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Forschungsarbeit zum Restless-Legs-Syndrom mit Förderpreis für Schmerzforschung ausgezeichnet
Kooperation zwischen Universitätsmedizin Mainz und Universitätsmedizin Göttingen
Kribbeln, Ziehen oder Reißen und ein Bewegungsdrang in den Beinen raubt Betroffenen des Restless-Legs-Syndroms (RLS) den Schlaf. Vor allem abends und nachts quält sie die Ruhelosigkeit ihrer Beine. Dabei gibt es Behandlungsmöglichkeiten. Doch die lindernde Behandlung muss genau auf die speziellen Formen des RLS abgestimmt sein. Welche Therapie ist am besten geeignet? Mit einfachen Tests konnten Forscher der Universitätsmedizin Göttingen um Dr. Cornelius Bachmann in der Abteilung Klinische Neurophysiologie in einer Kooperation mit Dr. Roman Rolke von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Mainz jetzt Antworten auf diese Frage finden. Mit Hilfe sensorischer Tests stellten sie fest, welche sensorischen Profile Patienten mit einem so genannten primären und einer Form des sekundären Restless-Legs-Syndrom aufweisen und welche Therapie am ehesten für den jeweiligen Patienten geeignet ist. Die Forschungsergebnisse sind Anfang 2010 in dem Wissenschaftsmagazin „Brain“ erschienen. Für ihre Arbeit wurden die Forscher aus Göttingen und Mainz beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem mit 3.500 Euro dotierten zweiten Preis der Kategorie Klinische Forschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2010 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V.. Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).
Welche Medikamente helfen?
Die Ursachen für die unangenehmen Empfindungen in den Beinen können unterschiedlich sein. Entsprechend helfen unterschiedliche Medikamente. Patienten, die ein sekundäres Restless-Legs-Syndrom verbunden mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern haben, helfen eher Medikamente gegen Nervenschmerzen. Patienten mit einem primären Restless-Legs-Syndrom profitieren eher von Wirkstoffen, die wie der Nervenbotenstoff Dopamin wirken.
Um die verschiedenen Formen des Restless-Legs-Syndroms zu unterscheiden, wandten die Forscher die Quantitative Sensorische Testung (QST) an. Mit einer Reihe einfacher Tests – z.B. der Wärmeempfindung und der Empfindlichkeit für spitze oder stumpfe Reize und Druck – ermittelten sie im Rahmen des von der Deutschen Restless Legs-Vereinigung (RLS e.V.) geförderten Projektes ein Profil des jeweiligen Patienten.
Einfacher, unblutiger Test
Ihr Ergebnis: Zwar waren alle Patienten besonders empfindlich für stumpfen Druck und spitze Reize, aber Patienten mit Nervenerkrankung hatten erhöhte Kalt-Warm-Wahrnehmungsschwellen im Vergleich zu anderen Patienten und gesunden Kontrollpersonen. Patienten mit Restless-Legs-Syndrom und ohne Erkrankung der feinen Nervenfasern nahmen Vibrationen und Druck auf die Muskulatur stärker wahr.
„Wir können so einfach und unblutig ermitteln, welche Therapie für einen Patienten am ehesten geeignet ist“, sagt Dr. Bachmann. „Die Studienergebnisse geben uns Hinweise auf den beim Restless-Legs-Syndrom bestehenden Mechanismus einer so genannten zentralen Sensibilisierung als Hinweis auf eine erhöhte Erregbarkeit des zentralen Nervensystems.“
Originalveröffentlichung:
Cornelius G. Bachmann, Roman Rolke, Uta Scheidt, Christine Stadelmann, Martin Sommer, Goran Pavlakovic, Svenja Happe, Rolf-Detlef Treede and Walter Paulus: Thermal hypoaesthesia differentiates secondary restless legs syndrome associated with small fibre neuropathy from primary restless legs syndrome. In: Brain (2010) 133(3): 762-770 first published online February 28, 2010 doi:10.1093/brain/awq026
Pressekontakt
Dr. Renée Dillinger-Reiter, Stabstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz,
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