Perspektiven des Schmerzschwerpunkts an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Perspektiven einer Schwerpunktbildung im Bereich des Schmerzes liegen in der Vernetzung der auf hohem Niveau bereits bestehenden Expertise verschiedener Kliniken in der Betreuung von Patienten mit verschiedenen Schmerzsyndromen und der Zusammen-führung dieses Expertenwissens mit der ebenfalls bereits auf hohem Niveau bestehenden Kompetenz in der klinischen Forschung und in der Grundlagenforschung.

Das Verständnis der Chronifizierung von Schmerz wird in Zukunft im Mittelpunkt der Mainzer Schmerzforschung stehen. Die Identifizierung und Charakterisierung der zugrunde liegenden Mechanismen umfaßt den subzellulären Bereich (Signaltransduktion, Neuroplastizität) bis hin zur Verhaltensebene (Wahrnehmung, Cognition, Lernen). Dem Verständnis der Chronifizierung von Schmerz dient auch die wissenschaftliche Bearbeitung anderer, in Teilaspekten verwandter, chronifizierender Phänomene (Juckreiz, Tinnitus, Schwindel). Die Ergebnisse dieser Forschung werden unmittelbare Implikationen für die Entwicklung adäquater therapeutischer Strategien haben, die auch der Prävention von Chronifizierung dienen werden.

Die interdisziplinäre Schmerzforschung bildet hierbei den Ausgangspunkt für die Bildung eines umfänglicheren neurowissenschaftlichen Schwerpunktes im Profil des Fachbereichs Medizin und der Universität Mainz. Der Schmerz ist hervorragend dafür geeignet in einem interdisziplinären Ansatz molekularbiologische, tierexperimentelle und in vivo Forschung am Menschen zu verbinden.

Ziel einer solchen Schwerpunktbildung in der neurowissenschaftlichen Forschung in Mainz muss es sein, in einem Gebiet der eigenen Kernkompetenz eine international führende Rolle zu übernehmen. Als erstes soll die Position der Mainzer Arbeitsgruppen im BMBF Forschungsnetz "Neuropathischer Schmerz" ausgebaut werden, indem dort zusätzlich zu psychophysischen auch bildgebende Verfahren eingebracht werden. Im gleichen Zeitraum sollen auch die Kompetenzen auf zellphysiologischer und molekularbiologischer Ebene gebündelt und durch interdisziplinäre Kooperationen intensiviert werden. Der Ausbau der Kompetenz in klinischen Studien zum chronischen Schmerz muss die Arbeiten in der Grundlagenforschung begleiten.

Perspektivisch dient die Schwerpunktbildung im Schmerzbereich dazu, einen Kristallisationskern für die kritische Masse zu bilden, die für die Gründung eines neurowissenschaftlichen Sonderforschungsbereichs in Mainz notwendig ist. Interdisziplinarität und Forschungsinteresse bilden die Grundlage, um parallel auch die Strukturen in der Krankenversorgung noch weiter zu verbessern.