„Wir haben vor zwei Jahren gemeinsam mit unseren Projektpartnern das Modellprojekt ‚Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) mit dem elektronischen Medikationsplan in Rheinland-Pfalz‘ mit dem Ziel gestartet, unerwünschte Wirkungen, Doppelverordnungen oder Wechselwirkungen von Arzneimitteln an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu vermeiden. Ich kann Ihnen heute sagen, dass Praxistauglichkeit, Akzeptanz und Nutzen des bundeseinheitlichen Medikationsplans von Patienten, Ärzten und Apothekern bestätigt wurden“, betonte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler anlässlich der Pressekonferenz zur Vorstellung der Ergebnisse des Projektes.
Im März 2015 initiierte das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz, der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz sowie der Techniker Krankenkasse mit dem Pilotprojekt erstmalig flächendeckend die Erprobung telematischer Instrumente, die das Bundesministerium für Gesundheit mit dem E-Health-Gesetz ab 2018 etablieren möchte. Im Modellprojekt erhielten die Patientinnen und Patienten einen Medikationsplan bei Entlassung aus der Klinik durch eine der fünf teilnehmenden Krankenhausapotheken in Bad Kreuznach, Kaiserslautern, Koblenz, Mainz, Trier. Anschließend wurden sie von über 500 Hausärztinnen und -ärzten sowie Stammapotheken betreut. Bei jeder Änderung der Medikation erhielten sie einen aktualisierten Medikationsplan sowie eine Beratung. Zur Erstellung und Aktualisierung des Medikationsplans wurde ein internetbasiertes Portal benutzt, das die Kommunikation der Leistungserbringer untereinander erleichtert. Insgesamt wurden knapp 2200 Medikationspläne mit rund 23500 dokumentierten Arzneimitteln im ambulanten und stationären Sektor erstellt. Mit dem elektronischen Medikationsplan und der tagesgenauen Übersicht des Medikationsprofils wird letztlich die Patientensicherheit gestärkt. „Die Ergebnisse des Projektes zeigen die hohe Akzeptanz eines elektronischen Medikationsplans bei Patientinnen und Patienten, der die Kommunikation zwischen beteiligten Ärztinnen und Ärzten und Apothekerinnen sowie Apothekern verbessert“, so Bätzing-Lichtenthäler.
„Die umfassende Information der weiterbehandelnden Ärzte und Apotheker sowie die gute Betreuung und Aufklärung der Patienten hat für uns einen hohen Stellenwert. Der Medikationsplan ist ein sehr gutes Beispiel dafür, denn er trägt entscheidend zur Arzneimitteltherapiesicherheit und damit zur Patientensicherheit bei. Patienten fühlen sich besser über ihre Arzneimitteltherapie informiert und Ärzten und Apothekern hilft der Medikationsplan, die Verordnung von Medikamenten zu optimieren“, so Professor Dr. Babette Simon, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.
Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz, betonte: „Wenn es darum geht, die Versorgung der Menschen zukunftssicher zu gestalten, ist die TK vom Potential telemedizinischer Konzepte überzeugt und Vorreiter vieler digitaler Angebote. Aus diesem Grund unterstützen wir gerne das Projekt zur 'Vernetzten Arzneimitteltherapiesicherheit'. Denn mit der Nutzung eines elektronischen Medikationsplans wird hier die Patientensicherheit auch digital gestärkt."
„Das richtige Arzneimittel in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt einzunehmen, ist die Herausforderung für jeden älteren Patienten, der mit mehreren Medikamenten behandelt wird. Apotheker unterstützen sie dabei. Denn sie sind die Experten für Arzneimittel und verbessern im heilberuflichen Netzwerk die Arzneimitteltherapiesicherheit. Durch das Modellprojekt wurden Krankenhäuser, Hausärzte und Apotheker besser vernetzt. Davon profitieren die Patienten unmittelbar“, stellte Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundes- und Landesapothekerkammer, heraus.
Die Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz, Professor Dr. Irene Krämer, berichtet, dass 600 Patienten in Rheinland-Pfalz während der Studie vom elektronischen Medikationsplan profitiert haben. „Die Krankenhausapotheker haben die Patientinnen und Patienten bei ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus über alle einzunehmenden Medikamente informiert und den Stammapotheken und Hausärzten den Medikationsplan zur Information und Weiterbearbeitung zur Verfügung gestellt. Gemeinsam waren wir stark zum Wohle des Patienten.“
Trotz der guten Ergebnisse des Pilotprojektes bleibt die bundesweit flächendeckende Umsetzung des elektronischen Medikationsplans zu Beginn des nächsten Jahres technisch und datenschutzrechtlich eine große Herausforderung: „Es wird zweifelsfrei noch vielfältige Aufgaben bei der Umsetzung des elektronischen Medikationsplanes in der Regelversorgung geben. Aber ich bin überzeugt, dass unsere guten Projekterfahrungen aus Rheinland-Pfalz entscheidend zu einer Lösung in der Arzneimittelversorgung bundesweit beitragen können“, resümierte die Ministerin.
Bildunterschrift (v.l.n.r.): Dr. Andreas Kiefer (Präsident der Bundesapothekerkammer und Präsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz), Prof. Dr. Irene Krämer (Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz), Sabine Bätzing-Lichtenthäler (Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz), Prof. Dr. Babette Simon (Vorstandvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz), Jörn Simon (Techniker Krankenkasse, Leiter der Landesvertretung Rheinland-Pfalz) und Patient Kurt-Werner Dörn freuen sich über den Erfolg des Projekts „Vernetzte Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)“
Foto: Thomas Böhm (Universitätsmedizin Mainz)
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