Prophylaxe

Schmerzen, Löcher, Füllungen und Zahnfleischentzündungen müssen nicht sein. Besser ist das Vermeiden von Schäden. Selbst bei hohem Kariesrisiko oder starken Zahnfleischentzündungen können die Ursachen erkannt und behoben werden. Zwei Faktoren sind davon abhängig:

1. Die regelmäßige häusliche Mitarbeit des Patienten.
2. Die intensive Betreuung seitens des Zahnarztes.

Neben den bekannten Hilfsmitteln für die Mundhygiene zuhause, wie die Zahnbürste und die Zahnseide, hat sich in den letzten Jahren die Produktpalette enorm erweitert. Zahlreiche Sorten von Mundspüllösungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen, verschiedene Arten von Zahnseiden und Bürstchen für den Zahnzwischenraum, sowie die Vielfalt elektrischer und manueller Zahnbürsten erschweren den Überblick über die richtige Wahl. Hier steht der Zahnarzt mit seinem Rat hilfreich zur Seite, da er das für den jeweiligen Patienten geeignete Hilfsmittel empfehlen kann. Daneben gehören folgende Punkte zu jeder zahnärztlichen Prophylaxekontrolle:

  • Gründliche Untersuchung und Befunderhebung der Zähne und des Zahnbettes
  • Professionelle Zahnreinigung
  • Beratungsgespräch über Ernährungs- und Zahnpflegegewohnheiten, über Mundhygienetechniken und deren Hilfsmittel
  • Falls erforderlich, Versiegelung der Zahngrübchen (siehe Kinderprophylaxe-Seite)
  • Schmelzhärtung mittels Fluorid

Ganz besonders muss die Vorbeugung bei Kindern und Jugendlichen am Herzen liegen, damit die gesunde Mundhöhle ein Leben lang bestehen bleibt.

Zahnpflege

Die perfekte Putztechnik für alle Patienten gibt es nicht. Ein Patient mit gesundem Zahnfleisch putzt anders, als es einer mit entzündlichem Zahnhalteapparat (Parodontitis, volkstümlich:"Parodontose") tun sollte. Hier ist immer die Beratung durch den Zahnarzt oder eine ausgebildete zahnmedizinische Fachhelferin notwendig.
Die Zähne sollten mindestens zweimal täglich, morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Zubettgehen 3-5 Minuten lang, sowohl mit der Zahnbürste als auch in den Zwischenräumen mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen, geputzt werden. Besser wäre selbstverständlich eine zusätzliche Zahnreinigung nach jeder Mahlzeit.

Zahnbürsten:

Es besteht kein grundlegender hygienischer Unterschied zwischen der Verwendung von Handzahnbürsten und elektrischen Zahnbürsten. Hierbei spielt die jeweilige Vorliebe des Patienten eine Rolle. Lediglich zwei Punkte sollten beim Kauf sowohl einer elektrischen wie auch einer Handzahnbürste beachtet werden: Von der Verwendung von Naturborsten ist aus hygienischen Gründen abzuraten, da sie zahlreiche Schlupfwinkel für Bakterien besitzen. Weiterhin sollten die Kunststoffborsten abgerundet sein, um eine Verletzung der Schleimhaut zu vermeiden.
Spätestens alle zwei Monaten müssen die Bürsten ausgewechselt werden.

Zahnzwischenraumpflege:

Zahnseide, Zahnreinigungsband, Floss oder Interdentalbürstchen sind geeignete Hilfsmittel, den Zahnzwischenraum täglich optimal zu reinigen. Welches Hilfsmittel für den Patienten das beste ist, kann im Gespräch mit dem Zahnarzt herausgefunden werden.

Mundspüllösungen:

Zahlreiche unterschiedliche Sorten von kosmetischen Mundspüllösungen werden auf dem Markt angeboten. Grundsätzlich sind derartige Präparate für die alltägliche Mundhygiene nicht unbedingt notwendig, stellen für viele Anwender aber eine sinnvolle Ergänzung dar. Sie fühlen sich nach dem Gebrauch gepflegter, und der Atem wird als frischer empfunden.
Medizinische Mundspüllösungen hingegen wirken auf die Bakterien in der Mundhöhle ein und werden etwa bei einer Entzündung des Zahnfleisches nach Anordnung des Zahnarztes angewendet.

