Das ethische Gebot des "primum nil nocere" – zuallererst keinen Schaden anrichten – ist so alt wie die Medizin selbst und kann als zentraler Wert des medizinischen Handelns in der heutigen Zeit kaum besser als mit dem Begriffspaar der Behandlungs- und Patientensicherheit beschrieben werden. Neben einer systemischen Betrachtungsweise der angewendeten medizinischen und organisatorischen Verfahren und Prozesse, der Sicherheit der am Behandlungsprozess beteiligten Akteure und Mitarbeiter, gehört auch die Orientierung am Patientenwohl zum Fundament einer modernen und sicheren medizinischen Gesundheitsversorgung. Als kulturstiftendes Element eint die Sicherheit damit die Medizin mit anderen Branchen und Industrien, bei der eine wesentliche gesamtgesellschaftliche Erwartung darin besteht, dass die Leistungen dauerhaft und mit außergewöhnlicher Zuverlässigkeit erbracht werden.
Als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang der 2000er Jahre damit begann das Thema Patientensicherheit in seiner gesundheitspolitischen Agenda aufzunehmen, da widmete man sich zunächst sehr schwerwiegenden Problemen in der Gesundheitsversorgung und der Entwicklung von Handlungsempfehlungen, die eine globale Reichweite versprachen. Beispielhaft seien hier Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, zur Vermeidung von Eingriffs- oder Medikamentenverwechslungen genannt.
Diesem Ansatz folgend thematisieren die Lehrveranstaltungen zum Thema Behandlungs- und Patientensicherheit vor allem medizinische Problemfelder, die auch in der Gegenwart von großer Relevanz sind und Lösungsansätze noch nicht endgültig gefunden worden sind.
Themen: Infektion, Hygiene, Fremdkörpereinträge, Eingriffsverwechslungen, Medikamentensicherheit, Risiken und Nebenwirkungen, Sturz, Critical Incident Reporting Systeme (CIRS), Behandlungsstandards und Standard Operating Procedures (SOPs), Dokumentation, Digitalisierung.