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Ein Lächeln im Rückspiegel

Neuer Multifunktionsraum in der Kieferorthopädie verbessert die Behandlungsbedingungen für Kleinkinder und behinderte Menschen

Die kleine Damla ist gerade mal sieben Monate alt und bereits zum zehnten Mal zu einer Untersuchung in die Klinik und Poliklinik für Kieferorthopädie des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gekommen. Als Patientin mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte eigentlich nichts ungewöhnliches. Doch seit einigen Wochen gibt es auf dieser Station einen Multifunktionsplatz, der speziell an die Bedürfnisse der kleinen Patienten angepasst ist. Integriert wurde auch ein Behandlungsplatz für behinderte Menschen.

In Deutschland werden jährlich rund 1.800 Kinder mit einer Lippen-Kiefer- Gaumenspalte geboren, damit ist etwa jedes 500. Kind betroffen. Die Lippen-Kiefer- Gaumenspalte gehört so zu den zweithäufigsten angeborenen Fehlbildungen. Bereits zwischen der fünften und neunten Schwangerschaftswoche entsteht die Spaltbildung, bei der die Strukturen im Gesicht nicht so zusammenwachsen, wie sie zusammengehören. Die Ursache für die Erkrankung ist allerdings noch nicht ganz geklärt. Angenommen wird eine Kombination aus erblicher Disposition und Umweltfaktoren. Pränatal kann der Defekt an der Lippe nur mit einem speziellen Ultraschallgerät diagnostiziert werden. Mit einer kontinuierlichen interdisziplinären Behandlung durch die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, die Kieferorthopädie, die Klinik für Kommunikationsstörungen, die Hals-Nasen-Ohren-Klinik, die Kinder- und Frauenklinik und die Lehranstalt für Logopädie des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stehen die Chance der vollständigen Rehabilitation der Kinder sehr gut. Die Behandlung erstreckt sich dabei von den ersten Tagen nach der Geburt bis etwa zum 18. Lebensjahr.

An der Mainzer Uniklinik werden momentan rund 900 Patienten mit einer Lippen- Kiefer-Gaumenspalte medizinisch begleitet. „Das Besondere an dem Konzept unserer Klinik ist die Konstanz. Wir behandeln mittlerweile seit mehr als zwei Jahrzehnten nach diesem Konzept. Gerade bei Krankheiten, die einen so langen Behandlungszeitraum erfordern, ist es wichtig eine gewisse Kontinuität zu wahren“, erklärt die Oberärztin der Kieferorthopädie Dr. Susanne Wriedt. „Aber auch die Offenheit zu behutsamen Veränderungen ist notwendig, ohne dabei den Erfolg der Behandlung zu gefährden. Was wir daher seit einigen Wochen neu in unserem Konzept haben, ist ein Multifunktionsplatz. Ideen habe ich schon länger gesammelt, aber dank der Unterstützung der Klinik, sowie der Firmen Baisch, Ultradent und W&H konnten diese nur innerhalb eines Jahres durch die Leihgabe von Möbeln, Behandlungseinheiten und Instrumenten realisiert werden.“

Die Station verfügt nun über ein Zimmer, in dem vieles möglich ist: Etwa bei der Untersuchung von kleinen Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf der Behandlungsmatte, um die herum sowohl die Eltern und Geschwister, aber auch die Helfer und die Ärzte Platz finden. Die Behandlungsmatte gleicht einem Wickeltisch, so dass die kleinen Patienten nicht direkt die Atmosphäre eines Zahnarztbesuches durch den meist abschreckend wirkenden Stuhl wahr nehmen. Ebenso kann der Platz für studentische Kurse oder für Besprechungen genutzt werden. Ferner wurden zwei neue Behandlungseinheiten an die individuellen Bedürfnisse von Kindern und behinderten Patienten angepasst. Zum Einen ermöglichen spezielle Kopfstützen, das Behandeln von Patienten, die ihren Rollstuhl nicht verlassen können. Zum Anderen wurde der schwenkbare Arm der Lampe an der Behandlungseinheit verlängert: So hat der Arzt für die Behandlung immer noch genug Licht, auch wenn ein Patient hinter dem eigentlichen Behandlungsstuhl im eigenen Rollstuhl sitzt.

„Für die Kinder, die schon alt genug sind, um auf dem Stuhl Platz zu nehmen, haben wir auch etwas besonderes zu bieten: einen Rückspiegel. Dieser ist direkt an der Lampe über dem Behandlungsstuhl angebracht, so können die Kinder sehen, was wir in ihrem Mund machen und wie sie zum ersten Mal nach dem langen Behandlungszeitraum richtig lachen können. Ein toller Moment“, freut sich Dr. Wriedt. Für die Zukunft hat sie noch viele Wünsche und Ideen, um Kindern wie Damla noch besser helfen zu können.

Oberärztin Dr. Susanne Wriedt mit der kleinen Damla Auf Wunsch senden wir Ihnen das Bild gerne zu. (Foto: Caroline Hänsch)