Lungenkrebs

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Das Lungenkarzinom gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit. In Deutschland erkranken jedes Jahr ca. 57.500 Menschen an bösartigen Tumoren der Lunge. Die Lunge ist hierzulande die zweithäufigste Tumorlokalisation bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen. Bei Männern ist Lungenkrebs die mit Abstand häufigste, bei Frauen die zweithäufigste Krebstodesursache. Frauen sind im Durchschnitt 69 Jahre, Männer 70 Jahre alt, wenn Ärzte bei ihnen die Erkrankung feststellen. Für die nächsten Jahre wird mit einem weiteren Anstieg der absoluten Erkrankungsfälle weltweit und in Deutschland gerechnet. Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs ist das Tabakrauchen. Bei Männern sind bis zu neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Erkrankungsfällen auf aktives Rauchen zurückzuführen. Auch Passivrauchen steigert das Krebsrisiko erheblich. Grundsätzlich gilt: Je früher Lungenkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Da sich Lungenkrebs jedoch bei den meisten Betroffenen erst spät mit Symptomen bemerkbar macht, wird er häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Dann ist die Prognose in der Regel schlecht, die absolute 5-Jahres Überlebensrate liegt bei Frauen bei 19 Prozent, bei Männern bei 13 Prozent.

Diagnose

Lungenkrebs zu diagnostizieren kann schwierig sein und benötigt oft mehr als eine Untersuchung. Bei Verdacht auf ein Lungenkarzinom wird zunächst eine histologische Sicherung angestrebt, das heißt, es muss eine kleine Probe vom Tumor entnommen werden, um den genauen Tumortyp festzustellen. Dies erfolgt meist ultraschallgesteuert durch eine endoskopische Untersuchung der Atemwege oder durch eine CT-gesteuerte Biopsie. In manchen Fällen kann auch eine kleine Operation zur Biopsieentnahme erforderlich sein. Nach der histologischen Sicherung erfolgt eine Ausbreitungsdiagnostik (Staging). Das bedeutet, es werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um festzustellen, ob und wohin sich der Tumor bereits ausgebreitet hat. Dabei wird insbesondere untersucht, ob Lymphknoten befallen sind oder Fernmetastasen vorliegen. Das ist wichtig um eine gezielte, maßgeschneiderte Therapie für jeden Patienten planen zu können. Nachfolgend sind einige Untersuchungen erklärt, die häufig notwendig werden. Welche der genannten Untersuchung bei Ihnen zu welchem Zeitpunkt sinnvoll ist, klären wir gemeinsam mit Ihnen in einem persönlichen Beratungsgespräch.

Die Computertomographie (CT) ist ein radiologisches Verfahren, das anatomische Schnittbilder des menschlichen Körpers anfertigt. Durch diese Bildgebung kann der Arzt erkennen, wo im Körper sich Gewebe neu gebildet oder vergrößert hat, das auf einen Tumor oder auf Metastasen hindeuten könnte. Bei Patienten mit Verdacht auf ein Lungenkarzinom sollte immer eine CT des Brustkorbes und des Oberbauches durchgeführt werden. Dabei werden Röntgenstrahlen und Kontrastmittel verwendet; die Strahlenbelastung entspricht bei modernen Geräten etwas mehr als dem Doppelten der natürlichen jährlichen Strahlenbelastung in Deutschland und ist damit relativ gering. Die Untersuchung selbst ist nicht schmerzhaft und dauert nur wenige Minuten. Der Ringtunnel (Gantry), durch den der Patient während der Untersuchung auf einer Liege gefahren wird, ist im Vergleich zu z.B. MRT-Geräten eher kurz, so dass die Untersuchung auch von Menschen, die sich in engen Räumen unwohl fühlen, meist gut toleriert wird. Vor der Untersuchung benötigt der Radiologe in der Regel ihre aktuellen Laborwerte (Niere, Schilddrüse) und muss wissen, ob bei Ihnen Allergien gegen jodhaltige Kontrastmittel bekannt sind. Die Untersuchung ist fast immer ambulant möglich. 

