„Gesundheit und Gerechtigkeit“
Gemeinsame Vortragsreihe der Universitätsmedizin Mainz und der Medizinischen Gesellschaft Mainz von April bis Juli
Technischer Fortschritt und demographischer Wandel werden dazu führen, dass die Kosten im Gesundheitswesen erheblich steigen werden. Wie jedoch können die Finanzierungslasten gerecht verteilt und Kostenbegrenzungen so gestaltet werden, dass niemand ungerechtfertigter Weise von Leistungen ausgeschlossen wird? Die Universitätsmedizin Mainz, die Medizinische Gesellschaft Mainz, die Akademie für Ärztliche Fortbildung Rheinland- Pfalz und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit werden sich in einer Vortragsreihe von April bis Juli 2012 jeweils dienstags ab 19.15 Uhr im Hörsaal der Chirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz, den damit zusammenhängenden ökonomischen, rechtlichen, politischen und ethischen Fragen stellen. Die Veranstalter und der Moderator Univ.-Prof. Dr. Guido Adler, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz, laden Sie herzlich zum Mitdenken und Mitdiskutieren ein! Das Thema des ersten Abends am 24. April lautet „Sind Ärzte korrupt? Der Einfluss der Ökonomisierung der Medizin auf die ärztliche Praxis“. Nach einer Einführung durch Univ.-Prof. Dr. Gerhard Kruip von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, referiert Univ.-Prof. Dr. Hendrik Schneider, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzugsrecht an der Universität Leipzig. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Gesundheit und Gerechtigkeit sind für jeden Einzelnen fundamentale Werte. Höhere Lebensqualität und längere Lebenserwartung sind häufig technischen Fortschritten zu verdanken, allerdings auch meist verbunden mit höheren Kosten. Doch wer soll diese tragen? Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sind zunehmend begrenzt. Zudem sind die Akteure des Gesundheitsmarktes und ihre Interessen so vielfältig wie unterschiedlich. Aspekte, wie Ineffizienzen oder die Befriedigung überzogener Einkommenserwartungen von Ärzten, spielen dabei ebenso eine Rolle wie stetig steigende Erwartungen an das Leistungsvermögen der Medizin und wie der gesellschaftliche Wandel hinsichtlich Demografie sowie Lebens- und Freizeitgestaltung.
„Einschränkungen in Gesundheit und Gesundheitsversorgung können von existentieller Bedeutung sein. Allerdings sind der Gesundheitszustand eines Menschen sowie die soziale Erreichbarkeit von Gesundheit nicht allein von der finanziellen Ausstattung, Ausgestaltung und Effizienz des Gesundheitswesens determiniert. Andere Faktoren wie Bildung, Arbeitsbedingungen, sozialer Status, Umweltqualität und nicht zuletzt das individuelle Verhalten spielen ebenso eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Menschen“, so Univ.-Prof. Dr. Guido Adler, Medizinischer Vorstand und Vorstandvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz und Moderator der Vortragsreihe. Aufgrund des besonderen Status der Gesundheit für die Chancengleichheit ist dies auch ethisch relevant.
In der Vortragsreihe „Gesundheit und Gerechtigkeit“ stellen die Referenten auch jenseits der Frage nach der gerechten Verteilung von Gesundheitsleistungen weiterführende Überlegungen an. Es geht grundsätzlich um den Wert von Gesundheit, von welchen Faktoren es abhängt, wie Gesellschaft und Individuen mit Gesundheit umgehen, wie viel die Gesellschaft zu zahlen bereit ist und wie individuelle und auch gesellschaftliche Gesundheitsziele verwirklicht werden können. Insbesondere widmen sich die Experten der Frage nach gerechten und medizinisch vertretbaren Grenzen von Kostensteigerungen.
In der Auftaktveranstaltung widmet sich Referent Univ.-Prof. Dr. Hendrik Schneider dem Einfluss der Ökonomisierung der Medizin auf die ärztliche Praxis. Je mehr »ökonomische Anreize« in der ärztlichen Praxis eine Rolle spielen, um so mehr kann die Orientierung an der Gesundheit des Patienten an Bedeutung verlieren. Ärzte treten daher vermehrt als Täter von Wirtschaftsdelikten in Erscheinung und müssen sich wegen Abrechnungsbetrugs und Korruption verantworten. Sie sind aber auch Opfer übertriebener Kriminalisierungsbestrebungen und Strafbedürfnisse, die von anderen Teilnehmern des Marktes »Gesundheitswesen« zu eigenen ökonomischen Vorteilen genutzt werden. In seinem Vortrag erörtert Prof. Schneider folgende Fragen: Welche Aufgabe hat das Strafrecht als wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument? Welche Präventionsinstrumente versprechen Erfolg? Welche Rahmenbedingungen lassen entsprechende Versuchung erst gar nicht entstehen?
Dieser Termin wird gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Regionalbüro Wiesbaden veranstaltet.
Weitere Termine:
29.05.2012 „Solidarität und Eigenverantwortung “,
Referent: Karl Kardinal Lehmann
13.06.2012 „Wer soll das bezahlen? Notwendige Reformen der Finanzierung des Gesundheitssystems“
26.06.2012 „Kann Rationalisierung gerecht sein? Lösungen für eine faire Begrenzung von Gesundheitsleistungen“
17.07.2012 „Wo wollen wir hin? Zukunft des Gesundheitssystems in Deutschland“
Wir bitten um redaktionellen Terminhinweis und Terminankündigung im Veranstaltungskalender!
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. med. Theodor Junginger e. m.,
Vorsitzender der Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.
Telefon: 06131 17-4168, Fax: 06131 17-5516, E-Mail: junginger@uni-mainz.de
Pressekontakt
Barbara Reinke, Stabsstelle Kommunikation und Presse, Universitätsmedizin Mainz, Telefon: 06131 17-7428, Fax: 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de