Kariesprophylaxe mit Fluoriden

Fluoride härten den Zahnschmelz und helfen Karies zu vermeiden. Daher sollte die täglich angewendete Zahnpasta Fluorid enthalten. Hierbei ist auf das Patientenalter und die Fluoridmenge zu achten.
Kindern sollten von den Eltern nach dem Erscheinen des ersten Milchzahnes mit einem erbsengroßen Stück Zahnpaste mit einer Fluoridkonzentration von 500 ppm (Tubenrückseite beachten) zweimal täglich die Zähne geputzt werden. Erwachsene und Kinder ab dem 7. Lebensjahr sollten Zahnpasta mit ca. 1500 ppm zweimal am Tag benutzen. Parallel dazu ist der Gebrauch fluoridierten Speisesalzes in der häuslichen Küche ratsam. Ist dies nicht der Fall, ist der einmal wöchentliche Gebrauch von 1,25% hoch konzentriertem Fluoridgel als Ergänzung zur täglichen Zahnpflege empfehlenswert. Fluoridtabletten werden heute nur noch in Ausnahmefällen gereicht.

Professionelle Zahnreinigung

Festen Anlagerungen (Zahnstein) oder Verfärbungen an den Zähnen

Trotz guter Mundhygiene kann es zu festen Anlagerungen (Zahnstein) oder Verfärbungen an den Zähnen kommen. Diese sind mit der Zahnbürste allein nicht zu beseitigen. Da sie Bakterien die Möglichkeit bieten, sich anzulagern und sich dort ungestört zu vermehren, sollten sie regelmäßig vom Zahnarzt entfernt werden. Hierzu stehen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung:mäßig vom Zahnarzt entfernt werden. Hierzu stehen unterschiedliche Hilfsmittel zur Verfügung:

  • Das Ultraschallgerät löst durch Hochfrequenzschwingungen die festen Beläge ab.
  • Mit Handinstrumenten können ebenfalls Auflagerungen "abgeschabt" werden.
  • Mit einem Bürstchen wird die gereinigte Zahnoberfläche poliert.
  • Neben den Belägen können Verfärbungen mit der "Air-Flow-Methode" mittels eines feinen Pulvers unter hohem Druck schonend abgetragen werden. Ergänzend ist zu bemerken, dass Maßnahmen, wie etwa "Air Flow", die umfangreicher als das normale Zahnsteinentfernen sind, nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Gebiss nach professioneller Zahnreinigung

Bedeutung von Zahnbelägen

Die menschliche Mundhöhle wird, wie alle anderen Oberflächen, normalerweise von einer Vielzahl von Mikroorganismen besiedelt, die miteinander in einem ökologischen Verband und mit dem Wirt im Einklang leben. Wir finden hier mehrere hundert Arten, darunter Bakterien, Viren, Hefen und mitunter sogar Protozoen. Das natürliche Gleichgewicht dieser Normalflora, die für die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit verantwortlich ist, kann durch viele Faktoren gestört werden. Besonders sind dabei Essgewohnheiten, mangelhafte Mundhygiene, aber auch die Einnahme von Antibiotika und anderer Medikamente hervorzuheben. Wenn mit der Nahrung häufig große Mengen einfacher Kohlenhydrate aufgenommen werden, führt dies zu einer Zunahme der für das Auge unsichtbarer Mikroorganismen. Reife Plaque verhält sich ähnlich wie ein Biofilm. Die jetzt sichtbaren, weißlichen und fest anheftenden Zahnbeläge werden auch als Zahnplaque bezeichnet:

Zahnbeläge

Zahnplaque als Ursache kariöser Defekte:

Es gilt heute als erwiesen, dass ein mehrere Millimeter dicker Bakterienrasen auf den Zähnen für die Entstehung kariöser Läsionen verantwortlich ist. Zahnplaque enthält große Mengen von Bakterien (ca 1,7 x 1011 Zellen/g Naßgewicht), die aus vergärbaren Zuckern Säuren bilden. Diese werden ausgeschieden und senken den pH-Wert der Plaque, was zu einer Demineralisierung der darunterliegenden Zahnhartsubstanzen wie Schmelz oder Wurzelzement führt. Wird der Prozess nicht gestoppt, wird auch das darunter liegende Dentin angegriffen und schließlich dringen die Keime bis zur Pulpa vor.
Karies ist bei Kindern und Jugendlichen die häufigste Ursache für Zahnverlust. Die ersten kariösen Läsionen können schon kurz nach dem Zahndurchbruch auftreten. Zuerst werden die Fissuren befallen, dann die Approximalflächen und später auch die okklusalen Glattflächen. Wird der Verlauf der Karies nicht durch geeignete Maßnahmen aufgehalten, findet eine weitgehende Zerstörung des Milchgebisses statt. Es ist daher besonders wichtig, möglichst frühzeitig mit Prophylaxemaßnahmen wie Anleitung zu guter Mundhygiene, Einschränkung der Zuckeraufnahme und den erforderlichen Fluoridierungsmaßnahmen zu beginnen.

Die Besiedlung der menschlichen Mundhöhle mit einer Vielzahl verschiedener Bakterien beginnt schon kurz nach der Geburt. Die Übertragung von Keimen durch die Mutter spielt dabei eine wichtige Rolle. Nach dem Durchbruch der Zähne findet man erstmals auch Arten der "Mutans-Streptokokken".

Streptokokken

Diese Organismen werden hauptsächlich für die Entstehung von Fissurenkaries verantwortlich gemacht. An der Entstehung von Approximalkaries und am Fortschreiten kariöser Läsionen im allgemeinen sind aber auch noch andere säurebildende Organismen wie z.B. Laktobazillen und Aktinomyzeten beteiligt.
 
 
Zahnplaque und Zahnbetterkrankungen:


Gingivitis ist eine Entzündung des Zahnfleisches entlang der Zahnfleischränder ohne Beteiligung des Zahnhalteapparats. Sie entsteht bei mangelnder Mundhygiene, wodurch ein Zunehmen der normalen Mikroflora am Zahnfleischrand auf das zehn- bis zwanzigfache erfolgen kann. Gingivitis ist reversibel, durch gute Mundhygiene wird der gesunde Zustand des Zahnfleisches innerhalb kurzer Zeit (ca. 3 - 7 Tagen) wieder hergestellt.
Allgemein läßt sich sagen, dass sich mit fortschreitender Gingivitis die Bakterienflora verändert und eine größere Vielfalt beobachtet wird. Von den über 100 verschiedenen Bakteriengruppen, die inzwischen von Patienten mit Gingivitis isoliert wurden, scheinen mehr als 70% positiv mit dem Krankheitsbild korreliert zu sein. Obwohl noch viele Fragen ungeklärt sind, scheint es gesichert zu sein, dass mehrere Keimarten zusammen und nicht nur eine einzelne Keimart für das Entstehen einer Gingivitis verantwortlich ist.
Wird eine bestehende Gingivitis nicht beseitigt, so kann sie in ein chronisches Stadium übergehen und sich zu einer Parodontitis entwickeln. Obwohl die Mikroflora bei diesem Erkrankungsbild vielfältig ist, findet man bestimmte Arten häufig an Stellen, wo das Gewebe angegriffen wird; zu ihnen gehören die sogenannten Leitkeime Porphyromonas gingivalis, Prevotella intermedia, Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Tannerella forsythia (ehemals Bacteroides forsythus) und Spirochäten. Obwohl zahlreiche Therapieformen für diese Erkrankung zur Verfügung stehen, spielt auch hier die Prävention eine äußert wichtige Rolle.