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Eine PET/CT ist eine bildgebende Untersuchung, die zwei Verfahren – eine sog. Positronenemmissionstomographie (PET) und eine Computertomographie (CT) – kombiniert. Man erhält als Patient also zwei Untersuchungen während eines Termins. Die PET/CT wird zur Ausbreitungsdiagnostik beim Lungenkarzinom eingesetzt. Dabei erlaubt die CT die genaue anatomische Darstellung der Körperorgane. Die PET ist eine funktionelle Bildgebung – das bedeutet, dass ein spezielles Medikament (Radiopharmakon) verabreicht wird, das sich besonders stark in Tumorgewebe anreichert und durch die Untersuchung sichtbar gemacht werden kann. Man kann mit Hilfe der PET/CT also sehen, welche Körperregionen wahrscheinlich vom Tumor befallen sind und welche nicht. Genauso wie die CT ist auch eine PET/CT nicht schmerzhaft. Die Untersuchungszeit ist allerdings etwas länger als bei der CT alleine (ca. eine halbe Stunde) und der Ringtunnel ist etwas länger. Auch eine PET/CT kann ambulant erfolgen.

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Eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung) wird zur genaueren Untersuchung der Atemwege durchgeführt. Ihre Beschwerden bzw. Ihre bisherigen Befunde deuten auf eine krankhafte Veränderung der Atemwege bzw. des Lungengewebes hin. Es können beispielsweise eine Engstelle, eine Blutungsquelle, eine Fistel, ein Tumor oder ein Fremdkörper vorliegen. Die Lungenspiegelung wird daher durchgeführt, um die Ursache Ihrer Beschwerden genauer festzustellen und krankhafte Veränderungen möglichst früh zu erkennen.

Wie erfolgt die Bronchoskopie? 
Ihr Arzt führt ein biegsames optisches Instrument (das Bronchoskop) durch die Nase oder den Mund in die Luftröhre und ihre Verzweigungen (Bronchien) ein. Mit dem Bronchoskop können auch kleinere Bronchien in den einzelnen Lungenlappen untersucht werden. Durch das Bronchoskop können mit kleinen Instrumenten (Bürste, Zange, Punktionsnadel, Absaugkatheter) Proben von Bronchialschleim, Spülflüssigkeit oder dem Lungengewebe entnommen und untersucht werden.

In manchen Fällen sind unklare Befunde, beispielsweise ein Tumor, nicht sofort in den Atemwegen erreichbar oder sichtbar. Sofern nötig, befindet sich dann am Kopf des Bronchoskops eine kleine Ultraschallsonde (EBUS – endobronchialer Ultraschall). Hiermit können Organe und Strukturen beurteilt werden, die neben den Atemwegen liegen. Auch hierbei können kleine Instrumente, v.a. Punktionsnadeln, verwendet werden, um Gewebeproben zur weiteren Untersuchung zu entnehmen. Der Eingriff ist für Sie als Patienten schonend und macht keinen großen operativen Eingriff nötig. 

In besonderen Fällen wird die Lungenspiegelung durch eine Röntgendurchleuchtung unterstützt. So wird bei der transbronchialen Biopsie über den Arbeitskanal des Bronchoskops eine Zange in den Bereich der Lunge vorgeschoben, der näher untersucht werden soll. Unter Röntgenkontrolle können dann Gewebeproben aus diesem Bereich der Lunge entnommen werden. Die transbronchiale Biopsie kommt v.a. zum Einsatz zur Abklärung eines Tumorverdachtes und bei sonstigen nicht näher einzuordnenden Lungenveränderungen.

