Informationen über individuelle, nicht in die vertragsärztliche Versorgung aufgenommene Gesundheitsleistungen (IGeL)

 

Wir möchten Ihnen verschiedene Zusatzmethoden vorstellen, die den Erfolg ihrer IVF- oder ICSI- verbessern können. Da diese Methoden nicht von der Krankenkasse übernommen werden, benötigen wir Ihre Einwilligung. Dies bedeutet nicht, dass wir automatisch alle Techniken anwenden werden, sondern dass wir die Methoden je nach Qualität Ihrer Eizellen/Embryonen/Spermien und nach Rücksprache mit Ihnen durchführen werden.

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EmbryoscopeTM–Time Lapse Imaging System

Das EmbryoscopeTM ist ein Inkubator mit einem integrierten Mikroskop, das automatisch Bilder aufnimmt und die Entwicklung der Embryonen dokumentiert, wodurch der genaue Zeitpunkt der Zellteilung ermittelbar wird. Somit erlaubt das EmbryoscopeTM eine genauere Einschätzung der Entwicklungsfähigkeit und damit eine optimierte Identifizierung der Embryonen, die für den Transfer besonders geeignet sind. Ein weiterer Vorteil sind die kontrollierten Kulturbedingungen. Die Eizellen verbleiben für ihre gesamte Entwicklung im Brutschrank und müssen nicht wie in einem herkömmlichen Inkubator für die Entwicklungskontrolle aus dem Brutschrank herausgenommen werden. Dadurch wird die Eizelle keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt und kann sich ungestört entwickeln.

 

Verlängerte Embryokultur- Blastozystenkultur

Nach ca. fünf Tagen erreicht eine befruchtete Eizelle (Embryo) die Gebärmutterhöhle, um sich dort einzunisten. Zu diesem Zeitpunkt befinden sie sich idealer Weise im sog. Blastozystenstadium. Die Embryonen gelangen in Übereinstimmung mit den physiologischen Vorgängen zum optimalen Zeitpunkt in die Gebärmutterhöhle (höchste Aufnahmebereitschaft der Gebärmutterschleimhaut).

Durch eine längere Kultur lässt sich die Embryonalentwicklung besser beurteilen. Damit stehen zusätzliche Informationen zur Verfügung, die für die weitere Behandlung von Bedeutung sein können. Es ist z.B. erkennbar, ob die Embryonen in der Lage sind, sich zu Blastozysten weiterzuentwickeln, da im Durchschnitt nur 50% der befruchteten Eizellen das Blastozystenstadium erreichen. Bei allen anderen stoppt die Entwicklung bereits vorher und die Embryonen sterben ab.

Ein weiterer Vorteil einer verlängerten Kultur, könnte aufgrund der schnelleren Einnistung der Embryonen nach dem Transfer eine geringere Eileiterschwangerschaftsrate sein.

Es ist nach wie vor ungeklärt, ob diese verlängerte Kultur einen Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben kann. Mögliche Genaktivierung („imprinting") kann durch die längere Kultur begünstigt werden.

Da diese Kultur nicht immer sinnvoll ist, wird man gemeinsam mit Ihnen festlegen, ob die Embryoentwicklung optimal genug für einen Transfer am 5.Tag verläuft oder ob es besser ist, die Embryonen früher (am 3.Entwicklungstag) zu transferieren.

 

Einfrieren befruchteter Eizellen (Kryokonservierung)

Einfrieren unbefruchteter Eizellen und Embryonen im medizinischen Notfall (Vitrifikation)

Transfer im Auftauzyklus (Kryozyklus) mit Medikamenten

Ziel ist es, am Tag des Eizelltransfers ein bis zwei Embryonen in die Gebärmutter einzusetzen.

Haben sich bei der künstlichen Befruchtung mehr als zwei Eizellen befruchten lassen, bieten wir Ihnen an, die überzählig befruchteten Eizellen im Vorkernstadium einzufrieren und mit Hilfe von flüssigem Stickstoff bei bis zu –196°C zu lagern (Kryokonservierung).

Zu einem späteren Zeitpunkt können diese eingefrorenen Eizellen wieder aufgetaut und in die Gebärmutter zurückgesetzt werden (Embryotransfer im Kryozyklus). So kann bei ausbleibender Schwangerschaft in der IVF-Behandlung ein Versuch ohne Stimulation und erneute Punktion der Ovarien unternommen werden.

Allerdings ist die Schwangerschaftsrate im Kryozyklus etwa 5-10% geringer als im Frischversuch, da sich nach dem Auftauen je nach Eizellqualität nur etwa 80% der Eizellen weiterentwickeln.

Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die Kryokonservierung und Lagerung von Eizellen im Vorkernstadium mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko der daraus resultierenden Kinder assoziiert sind.

Unbefruchtete Eizellen und Embryonen können mithilfe der Vitrifikation, einem speziellen ultraschnellem Einfrierverfahren, eingefroren werden. Falls am Tag der Eizellentnahme die Spermaabgabe nicht möglich ist oder am Tag des Embryotransfers die Embryonen aus nicht vorhersehbaren Gründen (medizinischer Notfall, drohende schwere Überstimulation) eingefroren werden müssen, kann eine Vitrifikation durchgeführt werden.

