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Schlafbezogene Atmungsstörungen

Diagnostische Methoden Therapeutisches Spektrum Aktuelle Studien Publikationen Hypoglossus-Nervenstimulation Forschung - AG Schlafmedizin

Definitionen und Erkrankungen

Schlaflosigkeit ist eines der am weitesten verbreiteten medizinischen Probleme unserer Zeit. In Deutschland leiden ca. 20 - 30% der Bevölkerung unter Schlafstörungen. Der Anteil seelisch bedingter Ursachen an der Gesamtheit der Schlafstörungen ist mit 70% besonders hoch. 

Seit den 70er Jahren wurden auf dem Gebiet der Schlafforschung und Schlafmedizin große Fortschritte erzielt und neue Therapiemöglichkeiten für Schlafgestörte entwickelt. Die subjektive Beeinträchtigung kann in einem Schlaflabor durch meßtechnisch faßbare Störungen des Schlafablaufes überprüft werden.

Fragebogen Schlafstörungen (Pdf , 235,4 KB)

Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom

Das gehäufte Auftreten von Atemaussetzern im Schlaf, mit und ohne damit verbundene Weckreaktion, wird als obstruktives Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet (OSAS). Bei einer obstruktiven Apnoe sind die oberen Atemwege für einen längeren Zeitraum (>10 Sekunden) verschlossen und es kommt zu einem Sauerstoffmangel im Organismus sowie zu einer unbewussten oder bewussten Aufwachreaktion. Oft werden die Patienten von ihren Bettpartnern auf lautes Schnarchen mit Atemaussetzern hingewiesen. Die Patienten selbst bemerken es häufig nur durch eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit, Erschöpfungsgefühl, Durchschlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Mikroschlafattacken im Tagesverlauf.  Viele Patienten besuchen unsere Sprechstunde, weil sie unter diesen Symptomen stark leiden.  Die Tagesschläfrigkeit kann zu einer erheblichen Einschränkung der Alltagsbewältigung bis hin zu Einschränkungen der Verkehrstüchtigkeit führen. Es wird (je nach Untersuchung) eine 6,3 bis 7,3-fach erhöhte Unfallrate beschrieben. Auch unter Berücksichtigung der Jahreskilometerleistung sowie Alkoholgenuss oder Einnahme von Medikamenten haben Menschen mit Schlaf-Apnoe-Syndrom eine erhöhte Unfallrate. Unbehandelt führt diese Erkrankung zu Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen sowie zur Druckerhöhung in der Lungenstrombahn. Das Risiko einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden ist um ein Vielfaches erhöht. Wir empfehlen daher eine rasche Diagnostik bei Verdacht auf OSAS. Bei OSAS-Patienten  können erhöhte Blutdruckwerte in der Nacht und in der Folge auch am Tag auftreten, was häufig in Langzeitblutdruckmessungen auffällt.  Daher rechtfertig bereits das Vorhandensein eines Bluthochdrucks eine Untersuchung auf OSAS.


Folgende Gründe werden mit der Entstehung eines OSAS in Verbindung gebracht:

  • Erschlaffung und Einengung des Rachenraumes durch Störungen der Muskelfunktion, Rückfall der Zunge während des Schlafes
  • Anatomische Varianten: Großes Zäpfchen, Vergrößerung des Zungengrundes, Vergrößerung der Gaumenmandeln, Nasenseptumdeviation
  • Übergewicht
  • Begleiterkrankungen: Allergien, Schilddrüsenerkrankungen, neuromuskuläre Erkrankungen
  • Alkoholkonsum und Medikamente

Hypoglossus-Nervenstimulation (Zungenschrittmacher)

Bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe, welche die nächtliche Beatmungstherapie (cPAP / aPAP) nicht vertragen bzw. nicht akzeptieren bieten wir die Möglichkeit der Versorgung mit einem Implantat zur Stimulation des Zungennervs (Nervus hypoglossus).

  • Durch die Hypoglossus-Neurostimulation (HGNS) wird der Zungennerv während des Schlafens gezielt mit einer Elektrode stimuliert.
  • So wird verhindert, dass die Zunge im Schlaf erschlafft, zurückfällt und die Atemwege verschließt. Dies erfolgt atemsynchron, was über einen am Brustkorb unter der Haut angebrachten Sensor gewährleistet wird.
  • Die vollständige prä-operative Diagnostik, Implantation und Einstellung des Schrittmachers sowie die Patientenschulung im Umgang mit dem Schrittmacher inklusive Nachsorge erfolgen in unserer Klinik.
  • Das implantierte System wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher über eine Fernbedienung vom Patienten selbst gesteuert.
  • Geeignet ist das System bei CPAP- bzw. aPAP- Unverträglichkeit,  bei mittel- bis schwergradiger OSA (Apnoe/Hypopnoe-Index > 15 / h) sowie einem BMI bis 35 Kg/m²