Vor allem bei tumorverdächtigen Herden, die sich am Rand der Lunge befinden, ist eine Probeentnahme durch eine ultraschallgestützte Spiegelung der Atemwege oft schwierig. In diesen Fällen wird eine CT-gesteuerte Biopsie durchgeführt. Der Patient erhält eine CT-Untersuchung, während der der Radiologie in örtlicher Betäubung mit einer dünnen Nadel eine Probe aus dem tumorverdächtigen Herd entnimmt. Diese Vorgehen erlaubt es dem Radiologen, die Gewebeprobe mit hoher Treffsicherheit exakt aus dem Tumor zu entnehmen. Wenn die Probe aus der Lunge entnommen wird, muss der Patient während der Untersuchung auf Aufforderung des Radiologen ein- und ausatmen und die Luft kurzzeitig anhalten. Durch die örtliche Betäubung ist die Untersuchung nicht schmerzhaft. Nach der Untersuchung kann es in seltenen Fällen dazu kommen, dass eine Blutung aus der Entnahmestelle auftritt oder sich die Lunge nicht vollständig entfaltet. Daher werden CT-gesteuerte Biopsien je nach Befund auch unter stationärer Überwachung durchgeführt (eine Nacht im Krankenhaus).

Eine Mediastinoskopie ist eine minimalinvasive Operation, die beim Lungenkarzinom zur Probenentnahme aus Lymphknoten oder tumorverdächtigen Bereichen im Mediastinum, dem „Mittelfellraum“, eingesetzt wird. Das Mediastinum ist ein Gebiet im Brustkorb, das man sich vereinfacht als die Region vorstellen kann, die hinter dem Brustbein, zwischen den Lungenflügeln und vor dem Herzen liegt. 

Eine Mediastinoskopie ist in der Regel dann sinnvoll, wenn trotz Untersuchung mit CT, PET/CT und endoskopischem Ultraschall nicht ausreichend klar ist, ob das Mediastinum möglicherweise von Tumor befallen ist. Diese Information kann aber außerordentlich wichtig sein, um jedem Patienten die für ihn bestmögliche Behandlung anbieten zu können. Bei Patienten mit vergrößerten Lymphknoten bietet die Methode die Möglichkeit einer histologischen Sicherung mit sehr hoher Treffsicherheit. Bei der Mediastinoskopie handelt es sich um eine sehr sichere Operation mit niedriger Komplikationsrate. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Über einen kleinen Hautschnitt von etwa 2 bis 3 cm Länge am Oberrand des Brustbeines führt der Chirurg ein Mediastinoskop in den Brustkorb ein. Über dieses Instrument kann der Operateur den Mittelfellraum mithilfe einer Kamera in Vergrößerung genau untersuchen und Tumorbefall oder verdächtige Lymphknoten feststellen. Außerdem können spezielle Instrumente zur Entnahme von Proben eingebracht werden. Die Operation dauert in der Regel etwa eine Stunde. Nach der Operation können die meisten Patienten nach ein bis zwei Tagen das Krankenhaus verlassen.

Die Lungenfunktionsprüfung ist eine der grundlegenden diagnostischen Methoden in der Lungenheilkunde, die auch zur Beurteilung der Operationsfähigkeit durchgeführt wird. Bei Lungenerkrankungen sind die Werte im Lungenfunktionstest in meist typischer Weise verändert. Die Untersuchung besteht zunächst aus einer Messung in einer gläsernen Kabine (Ganzkörperplethysmograph). Der Patient wird aufgefordert, verschiedene Atemmanöver durchzuführen. Dabei ist es wichtig, möglichst gut mitzuarbeiten. Wesentliche Messwerte sind die maximale Menge Luft, die eingeatmet werden kann (die sogenannte Vitalkapazität), und die Menge Luft, die nach tiefer Einatmung so schnell wie möglich in der ersten Sekunde ausgeatmet werden kann (Sekundenkapazität).

Darüber hinaus wird eine Blutgasanalyse durchgeführt. Dazu wird ein Ohrläppchen mit einer durchblutungsfördernden Salbe eingerieben und nach etwa 10 Minuten werden durch einen minimalen Stich wenige Tropfen Blut in eine Kapillare entnommen. In dieser Blutprobe werden Sauerstoffgehalt, Kohlendioxidgehalt, pH-Wert und weitere Werte bestimmt.

