„Sicherheitsstrategien bei Luftfahrt, in Hochsicherheitsindustrien und der Medizin“
Medizinische Gesellschaft Mainz lädt zum Themenabend am Mittwoch, 06. November 2013, um 19.15 Uhr ein
Der nächste Themenabend der Medizinischen Gesellschaft Mainz findet am Mittwoch, 06. November 2013, ab 19.15 Uhr statt. Im Fokus der Veranstaltung steht das Thema „Sicherheitsstrategien bei Luftfahrt, in Hochsicherheitsindustrien und der Medizin“. Referenten des Abends sind Kerstin Felser, Senior First Officer A380, Deutsche Lufthansa AG, Frankfurt und Prof. Dr. med. Jürgen Graf, Direktor des Medizinischen Dienstes der Lufthansa in Frankfurt und Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. Dr. med. Wolfgang Birkhölzer, niedergelassener Orthopäde aus Wiesbaden, wird die Veranstaltung moderieren. Veranstaltungsort ist der Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz). Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Das Thema Sicherheit ist allgegenwärtig, denn der Mensch strebt nach Sicherheit. Der Maslowschen Bedürfnishierarchie zufolge ist Sicherheit eines der Grundbedürfnisse der Menschen. Laut der sozialpsychologischen Theorie des US-amerikanischen Psychologen Abraham H. Maslow, die menschliche Bedürfnisse und Motivationen beschreibt, rücken Sicherheitsbedürfnisse in den Vordergrund, wenn die physiologischen Bedürfnisse relativ gut befriedigt sind und der Mensch für sein rein biologisches Überleben gesorgt hat.
In der heutigen Gesellschaft stellen Sicherheitsaspekte auch einen wirtschaftlichen Faktor dar. Seit rund 60 Jahren gehören Fragen zur Sicherheit und zu Schutzmaßnahmen beispielsweise am Arbeitsplatz, im Transportwesen und in der Umwelt zu den zentralen Themen im Wirtschaftsleben. Ereignisse wie das Sinken der Titanic, der Absturz der letzten Concorde im Jahr 2000 oder Fukushima und seine weltumspannenden Folgen, zeigen aber auch auf, wie fragil Sicherheitssysteme sein können. Dennoch ist der Mensch meist bestrebt, Sicherheitsrisiken so optimal wie möglich auszuschließen – auch wenn eine 100-prozentige Sicherheit häufig einer Utopie gleicht.
Auch die Luftfahrtindustrie folgt in ihrer Sicherheitsphilosophie einer wirtschaftlichen Notwendigkeit. Jeder will in einem sicheren Flugzeug reisen. Für die kommerzielle Luftfahrt hat Sicherheit daher einen außerordentlichen Wert. Entsprechend aufwendig ist die Ausgestaltung der Sicherungssysteme. Gesetze, Regel- und Audit-basierte Verfahrensweisen im Rahmen eines strukturierten Qualitäts- und Risikomanagements prägen diese Branche.
Als Mensch-Maschinen-Schnittstelle kommt den Flugzeugführern eine besondere Verantwortung bei der Steuerung und Überwachung der Flugzeugsysteme zu. Um diesen Anforderungen dauerhaft gewachsen zu sein, durchlaufen Pilotenanwärter eine spezifische Selektion. Zusätzlich besteht für jeden kommerziellen Piloten die Verpflichtung Simulatortraining und Überprüfungsflüge in festgelegten Abständen zu absolvieren. Auch in anderen, sogenannten Hochsicherheitsindustrien, werden neben der spezifischen Selektion geeigneter Mitarbeiter, Aspekte des Trainings, der Simulation und des Risikomanagements kontinuierlich abgefordert. In ihrem Vortrag „Wie wird man/frau Pilot? - Auswahl von Piloten. Risikomanagement im Cockpit“ berichtet Kerstin Felser über diese Abläufe. Felser, Senior First Officer A380 bei der Lufthansa in Frankfurt, hat als erste Pilotin eine A 380 gesteuert.
Die Rahmenbedingungen, Ziele und Inhalte der Tätigkeiten in der Luftfahrt unterscheiden sich signifikant von jenen in der Medizin. Ein Flugzeugführer verfolgt andere Ziele als ein Arzt, doch erbringen beide eine Leistung für den Menschen und arbeiten vor dem Hintergrund des Sicherheitsaspekts. Lassen sich also Verfahrensweisen der Luftfahrtindustrie im Sicherheits- und Risikomanagement auf die Medizin übertragen? Prof. Dr. med. Jürgen Graf, Direktor des Medizinischen Dienstes der Lufthansa in Frankfurt, erläutert in seinem Vortrag „Fehler und Risikomanagement in der Hochsicherheitsindustrie: Implikationen für die Medizin“ warum die unterschiedlichen Betriebskulturen und Traditionen von Führung und Ausbildung es eher verhindern, dass Standards oder Verfahrensweisen direkt übertragen werden können. In der Medizinlandschaft Deutschlands fehlen spezifische gesetzliche Vorgaben zumeist und nur wenige Bereiche beteiligen sich an einer externen Qualitätskontrolle oder einer Zertifizierung. Die Refinanzierung erfolgt fallweise und ist weitestgehend unabhängig von der Ergebnisqualität. Um in der Medizin Erfolge zu erzielen, sind neben der Analyse geeigneter Wirkungsfelder daher vor allem die strukturellen Voraussetzungen und der Prozess der Veränderung von herausragender Bedeutung. Dennoch gilt: Die Prinzipien und Determinanten der Sicherheit erscheinen in beiden Bereichen gleichermaßen gültig. Hier wie dort steht im Mittelpunkt der Mensch.
Als Vertreter der Presse sind Sie herzlich zu den Vorträgen eingeladen!
Wir bitten um redaktionellen Terminhinweis und -ankündigung im Veranstaltungskalender!
Weitere Termine:
13.11.2013 Buddhismus - Bewusstsein und Realität
04.12.2013 Spielsucht
08.01.2014 Telemedizin
05.02.2014 Starke Köpfe
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. med. Theodor Junginger,
Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft Mainz e.V.
Telefon: 06131 17-4168, Fax: 06131 17-5516,
E-Mail: junginger@uni-mainz.de
Die Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.
Die Medizinische Gesellschaft Mainz e.V. ist ein Verein zur Förderung und Verbreitung medizinwissenschaftlicher Erkenntnisse. Nicht nur Ärzte, sondern auch interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen über aktuelle medizinische Themen durch Vorträge informiert werden. Mehr Infos zu den Veranstaltungen und das Programm der Gesellschaft finden Sie im Internet unter: www.mg-mainz.de/aktuelles.html