„Kunst des Heilens – Placebos und die Kunst des Zuhörens“
Vortragsreihe der Medizinischen Gesellschaft Mainz, des Lehrbereichs Allgemeinme-dizin der Universitätsmedizin Mainz und der Akademie für Ärztliche Fortbildung Rheinland-Pfalz geht am Mittwoch, 16. Oktober 2013, um 19.15 Uhr weiter
Die Vortragsreihe „Kunst des Heilens“ wird am Mittwoch, 16. Oktober, ab 19.15 Uhr fortgesetzt. Der sechste und vorletzte Abend der Vortragsserie beschäftigt sich mit Placebos und der Kunst des Zuhörens. Referent des Abends ist Prof. Dr. Ulrich Egle, Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Fachkliniken Freiburg und Gegenbach. Veranstalter der Vortragreihe sind die Medizinische Gesellschaft Mainz, der Lehrbereich Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Mainz und die Akademie für Ärztliche Fortbildung Rheinland-Pfalz. Veranstaltungsort ist der Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz). Der Eintritt ist frei.
In Arzneimittelstudien zum Nachweis der Wirkung von Medikamenten kommen auch Substanzen zum Einsatz - sogenannte Placebos, die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft keine pharmakologische Wirkung aufweisen, beispielsweise Tabletten aus Zucker. In den Studien erhält ein Teil der Probanden das zu testende Mittel, während die Kontrollgruppe ein Scheinmedikament (Placebo) erhält. Weil Placebos die Physiologie des Körpers auf reale und messbare Weise beeinflussen, nutzen auch niedergelassene Ärzte diesen sogenannten Placeboeffekt, um ihre Patienten zu behandeln. Obwohl ihm die Behandlung rein pharmakologisch betrachtet gar nicht helfen kann, weil der korrekt dosierte Wirkstoff fehlt oder die verwendeten Handgriffe keine therapeutische Relevanz haben, profitiert der Patient von der Behandlung. Die Wirkung entsteht vielmehr aus einer Mischung von Vertrauen, Empathie und Fürsorge. Die wesentlichen Mechanismen des Placeboeffekts sind also psychologischer oder psychophysiologischer Natur. Behandlungsaspekte wie Arzt-Patienten-Beziehung, Begleitumstände der Behandlung sowie die Erwartungshaltung des Patienten beeinflussen das Ausmaß des therapeutischen Erfolgs. Kaum ein Arztkontakt oder eine Standardbehandlung bleibt daher ohne Placeboeffekt. Vielmehr muss er in der Regel zur pharmakologischen Wirkung des verabreichten Medikaments oder zum therapeutischen Ergebnis des Eingriffs hinzuaddiert werden.
Dass der so definierte Placeboeffekt in der ärztlichen Tätigkeit eine große Rolle spielt, kommt auch in dem Begriff „Droge Arzt“ zum Ausdruck. Dass die Droge Arzt ein erhebliches Wirkpotenzial haben kann, wurde bereits in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts von dem ungarisch-britischen Psychoanalytiker Michael Balint aufgrund sorgfältiger klinischer Beobachtungen beschrieben. Seine Arbeiten beruhten auf der Erkenntnis, dass „das am allerhäufigsten verwendete Heilmittel der Arzt selber sei“. Dabei wies Balint bereits auf Nebenwirkungen und Komplikationen hin.
Mittlerweile geht man davon aus, dass es in der medizinischen Praxis sowohl keine therapeutische Maßnahme ohne einen potentiellen Placeboeffekt gibt, als auch dass sogenannte Noceboeffekte (krankmachende Effekte) bedacht werden müssen. „Unwirksames“ ist wirksam – die Kenntnis und Nutzung dieser unspezifischen Wirkfaktoren sind Voraussetzungen für eine optimierte Interaktion zwischen Arzt und Patient, des therapeutischen Settings (therapeutische Situation) und für den Therapieerfolg.
Der Abend wird moderiert von Prof. Dr. Wilfried A. Nix, Neurologe und Direktor der Akademie für ärztliche Fortbildung Rheinland-Pfalz.
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Weitere Termine
Mi, 30. Oktober 2013:
Kunst des Heilens zwischen Fortschritt und Ökonomie
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. med. Theodor Junginger,
Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft Mainz e.V.
Telefon: 06131 17-4168, Fax: 06131 17-5516, E-Mail: junginger@uni-mainz.de
Die Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.
Die Medizinische Gesellschaft Mainz e.V. ist ein Verein zur Förderung und Verbreitung medizinwissenschaftlicher Erkenntnisse. Nicht nur Ärzte, sondern auch interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen über aktuelle medizinische Themen durch Vorträge informiert werden. Mehr Infos zu den Veranstaltungen und das Programm der Gesellschaft finden Sie im Internet unter: www.mg-mainz.de/aktuelles.html