Gelegentlich ist zur besseren Beurteilung zusätzlich auch eine Belastungsuntersuchung (Spiroergometrie) sinnvoll. Dazu wird der Patient aufgefordert, in halbliegender Position eine Tretkurbel zu bewegen („Fahrradfahren“), wobei die Belastung stufenförmig gesteigert wird. Der Patient trägt eine Mund-Nasen-Maske zur Bestimmung von Atemvolumina und Messung von Sauerstoffaufnahme, Kohlendioxidabgabe und weiteren Parametern.

  

Therapie

Wenn die Diagnose Lungenkrebs feststeht, suchen wir zusammen mit Ihnen die bestmögliche Therapie. Diese richtet sich vor allem nach dem Tumor-Typ und danach, wie fortgeschritten die Krankheit ist. Auch Ihr individueller Gesundheitszustand, Ihre Wünsche und Ansprüche (Lebensqualität) spielen eine entscheidende Rolle bei unserer gemeinsamen Therapieplanung.

Je nach der Situation kommen für Patientinnen oder Patienten mit Lungenkarzinom die folgenden Behandlungen infrage: Operation, Bestrahlung, Chemotherapie und zielgerichtete und immuntherapeutische Behandlungen. Oft sind auch Kombinationen der genannten Therapien notwendig. Was man unter den einzelnen Therapien versteht, erläutern dies folgenden Texte im Überblick.

Operative Eingriffe bei Lungenkrebs sind komplexe Operationen.

Sie sollten an Einrichtungen und durch Operateure durchgeführt werden, die auf solche Eingriffe spezialisiert sind und diese Operationen häufig durchführen. Ziel der Operation ist es, den Tumor vollständig zu entfernen. Darüber hinaus müssen die Lymphabflusswege des Karzinoms mit den entscheidenden Lymphknotenstationen an der Lungenwurzel und aus dem Mittelfell entfernt werden. Gleichzeitig müssen diese Operationen nicht nur ein höchstes Maß an Lebensqualität nach der Operation gewährleisten, sondern auch sicher und komplikationsarm durchgeführt werden.

Neben der optimalen Vorbereitung (z.B. Lungentraining vor der Operation) und einem erfahrenen Operationsteam, ist die Betreuung nach der Operation auf der Intensiv- und Normalstation von wesentlicher Bedeutung. Zur optimalen Versorgung rund um die Operation nutzen wir das Konzept der „beschleunigten Erholung nach Operationen (Enhanced Recovery After Surgery), manchmal auch noch als „fast track“ Chirurgie bezeichnet. Dieses Konzept beinhaltet neben einer möglichst schonenden Operation eine optimale Schmerztherapie, frühe Mobilisation noch am Abend des Operationstages und deckt viele andere Bereiche der Behandlung ab.

Durch die schnelle Erholung sind selbst bei Lungenkrebsoperationen sehr kurze stationäre Aufenthaltsdauern von nur wenigen Tagen möglich. Welche Operation für Sie in Frage kommt, werden wir in einem individuellen Gespräch mit Ihnen klären. Uns ist dabei sehr wichtig, dass diese Gespräche von unseren thoraxchirurgischen Oberärzten geführt werden, die dann auch in der Regel ihr Operateur sein werden.

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Die Mehrzahl aller Brustkorboperationen, auch die überwiegende Zahl der Tumoroperationen, kann heutzutage minimalinvasiv durchgeführt werden. Die minimalinvasive Operationstechnik im Brustkorb wird auch als VATS (Video Assisted Thoracoscopic Sugery) bezeichnet. Bei der VATS dient ein ca. 3 cm langer Schnitt am seitlichen Brustkorb als Zugang für eine Kamera und weitere Operationsinstrumente.