Flyer zum Download: Diagnostik und Therapie der obstruktiven Schlafapnoe (Pdf , 1,9 MB)

Insomnie

Insomnie, zu Deutsch Schlaflosigkeit, ist ein weit verbreitetes und vielschichtiges Problem. Sie kann sich in Form von Einschlaf- und/oder Durchschlafstörungen manifestieren. Auch ein morgendliches Früherwachen, vor dem Wecker, gehört zur Insomnie. Ursachen hierfür können körperliche und seelische Erkrankungen isoliert und in Kombination sein. Auch das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom tritt häufig gleichzeitig mit einer Insomnie auf. Diagnostiziert wird es mit speziell entwickelten Fragebögen, Aktivitätsmessungen (Aktigraphie) sowie der Analyse von Schlaf- und Wachphasen im Schlaflabor. Therapeutische Ansätze erstrecken sich von den kognitiven Verhaltenstherapien, geleitet durch einen Facharzt/Fachärztin für Psychosomatische Medizin oder einen Psychologen/eine Psychologin, über medikamentöse Ansätze/Naturheilkunde bis hin zur Behandlung der Begleiterkrankungen. Unsere gute Vernetzung innerhalb der Universitätsmedizin gewährleistet eine Betreuung und Beratung von Insomniepatienten durch die jeweiligen Spezialisten.

Obesitas-Hypoventilationsstörung (OHS)

Zeitgleich oder unabhängig von einem OSAS kann auch ein sogenanntes „Adipositas-assoziiertes Hypoventilationssyndrom“ (Obesitas-Hypoventilationssyndrom, OHS) vorliegen. Bei diesem Krankheitsbild finden sich eine eingeschränkte Lungenfunktion durch eine Minderbelüftung der Lungenbläschen und eine dauerhafte Minderung des Sauerstoff- sowie Erhöhung des Kohlenstoffdioxidgehalts im Blut. Risikofaktoren hierfür sind ein stark erhöhter Body-Mass-Index (BMI>35kg/m²), ein stamm-/bauchbetontes Übergewicht und das Vorliegen eines obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS).  Da sich die Symptome von OHS und OSAS überschneiden (ausgeprägte Tagesmüdigkeit sowie körperliche Abgeschlagenheit) sollten bei höhergradiger Adipositas neben der Schlafuntersuchung (PSG) eine Laborkontrolle (mit arterieller Blutgasanalyse) sowie eine Lungenfunktionstestung erfolgen. Die Notwendigkeit wird während des stationären Aufenthaltes evaluiert. Bei Diagnose können sich weitere Untersuchungen zur Evaluation von Herz- und Lungenfunktion anschließen.

Zentrale Atemstörungen

Zentrale Schlafapnoe (CSA) umfasst eine Gruppe von Erkrankungen, die Atemaussetzer ohne Obstruktion des Atemwegs umfasst. Es handelt sich hier um Störungen des Atemantriebs. Die Patienten sind entweder asymptomatisch oder weisen ein ähnliches Beschwerdebild wie bei der obstruktiven Schlafapnoe auf. Die möglichen Ursachen hierfür sind vielfältig. In Frage kommen verschiedene neurologische Erkrankungen, Medikamente (z.B. Schlafmittel) sog. zentrale Läsionen (z.B. Hirninfarkte, Entzündungen, Missbildungen) oder Stoffwechselerkrankungen. Die Untersuchung im Schlaflabor kann eine zentrale Atemstörung aufdecken und Hinweise auf ihre Ursache geben. Therapeutische Ansätze umfassen die Behandlung der Grunderkrankung sowie eine nächtliche Beatmungstherapie.

Ansprechpartner

Dr. med. Katharina Bahr-Hamm
Dr. med. Katharina Bahr-Hamm
Funktionen:

Oberärztin

Qualifikationen:

Fachärztin für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Somnologie (DGSM),

Zusatzbezeichnung Allergologie

Weitere Informationen

Dr. med. Julia Döge
Dr. med. Julia Döge
Funktionen:

Funktionsoberärztin

Qualifikationen:

Fachärztin für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde

Fachärztin für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen

GTÜM I Diplom - Tauchtauglichkeitsuntersuchungen

Weitere Informationen

Prof. Dr. med. Haralampos Gouveris
Prof. Dr. med. Haralampos Gouveris
Funktionen:

Oberarzt (Schlaflabor)

Qualifikationen:

Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Somnologie (DGSM),

Qualitätsmanagement-Beauftragter

Weitere Informationen

Dr. med. Tilman Huppertz
Dr. med. Tilman Huppertz
Funktionen:

Leitender Oberarzt

Qualifikationen:

Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

06131 17-2417

06131 17-6637
Weitere Informationen