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Gutartige Erkrankungen

Die akute und chronische Entzündung sind häufige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Aber auch gutartige Tumore kommen in der Bauchspeicheldrüse vor. Vielen dieser Tumore ist jedoch eigen, dass sie im Laufe der Zeit entarten, d,h, bösartig werden können. Es ist bei diesen Tumoren daher wichtig, das jeweilige Risiko einer Entartung abzuschätzen. Hierfür können einige Untersuchungen sinnvoll sein, die dann allerdings mit viel Erfahrung interpretiert werden müssen. Für diese Interpretation stehen an der Universitätsmedizin Mainz Experten der Radiologie, inneren Medizin und Chirurgie zur Verfügung.


Akute Pankreatitis

Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist nur in Ausnahmefällen ein Grund für eine Operation. Heutzutage können die meisten Komplikationen der Pankreatitis ohne eine Operation behoben werden. Lediglich in den Fällen, in denen sich Areale abgestorbenen Gewebes (sog. Nekrosen) um die Bauchspeicheldrüse bilden, die dann durch Bakterien aus dem Darmtrakt infiziert werden, muss eine Operation vorgenommen werden, sofern andere Maßnahmen wie beispielsweise die Gabe von Antibiotika oder interventionelle Drainageneinlagen nicht ausreichend wirken.

 

Chronische Pankreatitis

Eine chronische Bauchspeicheldrüsenerkrankung kann erblich durch wieder- kehrende akute Entzündungen oder, deutlich häufiger, durch einen chronischen Alkoholmissbrauch bedingt sein. Es gibt jedoch noch eine Vielzahl von weiteren Ursachen für eine chronische Pankreatitis, die im Einzelfall häufig nicht eindeutig zugeordnet werden kann.

Neben einem steten Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse sind starke Schmerzen oder auch ein Abflusshindernis des Gallengangs häufige Symptome der chronischen Entzündung. Zur Therapie werden zunächst nicht-operative Optionen eingesetzt, zu denen endoskopische Verfahren wie auch medikamentöse Therapien (z.B. Schmerztherapie) zählen. Durch eine Operation können die Schmerzentwicklung positiv beeinflusst und eine Gallengangsstauung behoben werden. Je nach zugrundeliegendem Problem kann eine Drainageoperation (Entlastung des Pankreasganges) alleine oder in Kombination mit einer Teilentfernung des Bauchspeicheldrüsenkopfes unter Erhalt des Zwölffingerdarms erfolgen.

Bild Frey-OP/Drainage-OP


Zystische Pankreastumore

Durch die stetigen Verbesserungen der modernen Bildgebung werden zunehmend Zysten wie auch zystische Tumore der Bauchspeicheldrüse gefunden. Einige dieser Zysten sind harmlos, während andere ein zum Teil hohes Potential für eine Entartung zu einem bösartigen Tumor in sich tragen.


Seröses Zystadenom

Das seröse Zystadenom ist ein gutartiger Tumor, der häufiger bei Frauen vorkommt. Er neigt dazu, über längere Zeit langsam an Größe zuzunehmen. Eine Entartung ist allerdings eine Rarität. Daher empfiehlt man eine Operation nur bei Beschwerden, die auf diesen Tumor zurückzuführen sind.

Bild Seröses Zystadenom 


Muzinöses Zystadenom

Diese Tumore treten ebenfalls eher bei Frauen auf, der Häufigkeitsgipfel liegt bei  über 60 Jahren. Diese Tumorart gilt als Vorstufe des muzinösen Zystadenokarzinoms, und man denkt, dass es ca. 10 Jahre dauert, bis aus einem Zystadenom ein Karzinom entsteht, da viele Patientinnen ca 70 Jahre alt sind, wenn das muzinöse Zystadenokarzinom diagnostiziert wird. Einen wissenschaftlichen Beweis hierfür gibt es jedoch nicht. Das erhöhte Entartungsrisiko ist aber allgemein anerkannt, sodass ein muzinöses Zystadenom generell entfernt werden sollte.

Bild muz. Zystadenom

  

Intraduktal Papillär Muzinöse Neoplasie (IPMN)

Bilden sich in den Gängen der Bauchspeicheldrüse (papilläre) schleimbildende Strukturen, spricht man von einer IPMN. Diese kann den Hauptgang oder die Nebengänge betreffen.


Hauptstamm-IPMN

Betreffen diese Veränderungen den Hauptgang der Bauchspeicheldrüse, ist das Entartungsrisiko vergleichsweise hoch. Größere Serien zeigen, dass bei bis ca 60% der Patienten mit Hauptstamm-IPMN eine Vorstufe oder sogar ein bösartiger Tumor vorliegen kann. Daher empfiehlt man bei dieser Diagnose die Entfernung des Tumors.

Bild Hauptstamm-IPMN


Seitenast-IPMN

Sind hingegen lediglich die Seitenäste der Bauchspeicheldrüse betroffen, so scheint das Risiko der Entartung deutlich niedriger zu sein. Daher empfiehlt man nicht generell eine Entfernung dieser Tumore. Allerdings gibt es Befundkonstellationen, bei denen das Risiko einer Entartung erhöht ist. In diesen Fällen sollten die Tumore eher entfernt werden.

Bild Seitenast-IPMN


Mixed-Type IPMN

Liegen die Veränderungen sowohl in den Haupt- wie auch den Seitengängen, spricht man von mixed-type IPMN. Die Empfehlung zur Therapie entspricht der Hauptstamm-IPMN, da die Biologie offensichtlich sehr ähnlich ist.


Solid Pseudopapillärer Tumor (SPT)

Diesem auch als Frantz-Tumor bezeichneten Tumor konnte bislang noch keine eindeutige Biologie zugeordnet werden, da es sich um einen sehr seltenen Tumor handelt. Manche SPT scheinen gutartig zu sein, während andere die Zeichen eines bösartigen Tumors mit Ausbildung von Fernmetastasen aufweisen.

Bild Frantz-Tumor


Neuroendokrine Pankreastumore 

Neuroendokrine Tumore der Bauchspeicheldrüse stellen eine gesonderte Entität dar.  Diese Tumore entstehen aus den hormonbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Sie werden hier nicht weiter beschrieben, da sie im Rahmen eines separaten Tumorzentrums behandelt werden (s. IENET)