Mit Hilfe der Kamera wird ein Livebild auf einen Monitor im Operationssaal übertragen, das dem Chirurgen durch eine Vergrößerung ein sehr exaktes und schonendes Operieren ermöglicht. Bei Bedarf können durch 1 bis 3 zusätzliche, sehr kleine Schnitte von ca. 1 cm Länge zusätzliche Instrumente aus anderen Winkeln in den Brustkorb eingebracht werden.

Dieses Vorgehen wird als häufig als multiportale VATS bezeichnet. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, die gesamte Operation über nur einen einzigen kleinen Schnitt durchzuführen (sog. uniportale VATS). Dabei werden über diesen Zugang eine Kamera und bis zu 3 Instrumente in den Brustkorb eingebracht.

 Diese modernste Operationstechnik ermöglicht eine besonders schonende Operation und geht mit weniger Schmerzen und einer schnelleren Erholung nach der Operation einher. Selbst nach größeren Eingriffen können die Patienten das Krankenhaus bereits nach wenigen Tagen wieder verlassen.

Bei der VATS bleiben nur sehr kleine Narben zurück, die kosmetischen Ergebnisse sind in der Regel exzellent. Wir bieten dieses minimalinvasive Operationsverfahren prinzipiell für alle Tumoroperationen im Brustkorb an, bei denen dies technisch möglich ist (bis hin zur Entfernung eines kompletten Lungenflügels).

Typische Operationen, die bei Lungenkrebs durchgeführt werden, sind:

Segmentresektion (Entfernung eines einzelnen Lungensegmentes)

Lobektomie (Entfernung eines Lungenlappens)

Bilobektomie (Entfernung von zwei Lungenlappen auf der rechten Seite)

Manschettenresektion (Entfernung eines Lungenlappens mit einem Teil der Luftröhre und/oder der Hauptlungenschlagader)

Pneumonektomie (Entfernung eines kompletten Lungenflügels)

Das Ziel aller Tumoroperationen ist es, so wenig gesundes Lungengewebe wie möglich zu entfernen, aber auch eine vollständige Entfernung aller tumorbefallenen Lungenanteile sicherzustellen. Welches Operationsausmaß in Ihrem Fall notwendig und sinnvoll ist, wird Ihr Chirurg vor der Operation ausführlich mit Ihnen besprechen.

Neben den beschriebenen minimalinvasiven Operationsverfahren kann auch heutzutage noch eine offene Brusthöhlenoperation (Thorakotomie) notwendig sein.

Dies ist beispielsweise der Fall, wenn der geplante Eingriff aufgrund von Verwachsungen nach vorangegangenen Operationen, abgelaufenen schweren Entzündungen oder sehr großen oder aggressiven Tumoren über kleine Schnitte technisch nicht sicher durchzuführen ist. Bei einer Thorakotomie wird der Brustkorb über einen längeren Schnitt zwischen den Rippen eröffnet und bietet dem Chirurgen so einen exzellenten Zugang zu allen Organen der Brusthöhle. Als Alternative zur an vielen Einrichtungen gängigen posterolateralen Thorakotomie wird bei uns als Standardzugang eine anterolaterale Thorakotomie durchgeführt, die eine deutlich bessere Schonung der Muskulatur erlaubt und zu weniger Schmerzen und weniger Bewegungseinschränkung nach der Operation führt. Über eine offene Brusthöhlenoperation sind Tumoroperationen im Brustkorb möglich, die minimalinvasiv nicht durchgeführt werden können.

Bei vielen Krebserkrankungen, auch beim Lungenkrebs, kann eine Behandlung durch eine Strahlentherapie (Radiotherapie) erfolgen. Bei der Radiotherapie werden die Krebszellen durch ionisierende Strahlung zerstört. Die Bestrahlung kann von außen erfolgen (perkutane Therapie), oder der Tumor kann „von innen“ bestrahlt werden, indem eine radioaktive Strahlenquelle direkt an den Tumor herangebracht wird. Beim Lungenkrebs geschieht dies über die Luftwege (sog. Brachytherapie).

