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Forschung zu Blutplättchen: Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz ins renommierte Emmy Noether-Programm aufgenommen

DFG unterstützt Forschung von Juniorprofessor Dr. Carsten Deppermann für sechs Jahre mit rund einer Million Euro

Die neue Emmy Noether-Arbeitsgruppe unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Carsten Deppermann erforscht den Lebenszyklus von Blutplättchen, um innovative Therapien bei Blutplättchenmangel und thrombotisch-entzündlichen Erkrankungen entwickeln zu können. © UM/ Peter Pulkowski

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat Jun.-Prof. Dr. Carsten Deppermann vom Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz in ihr Emmy Noether-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aufgenommen. Ziel der Forschungsgruppe des Biochemikers ist es, den Lebenszyklus und die Funktion von Blutplättchen (Thrombozyten) im Detail zu untersuchen und besser zu verstehen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Therapien für Blutplättchenmangel und thrombotisch-entzündliche Erkrankungen wie Herzinfarkt zu entwickeln.

Die auch als Thrombozyten bezeichneten Blutplättchen werden im Knochenmark gebildet und sind ein wichtiger Bestandteil des Gerinnungssystems. Liegt ein Mangel an Blutplättchen vor, kann dies zu schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen führen.

„Zusammen mit meinem Team möchte ich den Lebenszyklus der Thrombozyten, also wie sie gebildet und wieder abgebaut werden, umfangreich untersuchen. Daraus können wir neue Therapieansätze für einen Blutplättchenmangel, die sogenannte Thrombozytopenie, ableiten“, beschreibt Jun.-Prof. Dr. Carsten Deppermann das Forschungsvorhaben seiner Arbeitsgruppe am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz.

Bei einer Thrombozytopenie steigt das Blutungsrisiko und es kann zu Blutungen in der Haut sowie zu Blutergüssen kommen. Ist der Blutplättchenmangel stark ausgeprägt, können bei den Betroffenen auch ohne eine Verletzung lebensbedrohliche Blutungen auftreten.

Die Thrombozytopenie kann durch unterschiedliche Mechanismen verursacht werden: Zum einen kann ein Mangel an Blutplättchen entstehen, wenn das Knochenmark nicht genügend Thrombozyten bildet, wie beispielsweise bei einer Leukämie. Zum anderen können Blutplättchen auch durch das eigene Immunsystem zerstört werden. Eine solche Immunthrombozytopenie entsteht in 80 Prozent der Fälle ohne erkennbare Ursache. Zu einer Verminderung der Anzahl der Blutplättchen kann es zudem kommen, wenn zu viele Blutplättchen in der Milz eingelagert werden. Das ist beispielsweise bei der Leberzirrhose der Fall, die mit einer fortschreitenden Zerstörung des Lebergewebes einhergeht. „Eine Thrombozytopenie kann sehr gefährlich werden, wenn es zu schweren Blutungen kommt. Prof. Deppermanns Forschung kann langfristig helfen, solche lebensbedrohliche Blutungen zu verhindern oder besser zu behandeln. So könnten Betroffenen direkt profitieren", freut sich Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.

„Ein weiterer Forschungsschwerpunkt meiner Arbeitsgruppe sind die bislang wenig untersuchten Funktionen der Thrombozyten, die über ihre bekannten Aufgaben in der Blutstillung und Thrombose hinausgehen, so zum Beispiel bei Infektionen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen“, erläutert Juniorprofessor Deppermann.

Eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden ist dabei die Intravitalmikroskopie, mit der zelluläre Prozesse im lebenden Organismus sichtbar gemacht werden können. „Mithilfe dieser Technik konnten wir bereits zeigen, dass gealterte Thrombozyten von Lebermakrophagen, den Fresszellen des Immunsystems, aufgenommen und abgebaut werden“, so Juniorprofessor Deppermann. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wollen die Wissenschaftler:innen nun die Mechanismen, näher erforschen, die den Thrombozyten-Abbau regulieren. Ziel ihrer Untersuchungen ist es zudem, herauszufinden, wie sich das Altern oder thromboinflammatorische Erkrankungen wie Herzinfarkt auf die Abbauprozesse auswirken.

