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Universitätsklinikum Mainz und Boehringer Ingelheim führen

Klinikum und Fachbereich Medizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Boehringer Ingelheim haben eine langfristige Zusammenarbeit im Rahmen einer klinischen Langzeitstudie vereinbart, um neue Ansatzpunkte in der Prävention und Therapie von Herz-/Kreislauf- Erkrankungen zu erforschen. Ziel der gemeinsamen Studie mit dem Namen PREVENT-it (PRoteomics, GEnomics and Vascular ENdoThelial Dysfunction) ist es, über eine Bio-Datenbank neue Zielmoleküle für eine medikamentöse Behandlung von Herz-/Kreislauf- und Stoffwechsel- Erkrankungen sowie Biomarker für eine frühzeitige Diagnose und Verlaufskontrolle zu identifizieren. Das Risiko für das Entstehen kardiovaskulärer Krankheiten könnte so besser vorhersagbar und die klinische Entwicklung neuer Medikamente optimiert werden.

Das von Forschern der II. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums initiierte Projekt ist auf sieben Jahre angelegt. Boehringer Ingelheim beteiligt sich als Hauptpartner mit insgesamt 3,8 Millionen Euro und ist in die Auswertung der Studie sowie in die Suche nach neuen pharmakologischen Zielmolekülen involviert. Beide Partner werden die Datenbank und Studienergebnisse gleichberechtigt für ihre weitere Forschung nutzen.

Wissenschaftsminister Professor Dr. E. Jürgen Zöllner, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Klinikums, begrüßte die Studie als wichtigen Beitrag, um Rheinland-Pfalz als bedeutsamen Standort der medizinischen Spitzenforschung zu platzieren. Die Politik brauche Partner, um eine solch große Aufgabe zu schultern. Notwendig seien gemeinsame Anstrengungen von Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Politik. „Bei der PREVENTit- Studie wird dies in idealtypischer Weise umgesetzt“, so Zöllner. Positiv äußerte er sich über die große Bereitschaft vieler Rheinland-Pfälzer, durch ihre Mitwirkung die Erstellung der Studie überhaupt erst zu ermöglichen. Dies sei äußerst erfreulich: „Zahllose Patienten können davon einen unmittelbaren Nutzen haben“, sagte Zöllner.

„Durch die Kombination klinischer und molekularbiologischer Methoden erwarten wir wesentliche Erkenntnisse für die Prävention und Therapie von Herzinfarkt und Stoffwechselerkrankungen“, erläutert Studienleiter Dr. med. habil. Stefan Blankenberg von der II. Medizinischen Klinik. Und Klinikdirektor Professor Dr. Thomas Münzel ergänzte: „Der wechselseitige Know-how-Transfer und der beachtliche finanzielle Einsatz im Rahmen der Kooperation zwischen Universität und Unternehmen bilden eine hervorragende Grundlage für die erfolgreiche Durchführung dieser Studie mit ihrer außergewöhnlich umfassenden Bandbreite an Untersuchungen über einen langen Zeitraum.“

Studiendesign


An der PREVENT-it-Studie – eine Primär-Präventionsuntersuchung gesunder Studienteilnehmer – werden 15.000 Personen teilnehmen, die im Universitätsklinikum Mainz und im Fachbereich Medizin über viereinhalb Jahre begleitet werden. Erhoben und verglichen werden neben Daten zum allgemeinen körperlichen Zustand Laborparameter, etwa Lipid- und Glukosewerte, sowie DNA- und Eiweiß-Muster. Eine herausragende Rolle spielt die Bestimmung der Gefäßfunktion – der so genannten Endothelfunktion – mittels Ultraschalltechnik, mit der sich Frühschäden in Blutgefäßen erkennen lassen. Die Methode wurde von Prof. Münzel während seiner Zeit am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf entwickelt und inzwischen in Mainz etabliert. Ein wichtiges Ziel ist die Prüfung, ob sich diese Funktion als klinischer Routineparameter für die Bestimmung des kardiovaskulären Risikos eignet. Die wissenschaftliche Erhebung wird unter der Leitung der II. Medizinischen Klinik in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik sowie weiteren Kliniken des Universitätsklinikums Mainz durchgeführt.

Professor Dr. Dr. Reinhard Urban, Dekan des Fachbereiches Medizin, betonte, dass die Studie kompetent die seit vier Jahren bestehende, erfolgreiche Profil- und Schwerpunktbildung sowohl in der Wissenschaft als auch in der Patientenversorgung ergänze. Mit dem Schwerpunkt „Prävention“ werde nicht nur eines der zentralen Zukunftsthemen erfolgreich abgebildet, sondern auch die Wissenschaft in diesem innovativen Bereich gebündelt und deren Expertise weiterentwickelt.

Relevanz der Studie


„Wir erhoffen uns von dieser Studie neue pharmakologische Ziele, an denen wir zukünftig bei der Prävention und/oder Behandlung beispielsweise von Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz ansetzen können. Neue Biomarker könnten zudem innovative Wege in der Diagnostik, Prävention und Therapie von Herz-/Kreislauf-Erkrankungen eröffnen“, erklärte Dr. Dr. Andreas Barner, für Forschung & Entwicklung und Medizin verantwortliches Mitglied der Unternehmensleitung bei Boehringer Ingelheim.

Herz-/Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in der westlichen Welt. So zielen zahlreiche Forschungsanstrengungen darauf ab, Atherosklerose und ihre Folgekrankheiten zu verhindern. Besondere Bedeutung kommt im Rahmen der gemeinsamen Studie der Entwicklung einer Bio-Datenbank zu, die eine groß angelegte Geno-/Phänotypisierung hinsichtlich kardiovaskulärer Krankheitsbilder erlaubt. Zusätzlich ermöglicht die Auswertung eines hohen Durchsatzes von Protein- und Gen-Kandidaten, bisher unbekannte Ziele für die Behandlung von Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen zu identifizieren und bildet somit eine Basis für weitere medizinische Studien.