Bösartige Tumoren können dadurch verkleinert werden oder sogar verschwinden. Auch kann eine Strahlentherapie angewandt werden, um einem Wiederauftreten des Tumors vorzubeugen. Die zellschädigende Wirkung der Strahlentherapie betrifft allerdings nicht nur Tumorzellen, sondern auch gesundes Gewebe. Aufgrund ihrer höheren Zellteilungsrate sind Krebszellen allerdings viel empfindlicher gegenüber ionisierender Strahlung als gesunde menschliche Zellen.

Außerdem können die Strahlentherapeuten die Zielregionen heutzutage sehr viel genauer definieren, so dass die Bestrahlung möglichst wenig gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zieht. Manche Tumoren können aus mehreren Richtungen mit einer geringen Dosis bestrahlt werden, wodurch das umliegende Gewebe besser geschont werden kann als bei einer herkömmlichen Strahlentherapie. Das nennt man dann eine „stereotaktische“ Strahlentherapie.

Trotzdem begrenzt die Strahlenbelastung des gesunden Gewebes das maximal mögliche Ausmaß der  Bestrahlung, das heißt, es gibt eine Obergrenze an Strahlendosis, über die hinaus eine Bestrahlung nicht sinnvoll ist. Die Strahlendosis wird in der Einheit Gray (Gy) gemessen.

Beim Lungenkrebs können folgende Varianten der Strahlentherapie angewandt werden:

Postoperative Radiotherapie oder Radio-/Chemotherapie: das Operationsgebiet wird nach chirurgischer Entfernung des Tumors „nachbestrahlt“, meist in Verbindung mit einer Chemotherapie.

Definitive Radiotherapie oder Radio-/Chemotherapie: die Strahlentherapie wird, ggf. in Kombination mit einer Chemotherapie, zur alleinigen Therapie des Tumors eingesetzt, d.h. ohne vorangehende oder nachgeschaltete Operation. Diese Therapieoption ist für höhere Tumorstadien relevant

• Palliative Radiotherapie oder Radiochemotherapie: Bestrahlung mit dem Ziel, Beschwerden durch den Tumor zu lindern, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist.

• In seltenen Fällen ist eine alleinige Strahlentherapie bei sehr frühen Tumorstadien eine sinnvolle Alternative, vor allem, wenn Patienten aufgrund ihres Allgemeinzustandes nicht mehr operationsfähig sind. Wenn eine Strahlentherapie zur Behandlung ihres Lungenkarzinoms in Frage kommt, werden Sie bei uns im Vorfeld unter Einbeziehung aller beteiligten Fachdisziplinen ausführlich über sämtliche zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten beraten.

In bestimmten Situationen kann auch eine radiologisch-interventionelle Therapie beim Lungenkarzinom sinnvoll sein und stellt zumeist eine Alternative zur Strahlentherapie bei frühen Tumoren und nicht operationsfähigen Patienten da. Hierzu wird CT gesteuerte eine Sonde in den Tumor eingeführt und die Tumorzellen mittels Hitze oder Kälte an der Sondenspitze abgetötet

Die medikamentöse Therapie des Lungenkarzinoms kommt in erster Linie dann zum Einsatz, wenn o.g. chirurgische oder strahlentherapeutische Therapieverfahren nicht mehr sinnvoll anzuwenden sind. In manchen Fällen kann die medikamentöse Therapie aber auch als Ergänzung zu o.g. Therapien eingesetzt werden. Wir sprechen dann von einer neoadjuvanten (vor der Operation), adjuvanten (nach der Operation) oder konsolidierenden Therapie (z.B. nach einer Strahlenchemotherapie). Insbesondere moderne medikamentöse Therapieformen (s.u.) kommen in diesen Situationen in zunehmendes Ausmaß zum Einsatz.

