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Niedrigere Dosis – gleiche Wirkung
Standardmedikament in der Chemotherapie von Leukämie wirkt in geringerer Dosierung ebenso gut wie in hoher Dosierung
Um die gleiche therapeutische Wirkung zu erzielen, kann die Dosierung des Medikaments „Cytarabin“ bei der Behandlung der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) in der so genannten Induktionstherapie – eines Teils der Chemotherapie – um den Faktor zehn niedriger gewählt werden als bisher teilweise üblich. Dies hat eine europaweite Studie unter Beteiligung der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz jetzt gezeigt. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ publiziert.
Die chemotherapeutische Behandlung der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) sieht zwei Behandlungsstufen vor: zunächst die Induktions- und anschließend die Konsolidierungstherapie. In der ersten Stufe geht es vor allem darum, eine komplette Remission, das heißt die Beseitigung der Krankheitssymptome und eine Normalisierung des Blutbildes zu erreichen. Die zweite Stufe ist auf die langfristige Heilung ausgelegt.
Ein wichtiges Medikament zur Behandlung der AML ist Cytarabin. Es kann sowohl im Rahmen der Induktions- als auch der Konsolidierungstherapie in bis zu 30-fach höheren Dosierungen als ursprünglich praktiziert eingesetzt werden. „Vor mehr als 25 Jahren haben Studien gezeigt, dass sehr hohe Dosierungen besser wirken als die bis dahin verwendeten niedrigen Dosierungen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Matthias Theobald, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz und Mitautor der aktuellen Studie. „Doch bisher hatte niemand untersucht, wie hoch die Dosierung tatsächlich sein sollte, um eine maximale therapeutische Wirkung zu erzielen.“
In der aktuellen Studie mit 860 Patienten hat das internationale Team aus holländischen, belgischen, deutschen und Schweizer Forschern jetzt herausgefunden, dass eine mittlere Dosierung, die um den Faktor zehn niedriger gewählt ist als die bisher in manchen Ländern übliche sehr hohe Dosierung, im Rahmen der Induktionstherapie den gleichen therapeutischen Effekt hat. Die Patienten profitieren aber davon, denn es treten weit weniger Nebenwirkungen auf. „Unsere Studie hat erstmals gezeigt, dass die maximale therapeutische Wirkung bereits bei dieser mittleren Dosierung eintritt, während eine höhere Dosierung lediglich vermehrte und schwerere Nebenwirkungen in der Induktionstherapie nach sich zieht“, so Prof. Theobald. Zu diesen Nebenwirkungen, die bei der hohen Dosierung verstärkt auftreten, zählen Hautreaktionen und gastrointestinale Schleimhautprobleme. Zudem sind die Patienten länger bezüglich lebensbedrohlicher Infektionen gefährdet und müssen länger im Krankenhaus bleiben.
„Ich rechne damit, dass die mittlere Dosierung sich als Standard in der Induktionstherapie der AML durchsetzen wird“, resümiert Prof. Theobald. „Vor allem aber ist die Studie ein weiterer Schritt in Richtung einer patientenindividuellen Behandlung der Leukämie, die bereits heute in Mainz erfolgreich im Rahmen klinischer Studien praktiziert wird.“
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Matthias Theobald, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik,
Universitätsmedizin Mainz, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz
Telefon 06131 17 7281, E-Mail: matthias.theobald@unimedizin-mainz.de
Pressekontakt
Dr. Renée Dillinger-Reiter, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-7424, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung – die Apotheke und die Transfusionszentrale – gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de