„Die Fragestellungen, die Dr. Deppermann und sein Team untersuchen, sind von großer Relevanz für die Grundlagenforschung, haben aber auch einen translationalen Aspekt: Wenn wir verstehen, wie der krankheitsbedingte Abbau von Thrombozyten und ihre Produktion im Knochenmark gekoppelt sind, hat dies Implikationen für die Behandlung von Blutplättchenmangel und die Therapie von entzündlichen und kardiovaskulären Erkrankungen. Zudem können die Erkenntnisse dabei helfen, Methoden zu finden, um die Lebensdauer von Thrombozyten nach einer Transfusion zu verlängern“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Wolfram Ruf, Wissenschaftlicher Direktor des CTH. Er ergänzt: „Wir freuen uns, dass die DFG das wichtige Forschungsvorhaben mit der Emmy Noether-Förderung unterstützt.“

Das Emmy Noether-Programm eröffnet herausragend qualifizierten Nachwuchswissenschaftler:innen die Möglichkeit, durch die eigenverantwortliche Leitung einer Forschungsgruppe über einen Zeitraum von sechs Jahren die Voraussetzungen für eine Hochschulprofessur zu erlangen. Ein Projekt in diesem angesehenen DFG-Programm muss daher einen hohen wissenschaftlichen Anspruch erfüllen. Die Nachwuchsgruppe von Dr. Deppermann erhält eine Förderung in Höhe von rund einer Million Euro.

„Ich gratuliere Herrn Dr. Deppermann zur Aufnahme in das renommierte Emmy Noether-Programm. Wir freuen uns sehr, dass er sich für Mainz und die Universitätsmedizin als Forschungsstandort entschieden hat. Er ist ein exzellenter Wissenschaftler und wir können ihm hier ein attraktives Forschungsumfeld mit modernster Infrastruktur und hervorragenden Kooperationsmöglichkeiten bieten“, betont Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Wissenschaftlicher Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Mainz.

 

Zur Person:
Carsten Deppermann wurde 1985 in Frankfurt am Main geboren. Von 2005 bis 2010 studierte er Biochemie an der Goethe-Universität Frankfurt. Finanziert durch ein Stipendium der Graduate School of Life Sciences promovierte er 2015 an der Universität Würzburg bei Prof. Dr. Bernhard Nieswandt zur Rolle der Thrombozytengranula in der Hämostase, bei Thrombose und im Schlaganfall. 2013 wurde er mit dem Hentschelpreis für Schlaganfallforschung ausgezeichnet. Darüber hinaus ehrte die International Society on Thrombosis and Haemostasis Carsten Deppermann mehrfach mit dem Young Investigator Award. Gefördert durch ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) forschte er von 2016 bis 2019 als Postdoktorand bei Prof. Dr. Paul Kubes an der University of Calgary in Kanada. Nach seiner Rückkehr erhielt er 2021 den Ruf auf eine Juniorprofessur am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz und leitet dort eine eigene Arbeitsgruppe. Seit 2022 ist er Mitglied der Gutenberg Akademie Mainz.

 

Bildunterschrift: Die neue Emmy Noether-Arbeitsgruppe unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Carsten Deppermann erforscht den Lebenszyklus von Blutplättchen, um innovative Therapien bei Blutplättchenmangel und thrombotisch-entzündlichen Erkrankungen entwickeln zu können.

Bildquelle: © Universitätsmedizin Mainz / Peter Pulkowski

 

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Carsten Deppermann, Centrum für Thrombose und Hämostase, Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-8215, E-Mail  deppermann@uni-mainz.de

 

Pressekontakt:
Dr. Natkritta Hüppe, Stabsstelle Unternehmenskommunikation,
Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-7771, E-Mail  pr@unimedizin-mainz.de