Leider ist die überwiegende Mehrzahl der Patienten bereits bei der Erstdiagnose des Lungenkarzinoms nicht mehr operabel. Sofern Fernmetastasen nachgewiesen werden konnten, stellt auch die Strahlentherapie in der Regel keinen kurativen (=heilenden) Therapieansatz mehr da. Wir sprechen dann von einer palliativen Situation. Die Therapieziele sind dann eine Lebensverlängerung, eine Verbesserung und ein Erhalt der Lebensqualität und eine Linderung von Beschwerden, die mit der Erkrankung einhergehen. In manchen Fällen – insbesondere dann, wenn moderne medikamentöse Therapien eingesetzt werden können – gelingt es, die Erkrankung über viele Jahre oder sogar dauerhaft bei kaum beeinträchtigter Lebensqualität zu kontrollieren. In der palliativen Situation war die Chemotherapie über Jahrzehnte die einzig mögliche medikamentöse Therapie. Die Wirksamkeit der alleinigen Chemotherapie ist jedoch bei allen Formen von Lungenkrebs unbefriedigend. Viele Patienten sprechen nicht auf sie an, aber auch nach einem Ansprechen, d.h. einem Schrumpfen des Tumors, droht ein früher Rückfall. 

Das zunehmende Verständnis der biologischen Zusammenhänge der Krebsentstehung hat bei vielen Krebserkrankungen den Weg für innovative, hochwirksame Therapieformen, wie die zielgerichtete Therapie oder die Immuntherapie geebnet. Insbesondere beim Lungenkarzinom stellen diese Therapiemodalitäten wichtige neue Therapiesäulen dar, die die Chemotherapie in vielen Fällen ergänzen oder sogar gänzlich verdrängen konnten.

Über die genaue Zusammensetzung der Therapie und die möglichen Nebenwirkungen werden Sie in einem ausführlichen Gespräch vor Therapiebeginn informiert. Hierbei berücksichtigen wir auch Ihre Therapiewünsche und Begleiterkrankungen, die unter Umständen eine Modifikation des Therapieregimes erfordern. In jedem Falle wird die Therapie vorab zusammen mit Kolleg*innen, auch anderer Fachdisziplinen, in einer Tumorkonferenz besprochen.

Trotz der o.g. Fortschritte in der medikamentösen Therapie stellt die Chemotherapie in vielen Fällen noch einen wichtigen Bestandteil der Therapie des Lungenkarzinoms dar. Hierbei werden Zellgifte (Zytostatika), meist in Infusionsform über eine periphere Vene zugeführt. In der Regel kann diese Behandlung ambulant in den Räumlichkeiten der UCT-Ambulanz durchgeführt werden. Bei schlechten Venenverhältnissen empfehlen wir Ihnen ggfs. die Implantation eines sogenannten Portsystems, das eine sichere Applikation der Zytostatika über einen zentralen Gefäßzugang zulässt. Das Portsystem wird mittels eines kleinen ambulanten Eingriffs durch einen Chirurgen implantiert. 

Die Zytostatika bewirken in der Regel eine Hemmung der Zellteilung der Krebszellen und können damit eine Schrumpfung der Tumoren erzielen. Oft werden zwei Zytostatika kombiniert, um die Wirksamkeit der Therapie zu erhöhen und einer Resistenzentwicklung der Krebszellen vorzubeugen. Heutzutage wird die Chemotherapie in nahezu allen Fällen durch eine Immuntherapie oder eine zielgerichtete Therapie ergänzt.

Aber auch gesunde Körperzellen, insbesondere Zellen des blutbildenden Systems und der Schleimhäute, werden durch die Chemotherapie geschädigt, können sich aber im Gegensatz zu den Krebszellen besser von dieser Schädigung erholen. Daraus resultieren die passageren Nebenwirkungen der Therapie. Wir haben eine Vielzahl unterstützender (supportiver) Medikamente an der Hand, die es uns ermöglichen viele der Nebenwirkungen, wie z.B. die Übelkeit, zu lindern oder ganz zu verhindern. 

