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Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz mit dem Hermann-Rein-Preis 2012 der Gesellschaft für Mikrozirkulation und Vaskuläre Biologie ausgezeichnet

Dr. Christoph Reinhardt vom CTH überzeugt mit Forschungsarbeit über unerwartete Funktionen des Gerinnungssystems

Dr. Christoph Reinhardt, Biochemiker und Leiter einer Nachwuchsgruppe am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz, ist für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Forschung in Mikrozirkulation und vaskulärer Biologie mit dem Hermann-Rein-Preis 2012 ausgezeichnet worden. Er erhielt die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung für die im März in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Arbeit „Tissue Factor and PAR1 promote microbiota-induced intestinal vascular remodelling“. Die Forschungsergebnisse sind für das Verständnis der Wechselwirkung von Bakterien mit dem menschlichen Organismus sehr wichtig und ein Ergebnis der medizinischen Grundlagenforschung. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Mikrozirkulation und Vaskuläre Biologie 2012 Ende September in Mannheim statt. Die im international bedeutenden Magazin Nature veröffentlichte Publikation befasst sich mit der Entdeckung eines neuartigen Mechanismus, der zur Bildung von Blutgefäßen im Darm beiträgt. Dieser Mechanismus könnte sowohl bei der Absorption von Nährstoffen, als auch bei verschiedenen Darmerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Die Arbeit von Dr. Reinhardt beschreibt wie die kommensale Darmflora über Gerinnungsfaktor-abhängige Signalwege zur Ausbildung von Kapillargefäßen in den Villusstrukturen des Dünndarms beiträgt. Die Forschungsergebnisse könnten in Zukunft zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und auch Fettleibigkeit beitragen. Der Hermann-Rein-Preis gilt als einer der renommiertesten Preise der experimentellen oder klinischen Forschung auf dem Gebiet der Mikrozirkulation und Gefäßbiologie in Deutschland. „Der Preis ist eine hohe Anerkennung für Dr. Reinhardt. Für das CTH ist die Auszeichnung zugleich ein Beweis dafür, dass die konsequente Karriereförderung von Nachwuchswissenschaftlern erste sichtbare Erfolge zeigt“, erklärt Magnus M. Gees, Verwaltungsdirektor des CTH. Auch der Wissenschaftliche Direktor des CTH, Prof. Dr. Ulrich Walter, freut sich über den Preis: „Es ist besonders wichtig, jungen Forschern ein ideales Umfeld für ihre wissenschaftliche Entwicklung bieten zu können. Die Forschungsergebnisse von Dr. Reinhardt zeigen eindrucksvoll, dass unser Förderkonzept funktioniert.“ Das CTH strebt als Modellzentrum für Integrierte Forschung und Behandlung vor allem die Förderung von Karriereprogrammen und Klinischen Studien an. Bisher ist nicht bekannt wie genau die Darmflora – also die Gesamtheit der Mikroorganismen, die den Darm besiedeln und die nach der Geburt gebildet wird – die Bildung neuer Blutgefäße in den Darmzotten fördert. Die neue Studie des internationalen Forscherteams mit dem Erstautor Dr. Christoph Reinhardt (CTH) unter Leitung von Prof. Fredrik Bäckhed von der Universität Göteborg zeigt erstmals, dass dies über die Aktivierung des Gerinnungssystems geschieht. Im Detail haben die Forscher mehrere Faktoren identifiziert, die an diesem Mechanismus beteiligt sind. Einer von ihnen ist der so genannte Tissue Factor (oder auch Gewebethromboplastin): Dieser ist das Starterprotein der plasmatischen Blutgerinnung und wird auch von den Epithelzellen im Darm gebildet. Das internationale Forscherteam aus Deutschland, Schweden, Dänemark und den USA  hat ebenfalls herausgefunden, dass die Darmbakterien nicht nur die Gefäßbildung, sondern auch die Struktur der Darmzotten über Gerinnungsfaktor-abhängige Signalmechanismen verändern: Die Darmzotten vergrößern die Oberfläche der Darmschleimhaut und maximieren die Absorption von Nährstoffen. In Gegenwart von Mikroorganismen werden die Zotten kürzer und breiter, was bedeutet, dass neue Blutgefäße gebildet werden müssen. Veröffentlichung
Tissue factor and PAR1 promote microbiota-induced intestinal vascular remodeling, Reinhardt C. et al., Advance Online Publication (AOP) Nature, 11. März 2012. DOI: 10.1038/nature10893 Auf Wunsch senden wir Ihnen Bildmaterial zu. Kontakt
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Das Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) wird als Modellzentrum zur verbesserten Integration von Ausbildung, Forschung und Patientenversorgung unter einem translationalen Fokus vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des nationalen Programm „Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren (IFB)“ gefördert. Im CTH-Konzept wird die Schnittstelle zwischen Patientenbehandlung und Forschung neu definiert und so die Voraussetzung für Innovationen in der Gesundheitsversorgung geschaffen. Die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung und umgekehrt ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Umgekehrt sollen klinische Beobachtungen als Anregung und Rückkoppelung direkt in die Grundlagenforschung einfließen. Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de