Herzchirurgie

Die Herzmedizin der rückliegenden Dekade ist auch in Mainz durch einen geradezu dramatischen Wandel geprägt. Insbesondere die letzten Jahre waren daher im Wesentlichen von einem Aneinanderrücken von Herzchirurgie, Kardiologie, Rhythmologie und Gefäßmedizin charakterisiert. Dank zahlreicher technischer Neuerungen sind die Behandlungsoptionen, über die wir heute verfügen, wesentlich vielseitiger geworden. Es ist in ganz entscheidendem Umfang diesen technischen Innovation und der verbesserten interdisziplinären Zusammenarbeit zu verdanken, dass wir heute in der Lage sind, nahezu jedem Patienten eine für ihn maßgeschneiderte Behandlungsmöglichkeit anzubieten.

 

Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen wurde im Jahr 2018 das Herzzentrum Mainz als Profilzentrum der Universitätsmedizin gegründet, das die Disziplinen Herzchirurgie, Kardiologie und Rhythmologie umfasst. Damit verbunden ist die Etablierung einer interdisziplinären „Heart-Team“-Kultur, in der jeder Patient eingehend besprochen wird. Diesem Herzteam gehören regelhaft Fachärzte der Herzchirurgie, Kardiologie und Anästhesie an  Es ist jedoch ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der Universitätsmedizin Mainz, dass in diesen Heart-Teams nicht nur die Klappenpatienten besprochen werden – wie es der Empfehlung der Fachgesellschaften entspricht -, sondern ALLE Patienten.

 

Wir halten diesen Aufwand für nötig und sinnvoll, da unsere Patienten immer älter und ihre Erkrankungen immer komplexer geworden sind. Noch vor 25 Jahren waren etwa 3 Patienten, die zur Operation anstanden, älter als 80 Jahre. Heute sind es mehr als 15 und deren Anzahl an Nebenerkranken hat zugenommen. Es ist technischen Innovationen und veränderten OP-Strategien zu verdanken, dass wir trotzdem die Sterblichkeitsrate nach einer Herz-OP in diesem Zeitraum kontinuierlich senken konnten. In Mainz liegt beispielsweise das Risiko einer geplanten Bypass-Operation heute deutlich unterhalb eines Prozents.

 

Wir gehen davon aus, dass die konsequente Besprechung ALLER Patienten im Herzteam ein wichtiger Beitrag ist, sodass die Eingriffe am Herzen in Mainz heute so sicher sind wie noch nie zuvor. Das Risiko, bei einer gut geplanten Herzoperation zu versterben, ist allgemein sehr gering. Nur der konsequente interdisziplinäre Blick gewährleistet, das beste Vorgehen für den Patienten zu finden.  

Therapie der koronaren Herzkrankheit

  • Angestrebte komplette arterielle koronare Revaskularisation (Bypassversorgung aller betroffenen Herzkranzgefäße mit Schlagadern(regelhaft bei Brustwandarterien)) ggf. ergänzt durch Venenbypasses ohne (off-pump) oder mit (on-pump) Einsatz der Herz-Lungen-Maschine
  • Off-pump-Chirurgie (OPCAB): Arterielle koronare Bypassversorgung in "aortic-non-touch-technique" bei Eingefäßerkrankungen oder bei Patienten mit schweren Begleiterkrankungen
  • Hybrid-Revaskularisation: Minimal invasiver IMA-Bypass ohne Herz-Lungen-Maschine in Kombination mit Verfahren der interventionellen Kardiologie (PCI und Stents)

Behandlung von Aorten-Aneurysmen

  • Die Universitätsmedizin Mainz ist seit mehr als 15 Jahren spezialisiert in diesem Bereich mit einem weit überregionalen und hohen Patientenzuspruch. Wir führen in Abhängigkeit vom Befund die operative Behandlung von Aorten-Aneurysmen der aufsteigenden Aorta und des Aortenbogens in milder Hypothermie, aber auch in tiefer Hypothermie (Körperkerntemperatur ca. 20 Grad Celsius) und Kreislaufstillstand mit isolierter Gehirnperfusion durch. In der Regel gelingt die Rekonstruktion der Aortenklappe (Yacoub- und David-Operation)
  • In manchen Fällen ist der komplette Ersatz der aufsteigenden Hauptschlagader mit herzklappentragender Aortenprothese und Einpflanzung beider Herzkranzgefäß
  • Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Aortenbogenchirurgie mit speziellen innovativen, zum Teil in Mainz entwickelten, Prothesen.  
  • Kombinationsbehandlung von komplexen thorakalen Aneurysmen durch chirurgische und interventionelle Verfahren (sog. Hybridaneurysmektomien)

Behandlung von Aortenklappen-Erkrankungen

  • Biologischer Klappenersatz mit klassischen und gestenteten Prothesen
  • Mechanischer Klappenersatz mit Zweiflügelklappen-Prothesen
  • Aortenklappenrekonstruktion nach DAVID bei Aorta-ascendens-Aneurysma
  • Ungestenteter Aortenklappen-/Aortenwurzelersatz mit Bioprothesen oder Homografts
  • Arteria-pulmonalis-Autograft (ROSS-Operation)
  • Minimal invasive Aortenklappenoperationen über partielle obere Sternotomie, d.h. mit kleinem Schnitt und nur teilweiser Durchtrennung des Brustbeins
  • Interventioneller Aortenklappenersatz über die Leiste oder die Herzspitze ohne Herz-Lungen-Maschine in Kooperation mit der Kardiologie (TAVI)

