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Krankenhaushygiene im Fokus - Universitätsmedizin Mainz und Techniker Krankenkasse laden Journalisten zum Austausch

 

Resistente Erreger, gefährliche Infektionen - nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) sollen sich jährlich 400.000 bis 600.000 Menschen mit einem Krankenhauskeim infizieren.10.000 bis 15.000 Menschen sterben jährlich an einer so genannten 'nosokomialen Infektion'. Unter Experten jedoch gelten diese Zahlen keineswegs als gesichert. Auch wird vehement darüber diskutiert, was zur Optimierung der Krankenhaushygiene künftig getan werden muss. Aus diesem Anlass lud die Universitätsmedizin Mainz gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) am Dienstag, dem 06. Oktober 2015, zu einer Presseveranstaltung in die Klinik ein. Unter dem Motto 'Krankenhaushygiene im Fokus' widmeten sich Experten in Fachvorträgen und Impulsstatements diesem wichtigen Thema und diskutierten anschließend mit den Journalisten über offene Fragen. "Das Thema Hygiene ist für die Patientensicherheit elementar", betonte die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin, Mainz Prof. Dr. Babette Simon. „Besonders wichtig dabei ist ein sehr gut funktionierendes Hygienemanagement – im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes ist dieses für unseren Klinikalltag selbstverständlich.“ Für so ein großes Haus wie die Universitätsmedizin sei der Schutz vor Infektionen eine besondere Herausforderung. Das im letzten Jahr verliehene Hygiene-Siegel des MRE Netzwerkes Rhein-Nahe bestätige die hohen Qualitätsstandards in der Bekämpfung von multiresistenten Erregern und sei eine wichtige Anerkennung der erfolgreichen Arbeit der Krankenhaushygiene. Auch die rheinland-pfälzische Landeschefin der Techniker Krankenkasse (TK) Anneliese Bodemar hob hervor, dass das Thema 'Krankenhaushygiene' im Sinne der Patientensicherheit von der Kasse sehr ernst genommen würde: "Wir müssen unser gemeinsames Engagement darauf ausrichten, bundesweit einheitliche Hygienestandards zu etablieren und eine größtmögliche Transparenz zu schaffen. Auch das Screenen von Risikopatienten hinsichtlich multiresistenter Keime bei der Krankenhausaufnahme sowie eine erweiterte Meldepflicht für gramnegative, resistente Erreger seien sinnvoll. "Außerdem werden Krankenhäuser mit einem von den Kassen finanzierten Hygieneförderprogramm dabei unterstützt, notwendiges Hygienepersonal einzustellen sowie Weiterbildungen in diesem Gebiet durchzuführen", so Bodemar. Gleichwohl resistente und multiresistente Keime zuletzt zugenommen hätten, würden die Infektionszahlen durch multiresistente Erreger in der Öffentlichkeit oft überdimensioniert, erläuterte Univ.-Prof. Dr. Andreas Diefenbach, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene: „Das kann bei den Patienten Angst und Unsicherheit erzeugen.“ Daher gab Professor Diefenbach in seinem Vortrag einen anschaulichen Überblick über die Zahlen und Fakten im Zusammenhang mit Krankenhausinfektionen generell und Infektionen durch multiresistente Erreger. „Nach einem im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Beitrag entfallen von ca. 500.000 ‚Nosokomialen Infektionen‘ etwa 30.000 auf multiresistente Erreger – also gerade einmal 6 Prozent.“ Des Weiteren, so betonte Diefenbach, seien diese keinesfalls gleichzusetzen mit Erregern, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft, wie es oftmals dargestellt werde. Diese Erreger der so genannten 4MRGN Klasse wiederum seien für gerade einmal 0,3 Prozent aller Infektionen im Krankenhaus verantwortlich. Diefenbach warb in diesem Zusammenhang für eine genaue Bestandsaufnahme, um geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diese sollten sich vor dem oben genannten Hintergrund nicht ausschließlich auf multiresistente Erreger fokussieren, da ansonsten die weitaus größere Anzahl von Krankenhausinfektionen aus dem Blick geriete. "Im Kampf gegen Krankenhausinfektionen gilt es vor allen Dingen vermeidbare Risiken auch tatsächlich zu vermeiden", darauf machte der kommissarische Leiter der Krankenhaushygiene, Prof. Dr. Michael Pietsch aufmerksam. "So zählt zu den elementaren Bestandteilen einer effektiven Infektionsprävention nach wie vor die konsequente Händehygiene. Diese ist die wichtigste Einzelmaßnahme zur Vermeidung von Erregerübertragung und Krankenhausinfektionen", so Pietsch weiter. Durch eine optimale Händehygiene könnten Übertragungen oft vermieden werden. Auch Kampagnen, wie etwa die Aktion „Saubere Hände“, an der die Universitätsmedizin beteiligt ist, tragen zur Aufklärung über den Stellenwert der Händedesinfektion bei. Wie Professor Pietsch weiter darlegte, führe die Universitätsmedizin regelmäßig Fortbildungen für Ärzte und Pflegepersonal zu Hygienemaßnahmen durch. Der Bereich Krankenhaushygiene der Universitätsmedizin Mainz erarbeite zudem Vorgaben für Arbeitsabläufe und hygienische Maßnahmen und kontrolliere deren Umsetzung durch Hygienevisiten, Schulungen zu hygienerelevanten Themen sowie durch Kontrollen von beispielsweise Trinkwasser oder Desinfektions- und Sterilisationsgeräten. Den Unterschied zwischen desinfizierten und nicht desinfizierten Händen hinsichtlich der Keimbelastung demonstrierte Pietsch eindrucksvoll mit einer UV-Lampe. Durch die Etablierung von MRE-Netzwerken im Land sollen die Infektionsraten zusätzlich minimiert, sowie wirksame Strategien gegen multiresistente Erreger entwickelt und umgesetzt werden. Zudem soll die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen des Gesundheitswesens transparenter und effektiver gestaltet werden. „Die Universitätsmedizin Mainz gehört zu den Gründungsmitgliedern des MRE-Netzwerks Rhein-Nahe und begleitet die Netzwerk-Aktivitäten darüber hinaus auch wissenschaftlich, beispielsweise in Form von Promotionen und Studien", sagte Dr. Wolfgang Kohnen, stellvertretender Leiter der Krankenhaushygiene, bei seiner Vorstellung des MRE-Netzwerks Rhein-Nahe. “Eine zentrale Aufgabe der Netzwerke ist es, regional angepasste Vorgehensweisen zu entwickeln, um das Vorkommen und die Ausbreitung von multiresistenten Erregern einzudämmen.“ Kohnen stellte eine Studie vor, die das Vorkommen von multiresistenten Bakterien in der Bevölkerung der Rhein-Nahe-Region untersucht hat. Diese Daten geben einen Einblick in die Verbreitung von multiresistenten Bakterien und bieten die Grundlage für eine gezieltere Infektionsprävention bei der Aufnahme von Patienten in Krankenhäuser oder ähnliche Einrichtungen des Gesundheitswesens. Wer sich nach all der Theorie auch ein praktisches Bild von Infektionsprävention im Krankenhaus machen wollte, konnte im Anschluss der Fachvorträge und der Fragerunde noch eine Luftfilteranlage mit dazugehörigem Eingriffsraum besichtigen. Pressekontakte
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Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Techniker Krankenkasse Landesvertretung Rheinland-Pfalz,
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