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Unterricht im OP

Universitäts-Augenklinik lädt Schulklasse in den Augen OP ein – Aktion im Rahmen der Woche des Sehens

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Dr. Gisela Fritsch konnten 23 Schülerinnen des Maria-Ward-Gymnasiums im OP der Universitäts-Augenklinik gestern direkt verfolgen, wie Patienten kombiniert am grauem Star und an Makula-Erkrankungen operiert werden. Die Augenklinik hatte diese Aktion im Rahmen der bundesweiten Aufklärungskampagne „Woche des Sehens“ angeboten.

Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Bernhard Stoffelns, der den Biologieleistungskurs der Jahrgangsstufe 13 eingeladen hatte, erklärt: „Wir hoffen, dass wir die Schüler so für die Problematik der Sehbehinderung sensibilisieren können. Denn gutes Sehen ist nicht selbstverständlich – aber man kann heute einiges dafür tun.“

So ist beispielsweise der graue Star – Fachjargon: Katarakt – durch eine Operation heilbar. Und obwohl die Katarakt-Operation weltweit die häufigste am Menschen durchgeführte Operation ist, gibt es weltweit immer noch 25 Millionen Blinde durch diese Erkrankung. Dass der graue Star damit weltweit die häufigste Ursache für Blindheit ist, liegt daran, dass in der dritten Welt eine Operation oft nicht möglich ist – aus Geldmangel etwa oder aufgrund fehlender Infrastruktur. All das erläuterte Dr. Stoffelns, bevor es in den OP ging. Er erklärte auch, was beim grauen Star überhaupt passiert: „Die ursprünglich klare Augenlinse wird trüb, immer weniger Lichtstrahlen erreichen die Netzhaut. Dadurch nimmt das Sehvermögen mehr und mehr ab.“ Was man dagegen tun kann, konnten die Schülerinnen anschließend im OP direkt verfolgen. Auf einem Monitor, der das Bild des OP-Mikroskops zeigt, und im direkten Gespräch mit dem Operateur erfuhren sie, wie dieser mit Ultraschall die getrübte Augenlinse zerkleinert, entfernt und dann eine gefaltete Kunstlinse einsetzt. Diese faltet sich selbstständig im Auge auseinander und nimmt dort die gewünschte Position ein.

Nach Implantation der Kunstlinse verfolgten die Schülerinnen gebannt, wie der Operateur zunächst den so genannten Glaskörper und dann eine hauchdünne – nur wenige Mikrometer dicke – Membran von der Netzhautoberfläche im Bereich der Makula entfernte. „Die Makula ist der empfindlichste Teil der Netzhaut. Sie ist nur 1,5 Millimeter im Durchmesser groß, aber das gesamte scharfe Sehen und insbesondere die Lesefähigkeit sind hier lokalisiert“, erklärte Dr. Stoffelns. „Kleinste Veränderungen in der Makula – wie etwa durch diese mit bloßem Auge kaum erkennbaren Membranen – haben starke Sehstörungen bis zum Verlust der Lesefähigkeit zur Folge.“ Makula-Erkrankungen sind heutzutage in den Industrienationen die häufigste Ursache für Blindheit in der Altersgruppe der über 65-jährigen. „Durch Operationen wie das hier demonstrierte ‚membrane peeling’ der Makula sind bei rechtzeitiger Durchführung schwere Sehverluste oft vermeidbar“, erläuterte Dr. Stoffelns den Schülerinnen. Schließlich wird der Glaskörperraum mit einer klaren Flüssigkeit wiederaufgefüllt und damit die Operation beendet.

Die Schüler-Aktion der Mainzer Augenklinik fand im Rahmen der „Woche des Sehens“ statt. Vom Montag, den 9. Oktober, bis Sonntag den 15. Oktober 2006 will die bundesweite Aufklärungskampagne unter dem Motto „Blindheit verstehen, Blindheit verhüten“ auf die Bedeutung von gutem Sehvermögen, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation blinder Menschen in Deutschland und in den Entwicklungsländern aufmerksam machen.

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