In den vergangenen Jahren sind beim Lungenkarzinom eine Reihe von genetischen Veränderungen identifiziert worden, die ursächlich für das Wachstum und die bösartigen Eigenschaften des Tumors sein können und die man daher auch Treibermutationen nennt. Dies gilt insbesondere für das Adenokarzinom, die häufigste Unterform des Lungenkarzinoms. Etwa 15% bis 20% dieser Tumoren weisen eine genetische Veränderung auf, die man bereits heute mit zugelassenen Medikamenten in Tablettenform therapieren kann. Der Anteil der zielgerichtet behandelbaren genetischen Veränderungen wird stetig größer. In absehbarer Zukunft werden wir wahrscheinlich bis zu 50% der Patienten mit entsprechenden Medikamenten behandeln können. 

Die meisten dieser Medikamente wirken nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip und hemmen gezielt die veränderten Proteine des Tumors, die für das Wachstum verantwortlich sind. Diese zielgerichtete Therapie ist oft wesentlich wirksamer (höhere Tumorschrumpfungsrate, längeres Überleben) und besser verträglich als die Chemotherapie. 

Ob Ihr Tumor eine genetische Veränderung in sich trägt, die durch ein zielgerichtet wirksames Medikament behandelt werden kann, wird anhand einer Tumorprobe regelhaft vor Behandlungsbeginn durch molekulargenetische Testverfahren überprüft. Das Universitäre Thoraxzentrum Mainz ist Teil des nationalen Netzwerks Genomische Medizin Lungenkrebs (nNGM), dessen übergeordnetes Ziel die Verbesserung der Prognose von Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs in Deutschland ist. Ein Teilaspekt dieses Netzwerkes ist die umfassende, harmonisierte molekulare Testung aller bekannten genomischen Veränderungen mit bereits gesicherter oder in klinischer Evaluation befindlicher (Studien) therapeutischer Relevanz.

Lange Zeit waren sämtliche Versuche, die körpereigene Immunantwort gegen Tumorzellen für eine wirksame Lungenkrebstherapie zu nutzen, erfolglos. Das zunehmende Verständnis der Regulation des Immunsystems und seiner Interaktion mit Tumorzellen hat in jüngster Zeit zur Entwicklung von neuen Medikamenten, sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitoren mit einer überraschend guten Wirksamkeit bei verschiedenen Formen von Lungenkrebs geführt. Die Wirksamkeit beruht auf einer Aktivierung der körpereigenen T-Zellen gegen die Tumorzellen. In manchen Fällen bewirkt die Immuntherapie eine dauerhafte Rückbildung der Tumoren. Bei den Checkpoint-Inhibitoren handelt es sich um Antikörper, die mittels Infusion entweder alleine oder in Kombination mit einer Chemotherapie appliziert werden. Die Verträglichkeit der Immuntherapie ist meist gut. Über mögliche Nebenwirkungen werden wir Sie gesondert aufklären.

Die genannten Fortschritte in der Therapie des Lungenkrebses, aber auch vieler anderer bösartiger Erkrankungen, wäre ohne die Durchführung klinischer Studien nicht möglich gewesen. In klinischen Studien werden zumeist Medikamente oder Medikamentenkombinationen getestet, die für die jeweilige Erkrankung noch nicht zugelassen sind. In klinischen Studien können Ihnen bei entsprechender Eignung Medikamente angeboten werden, die für Ihre Erkrankung möglicherweise eine bessere Wirksamkeit haben als bislang zur Verfügung stehende Standardtherapien. Wir halten ein breites Spektrum klinischer Studien vor und werden immer versuchen, Ihnen eine für Sie passende Studie anzubieten. Alle aktuell offenen klinischen Studien finden Sie hier. Gegebenenfalls stellen wir dazu auch den Kontakt zu einer anderen Klinik / einem anderen Studienzentrum her. 

Bitte bedenken Sie, dass die Therapie mit nicht zugelassenen Medikamenten deshalb in einer Studie verläuft, weil die Wirkung und die Verträglichkeit nicht abschließend bekannt sind. Es kann also im Vorhinein keine sichere Aussage über den Erfolg der Therapie gemacht werden.