Urologische Tumoren

"Die Urologie in Mainz ist weltweit eine der renommiertesten Kliniken auf dem Gebiet der Harnableitung bei Blasenkrebs." (Univ.-Prof. Dr. Axel Haferkamp, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie und Leiter des Urologischen Krebszentrums)

Hintergrundinformation

organe_100316_UrologischeOrgane.jpg

Neben dem am häufigsten vorkommenden urologischen Tumor – dem Prostatakrebs – gibt es weitere Krebserkrankungen in diesen Bereich: An zweiter und dritter Stelle in der Häufigkeit folgen das Blasen- und das Nierenzellkarzinom. Die Überlebensraten sind durch Fortschritte in der Medizin in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Weitere Erkrankungen in diesem Bereich sind der Hodenkrebs und der Peniskrebs. Ersterer tritt pro Jahr bei ungefähr 10 von 100.000 Männern besonders im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Der seltenste urogenitale Tumor des Mannes ist hierzulande das Peniskarzinom.

Früherkennung und engmaschige Tumornachsorge sind für eine gute Prognose wichtig

Blasenkarzinom
Der Harnblasenkrebs ist der zweithäufigste urogenitale Tumor und tritt pro Jahr bei ungefähr 30 von 100.000 Männern und 8 von 100.000 Frauen auf. Wichtigste Symptome sind das schmerzlose Auftreten von Blut im Urin sowie unspezifische Beschwerden beim Wasserlassen. Gerade beim Harnblasenkarzinom ist eine frühe Diagnosestellung und Therapie wichtig, da 75 Prozent dieser Tumoren bei der Diagnosestellung an der Oberfläche der Blase wachsen und relativ einfach durch organerhaltende Therapieverfahren behandelt werden können. Wichtig ist aber auch bei diesen Frühstadien eine sich der Therapie anschließende engmaschige Tumornachsorge.
 
Ist der Tumor bereits in die Blase hineingewachsen, bleibt als Therapie meist nur die komplette Entfernung der Blase. In diesem Fall kann der Harn anschließend über verschiedene Wege abgleitet werden. Dabei kann der Urin entweder in einer künstlich hergestellten Ersatzblase innerhalb des Körpers oder in einem Beutel außerhalb des Körpers gesammelt werden. Im ersten Fall handelt es sich um eine kontinente Form der Harnableitung. Dabei wird aus einem längeren Darmstück ein Reservoir (ein so genannter Pouch) hergestellt, das als Ersatzblase dient und etwa 500 Milliliter Urin fassen kann. Entleert wird diese Ersatzblase entweder über die Harnröhre auf natürlichem Wege oder über ein im Nabel gelegenes Stoma. Die Urologie in Mainz stellt weltweit eine der renommiertesten Kliniken auf diesem Gebiet dar.
 
Auch bei der inkontinenten Form der Harnableitung kommt ein ausgeschaltetes Darmstück zum Einsatz. Über dieses wird der Urin durch die Bauchdecke nach außen in einen auf die Haut aufgeklebten Beutel geleitet. Welches dieser Verfahren für welchen Patienten das geeignetste ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Hierbei spielt auch die Lebensqualität bzw. das was der Patient als Lebensqualität empfindet, eine zentrale Rolle.
 
Nierenzellkarzinom
Das Nierenzellkarzinom ist ein aggressiver Tumor. Bei einem Drittel aller Patienten hat der Tumor bei Diagnose bereits Metastasen gebildet. Bei weiteren 30 bis 40 Prozent der Patienten bilden sich Metastasen nach erfolgter Operation des Primärtumors in der Niere. Diese Erkrankung verlangt daher besondere Aufmerksamkeit. Eine Operation ist derzeit die einzige Möglichkeit, die Krankheit zu heilen. Ein besseres Verständnis der Tumorbiologie und Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik führten in den letzten 20 Jahren zu verbesserten Überlebensraten und der Entwicklung neuer operativer Verfahren – gerade im Bereich der Schlüssellochchirurgie.
 
Welche OP-Methode zum Einsatz kommt, ob offen oder minimal-invasiv, ob Roboter-assistiert oder nicht, hängt vor allem vom genauen Ort des Tumors, seiner Ausdehnung und seiner Größe ab. Prinzipiell gibt es zurzeit zwei Möglichkeiten: die organerhaltende Nierentumorchirurgie, bei der lediglich der Tumor ausgeschält oder entfernt wird, sowie die komplette Entfernung der Niere. Die onkologischen und funktionellen Langzeitergebnisse unterstützen das Konzept der nierenerhaltenden Operation.
 
Ist der Tumor kleiner als vier Zentimeter, wird er meist ausgeschält. Diese Ausschälung kann offen oder auch mittels Schlüssellochtechnik erfolgen, eventuell kann auch eine Roboter-assistierte OP mit dem "da Vinci"-System sinnvoll sein. Bei Tumoren, die größer als sieben Zentimeter sind, wird die Niere meist komplett entfernt.
 
Hoden- und Peniskrebs
Eine schmerzlose Größenzunahme eines Hodens mit einer tastbaren Verhärtung innerhalb des Hodens oder an seiner Oberfläche ist das wichtigste Symptom für einen Hodentumor. Auch hier ist eine frühe Diagnose und Therapie entscheidend, da so Heilungsraten von nahezu 100 Prozent möglich sind. 
Ursache für ein Peniskarzinom ist mitunter eine ausgeprägte Phimose, das heißt die Unfähigkeit, die Vorhaut hinter die Eichel zurückzuziehen. Im Frühstadium verspricht eine einfache Beschneidung Erfolg, bei fortgeschrittenen Tumoren hilft nur eine teilweise oder totale Entfernung des Penis bis hin zur systemischen medikamentösen Therapie.
 
Nierenbecken- und Harnleiterkrebs
Wie die Blase, werden auch der Harnleiter und das Nierenbecken von bestimmten Oberflächenzellen, dem sogenannten Urothel ausgekleidet. Mehr als 90 Prozent der Tumoren des Nierenhohlsystems entstehen aus diesen Zellen. Erstes Anzeichen ist meist die Rotverfärbung des Urins durch Blutbeimengung. Die Behandlung der Nierenbecken- und Harnleitertumoren besteht aus der Entfernung der Niere bzw. des Harnleiters sowie einer Blasenmanschette. In ausgewählten Fällen kann auch organerhaltend vorgegangen werden.