnrinde werden mit Hilfe einer Stimulationsspule, die über den Kopf gehalten wird, gereizt. Dabei entsteht durch die Entladung des Kondensators ein kurzes Klopfgeräusch. Durch die Gehirnaktivierung werden Impulse über das Rückenmark und die peripheren Nerven zur Gesichts-, Arm- und Beinmuskulatur fortgeleitet, wo es zu einer kurzen Zuckung kommt. Im weiteren Verlauf werden die Nervenbahnen erneut nach ihrer Umschaltung zur peripheren Nervenbahn (über der Halswirbelsäule für die Arme und über der Lendenwirbelsäule für die Beine) magnetisch gereizt. Zum Schluss erfolgt eine elektrische Reizung des Nerven direkt vor dem Muskel, um die individuelle Muskelantwort zu ermitteln, die in der Auswertung als Bezugspunkt wichtig ist.