Behandlung von Mitral- und Trikuspidalklappen-Erkrankungen

  • Kardiologisch-interventionelle Mitralklappensprengung
  • Alle Techniken der modernen Mitralklappenrekonstruktion
  • Minimal invasive Mitralklappenrekonstruktion oder -ersatz über einen limitierten seitlichen Zugang oder eine untere Brustbeindurchtrennung
  • Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz durch Mitra-Clip und alle anderen heute verfügbaren Verfahren mit der Kardiologie
  • Behandlung von Trikuspidalklappenerkrankungen mittels chirurgischer oder – in den meisten Fällen – interventioneller Verfahren im Heart-Team
  • Alle Techniken der modernen Trikuspidalklappenrekonstruktion
  • Minimal invasive Trikuspidalklappenrekonstruktion oder Klappenersatz mit mechanischen und biologischen Prothesen

Behandlung von Pulmonalklappen-Erkrankungen

  • Plastische Rekonstruktionen
  • Pulmonalklappenersatz mit biologischen oder mechanischen Klappenprothesen
  • Pulmonalwurzelersatz mit biologischem Aortenwurzelersatz oder Homograft

Behandlung von Herzklappenentzündungen

  • Komplexe Sanierungen hochinfektiöser Klappenbefunde
  • Spezialisierung auf Rezidivoperation (d.h. vorbestehende implantierte Klappenprothesen wie z.B. Z.n. Klappenersatz oder Z.n. TAVI.

Behandlung von Tumoren

  • Entfernung von Herztumoren, insbesondere im Verbund mit der Onkologie (Prof. Theobald) von Sarkomen
  • Behandlung von Tumorerkrankungen angrenzender Organe (Lunge, Leber, Niere) in Kooperation mit Thorax-, Gefäß- und Viszeralchirurgen

Korrektur von angeborenen Herzfehlern

  • Minimal invasiver Verschluss von Vorhofseptumdefekten und Korrektur von fehleinmündenden Lungenvenen
  • Korrektur anderer angeborener Herzfehler
  • Im zertifizierten EMAH-Zentrum Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern

Behandlung von Lungenembolien

  • In Abhängigkeit vom PERT-Team operative oder konservative Behandlung von akuten und chronischen Lungenembolien

Behandlung von chronischem Vorhofflimmern/Vorhofflattern

  • Chirurgische Ablation im Zusammenhang mit anderen Operationen oder als solitäre Leistung
  • Elektrische Kardioversion nach vorheriger TEE-Kontrolle unter Intensivbedingungen
  • Kathetergestützte Ablation von Vorhofflimmern, Vorhofflattern, ektopen atrialen Tachykardien und AV-Knoten, Reentrytachykardien (siehe: Prof. Rostock)
  • Chirurgische Radiofrequenz-Ablation von intermittierendem oder permanenten Vorhofflimmern/-flattern in Kombination mit anderen Eingriffen am Herzen
  • Minimal invasive Vorhofablation zur Behandlung des Vorhofflimmerns über kleinen rechts-thorakalen Zugang als "Stand-alone"-Prozedur

Behandlung von bösartigen Rhythmusstörungen

  • Implantation von internen Defibrillatoren (ICD)
  • Implantation von endo- und epikardialen Herzschrittmacher-Systemen
  • Implantation von antitachykarden Systemen
  • Implantation von biventrikulären Schrittmachersystemen und ICDs zur kardialen Resynchronisationstherapie (siehe Prof. Rostock)
  • Kathetergestützte Ablation ventrikulärer Tachykardien (siehe Prof. Rostock)

Operationen bei Patienten mit angeborenen und erworbenen Gerinnungsstörungen

  • Herzoperationen bei Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) unter Vermeidung von Heparin als Standardantikoagulanz für die Herz-Lungen-Maschine
  • Herzchirurgische Eingriffe bei Patienten mit angeborenen Gerinnungsstörungen und erhöhtem Blutungsrisiko (Hämophilie A und B, von-Willebrand-Erkrankung, Faktor XIII-Mangel, Antithrombinmangel, APC-Resistenz u.a.)
  • Herzchirurgische Eingriffe bei Patienten mit erworbenen Gerinnungsstörungen

Behandlung von Patienten ohne Bluttransfusion

  • Bereithaltung aller modernen Techniken zum Einsparen von Fremdbluttransfusionen
  • Eigenblutspende
  • Hämodilution
  • Modernes Monitoring der Heparin-Antikoagulation während des kardiopulmonalen
    Bypasses sowie anschließende Protamin-Titration
  • Intraoperative Verabreichung von Fibrinolyseinhibitoren
  • Verwendung von modernen Zentrifugalpumpen
  • Off-pump-Chirurgie
  • Perioperativer Einsatz von Cellsaver und Hämofiltration
  • Autotransfusion von Drainagenblut

Behandlung der Herz- und Lungeninsuffizienz

  • Spezialisierte Intensivtherapie (PD. Dr. Albers)
  • Implantation von Kunstherzsystemen
  • Implantation von passageren Herz- und Lungen-Ersatzsystemen (ECMO, ECLS)
  • 24 Stunden Transferbereitschaft von Patienten nach Mainz mit extracorporalen ECLS-System

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