Human Factors

Das zur Jahrtausendwende erschienene Buch „To Err is Human - Building a Safer Health System“ (1999) von Linda J. Kohn (Ed.) gilt vielerorts als Initialzündung für eine längst überfällige differenziertere Betrachtung des Themas Sicherheit in der Medizin und der Patientenversorgung. Dabei gilt, nach Schätzungen zahlreicher Untersuchungen, der Faktor Mensch mit einem Anteil von 70-80% als die entscheidende Ursache für die Entstehung von Fehlern im Behandlungsprozess, in dessen Folge Komplikationen und unerwünschte Ereignisse zu Schädigungen oder gar zum Tode der Patienten führen.

Auch wenn sich bereits in den 1980er Jahren einige medizinische Disziplinen, wie die Anästhesie, Notfall- und Intensivmedizin, mit den Gefahren und Risiken im Behandlungsprozess unter Beteiligung des Faktors Mensch beschäftigt haben, dem Vorbild anderer Hochverlässlichkeitsorganisationen (HRO) wie der Luft- und Raumfahrt, der Chemischen Industrie der Kernindustrie oder Schifffahrt, konnte die Medizin bis heute nur in Teilen folgen. So verfügt man inzwischen über Qualitäts-, Fehler & Risikomanagement, sogenannte Critical Incidents Reporting Systeme zur Fehleranalyse und nennt Checklisten sein Eigen, doch die immer wieder thematisierten Defizite im Bereich der Sicherheitskultur und Performanz am scharfen Ende des Behandlungsprozesses lassen erahnen, dass es bislang an einer grundlegenden Ausbildung und dem systematischen Aufbau berufsspezifischer Handlungskompetenzen zur Human Factors Thematik mangelt.

Im Sinne der Human Factors Definition von (Badke-Schaub et al., 2008), steht im Mittelpunkt der Lehrveranstaltungen die Betrachtung des Einflusses des menschlichen Handelns auf die Leistungserbringung (Human Performance & Limitations) mit all seinen psychischen, physischen und sozialen Facetten, insofern sie das Verhalten und Handeln der Akteure im soziotechnischen System Medizin beeinflussen oder durch diese beeinflusst werden.

Themen: Menschliches Leistungsvermögen und deren Grenzen, Interaktion von Mensch, (Medizin-) Technik und Organisation (MTO), Fehler, Fehlverhalten, Fehlerarten, Fehlermodelle, Gefährdungs-, Qualitäts-, Fehler- und Risikomanagement, Sicherheits- und Fehlerkultur, Critical Incidents Reporting Systeme (CIRS), Mensch-Maschine-Schnittstelle (MMS).


Ansprechpartner

                                                                                                                                                                     Kai-Uwe R. Strelow

Leitung                                                                                                                                              Unterrichtsbeauftragter                                                                                                                                 Sicherheit in der Medizin

Tel.: 06131 17-9672
 E-Mail