Kardiale und vaskuläre Spätfolgen bei Langzeit-Überlebenden nach Krebs im Kindesalter
Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Erkrankungs- und Todesursache in den westlichen Industriestaaten. Gemäß den Daten des Statistischen Bundesamtes verstarben 2011 rund 342.200 Frauen und Männer an einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems; das ist nahezu jeder zweite Todesfall in Deutschland. Jedes Jahr erleiden in Deutschland fast 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, über 170.000 sterben an dessen Folgen. Die Häufigkeit der Herzerkrankungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
In internationalen Studien hat sich gezeigt, dass bei manchen Überlebenden von Krebs im Kindesalter mit zunehmendem Alter häufiger Herz-Kreislauferkrankungen auftreten, als dies im entsprechenden Alter eigentlich zu erwarten wäre. Insbesondere wird vermutet, dass einige ehemalige Patienten zwar schon früh an leichten Formen von bestimmten Herz-Kreislauf-erkrankungen leiden, sich aber gesund fühlen und noch keine Beschwerden verspüren (subklinische Erkrankung). Im weiteren Verlauf schreitet die Krankheit voran und erste Beschwerden treten auf (klinische Erkrankung). Für einige Chemotherapie-Medikamente (Anthrazykline) und die Strahlentherapie ist bereits bekannt, dass bestimmte Herz-Kreislauferkrankungen (z.B. Herzschwäche) als Spätfolge in den Jahrzehnten nach der Therapie auftreten können.
Klassische Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen sind unter anderem
Das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren kann zusätzlich zu einer Verschlechterung der Gefäßfunktion und zu einer zunehmenden Verkalkung des Gefäßsystems führen. In der Folge können Verengungen der Blutgefäße sowie eine Verletzbarkeit atherosklerotischer Plaques (Ablagerungen) auftreten, welche dann aufbrechen und zu einer Verstopfung der Arterie führen können. Klinisch bedeutet dies eine koronare Herzerkrankung (KHK) bzw. das Auftreten eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalles.
Die CVSS-Studie hat das Ziel, den derzeitigen Gesundheitszustand von Überlebenden nach Krebs im Kindesalter in Deutschland im Alter zwischen 20 und 45 Jahren im Hinblick auf kardiovaskuläre Erkrankungen und Risikofaktoren zu beschreiben und mit der Normalbevölkerung, soweit möglich, zu vergleichen. Dabei soll das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Überlebenden einer Krebserkrankung im Kindesalter im Zusammenhang mit der damals erhaltenen Chemo- und/oder Strahlentherapie beurteilt werden. Zusätzlich werden bekannte und neue Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen untersucht. Die Ergebnissen der Studie sollen dazu beitragen, therapiebedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen früher zu erkennen und Nachsorgeempfehlungen zu entwickeln. Bei der Therapie der Krebserkrankung von zukünftigen Patienten kann die CVSS-Studie dabei helfen, die Therapie im Hinblick auf spätere Herz-Kreislauf-Folgeerkrankungen so zu verbessern, dass weniger Spätfolgen auftreten.