Auftauraten von vitrifizierten unbefruchteten Eizellen oder Embryonen liegen bei über 90%, wobei das Ergebnis wesentlich von der Qualität des vitrifizierten Materials abhängt. Die Schwangerschaftsraten transferierter vitrifizierter Blastozysten entsprechen fast denen frisch transferierter Blastozysten. (Bei schlechter Qualität der Embryonen liegen die Raten jedoch deutlich darunter.)

 

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion im Notfall (Notfall-ICSI)

Manchmal kommt es vor, dass am Tag der Punktion die Anzahl und Qualität der Spermien oder Eizellen nicht ausreichend ist um eine geplante und von der Krankenkasse genehmigte Befruchtung mit dem IVF-Verfahren erfolgreich durchzuführen. In diesem Fall haben Sie nach vorheriger Rücksprache die Möglichkeit eine „Notfall-ICSI" durchführen zu lassen.

 

Eizellaktivierung mittels Kalzium-Ionophor

Bei einigen Paaren liegt die Befruchtungsrate bei einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) deutlich unter den erwarteten 70 %. Das Fehlen der Phospholipase Cζ (PLCζ, PLC zeta) ist eine mögliche Ursache für derartige Befruchtungsversager. Unter physiologischen Bedingungen dringt die PLCζ im Spermienkopf in die Eizelle ein und bewirkt einen Kalziumeinstrom in die Eizelle, wodurch die Eizelle aktiviert wird und der Befruchtungsvorgang startet. Fehlt dem Spermium dieses Enzym oder ist das Enzym defekt, so wird die Eizelle trotz eingedrungenem Spermium nicht befruchtet und stirbt ab.

Durch Zugabe von Kalzium-Ionophor wird die Eizelle im Labor künstlich aktiviert.

Dadurch können häufig die Befruchtungsraten deutlich (bis zu 50%) verbessert werden.

Auch konnte gezeigt werden, dass die Entwicklung der Embryonen positiv durch den Einsatz von Kalzium-Ionophor beeinflusst wird.

Bisher wurden keine schädlichen Auswirkungen auf die Eizelle und das daraus resultierende Kind durch den Einsatz von Kalzium-Ionophor beobachtet.

Studien haben gezeigt, dass vor allem Patienten mit Befruchtungsraten von unter 30 % nach ICSI im Vorversuch oder einer Blastozystenbildungsrate von unter 15 % vom Kalzium-Ionophor profitieren.

 

Steigerung der Spermienmotilität durch Theophyllin

Für den Erfolg einer ICSI ist es notwendig, vitale Spermien in die Eizelle einzubringen. Leider gibt es Spermienproben bei denen (fast) alle Spermien unbeweglich sind und die Vitalität der Spermien nur durch Anfärben sichtbar wird. Durch das Anfärben werden die Spermien für eine Befruchtung unbrauchbar.

Durch Zugabe von Theophyllin werden Energiespeicher im Spermium geöffnet, so dass sich selbst unbewegliche vitale Spermien zu bewegen anfangen und somit deutlich von avitalen Spermien zu unterscheiden sind. Hierdurch könnte die Befruchtungsrate deutlich gesteigert werden.

Der Einsatz von Theophyllin kann bei stark eingeschränktem Spermiogramm, reduzierter Langzeitbeweglichkeit und aufgetauten kryokonservierten Spermien sinnvoll sein.

 

Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion (IMSI)

Während bei einer ICSI mit einer Vergrößerung von 200-400fach gearbeitet wird, können bei der IMSI die Spermien durch Einsatz eines speziellen Mikroskops mit einer Vergrößerung von bis zu 6.000fach ausgewählt werden. Dadurch werden selbst kleinste Einschlüsse in den Spermienköpfen sichtbar. Bei Spermien mit Einschlüssen liegt die DNA vermehrt fragmentiert vor. Spermien mit fragmentierter DNA sind nicht mehr uneingeschränkt befruchtungsfähig und beeinflussen die weitere Entwicklung des Embryos negativ.

Durch die IMSI konnte keine Verbesserungen der Befruchtungs- und Schwangerschaftsrate jedoch eine Abnahme der Abortrate beobachtet werden

Die IMSI wird in einigen Sonderfällen nach genauer Absprache zwischen Ihnen und dem Ärzteteam eingesetzt.

 

Embryo Schlüpfhilfe- Assisted Hatching

Eizellen und Embryonen sind von einer Hüllschicht umgeben, der Zona pellucida. Diese Hülle schützt die sich teilende Eizelle und der Embryo entwickelt sich darin in seinem Frühstadium. Damit der Embryo sich in die Gebärmutter einnisten und eine Schwangerschaft eintreten kann, muss er aus dieser Hülle ausschlüpfen. Gelingt dem Embryo dieser Schlüpfvorgang nicht, bleibt die Einnistung in der Gebärmutter aus.

Bei dem sog. Assisted Hatching (Embryo Schlüpfhilfe), das in unserer Klinik mit einem sehr feinen Infrarotlaser am Mikroskop durchgeführt wird, verdünnen wir die Zona Pellucida an einer Stelle künstlich, um so eine Sollbruchstelle für den späteren Schlüpfvorgang zu schaffen.

Sollten Sie der Anwendung des Assisted Hatching grundsätzlich zugestimmt haben, wird am Tag des Embryotransfers entschieden, ob die Laserbehandlung an den Embryonen sinnvoll ist, wie z.B. bei wiederholtem Einnistungsversagen in mehreren vorausgehenden Zyklen oder überdurchschnittlich dicker Zona pellucida.