Spitzenforschung im Fokus

Herausragende Leistungen in der Tumorforschung sowie der Hirn- und Gedächtnisforschung mit dem Boehringer Ingelheim Preis 2011 ausgezeichnet

Der Pharmakologe Dr. Sven Horke und der Neurologe Dr. Dr. Bernhard Baier sind die Preisträger des Boehringer Ingelheim Preises 2011. Der Preis ist mit insgesamt 30 000 Euro dotiert. Die  beiden Wissenschaftler der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz nahmen die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde am Dienstag in Mainz entgegen. Horke entdeckte, dass bestimmte Tumorzellen das menschliche Enzym PON2 zum Überleben brauchen. Ein Ausschalten dieses Enzyms ist ein möglicher Ansatzpunkt zur Bekämpfung von Krebserkrankungen, unter anderem von Leukämien. Baier überzeugte die Fachjury, indem er unter anderem bei Schlaganfallpatienten nachwies, dass eine Schädigung einer bestimmten Kleinhirnregion zu Aufmerksamkeits-störungen führen kann. Die Forschungsergebnisse des Neurologen könnten die Therapie und die Rehabilitation von Patienten mit solchen Hirnschädigungen verändern.

„Wir brauchen solche klugen Köpfe wie Sven Horke und Bernhard Baier in der Forschung zum Nutzen der Patienten. Denn innovative Ideen sind der Schlüssel für neue beziehungsweise verbesserte Therapien“, unterstreicht der stellvertretende Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Karl Lackner. „Unser Ziel ist es, mit unserer Forschung und vor allem unseren Forschungsschwerpunkten Tumorbiomedizin und Neurowissenschaften international sichtbar und anerkannt zu werden. Engagierte Forscher wie die beiden Preisträger, die durch ihre Forschung neue Perspektiven  aufzeigen, können uns diesem Ziel näher bringen.“ Beeindruckend an den wissenschaftlichen Arbeiten beider Preisträger ist laut Lackner, dass sie großes Potential in der theoretischen Grundlagenforschung mit zukünftig möglicher klinischer Anwendung zum Wohle betroffener Patienten verbinden. 

Dr. Sven Horke (Jahrgang 1971) gelang im Labor erstmals der Nachweis, dass bestimmte menschliche Tumoren, unter anderem auch Leukämien,  einen zellschützenden Effekt des Enzyms PON2 ausnutzen, indem die Tumorzellen die Enzym-Konzentration erhöhen und dadurch dem sog. programmierten Zelltod (“Apoptose“) entgehen. Die gesteigerte PON2-Konzentration führt Horke zufolge dazu, dass Tumorzellen gegenüber Chemotherapeutika resistent werden. Horke wies in Modelluntersuchungen nach, dass Tumorzellen sterben, wenn PON2 ausgeschaltet wird.  „Wenn das Enzym für Tumorzellen überlebenswichtig ist, könnte eine Verminderung der PON2-Menge einen neuen Ansatzpunkt in der Krebstherapie darstellen“, so Horke.

Dr. Dr. Bernhard Baier (Jahrgang 1971) überzeugte durch eine Arbeit aus dem Bereich der Hirn- und der Gedächtnisforschung. Dabei wies der Neurologe nach, dass Schäden in bestimmten Regionen des Kleinhirns  – häufig als Folge eines Schlaganfalls – zu Störungen der Aufmerksamkeit führen können, die sich u.a. durch veränderte Augenbewegungen betroffener Patienten zeigen. „Bei der Rehabilitation von Patienten mit Kleinhirnschädigung sollten entsprechende Aufmerksamkeitsdefizite berücksichtigt werden. So sollte nicht nur die Motorik geschult werden, sondern auch ein kognitives Reha-Training zur Anwendung kommen“, zeigt Baier den klinischen Nutzen seiner Forschungsleistung auf.

Der Boehringer Ingelheim-Preis 2011 wurde den beiden Wissenschaftlern bei einer Feierstunde in Mainz von Univ.-Prof. Dr. Karl Lackner, Herrn Otto Boehringer, dem Vorstandsvorsitzenden der Boehringer Ingelheim Stiftung und Prof. Dr. Klaus Dugi, Leiter der Medizin des Unternehmens Boehringer Ingelheim, überreicht.

Der Boehringer Ingelheim Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der klinischen und der theoretischen Medizin wird seit 1969 vergeben. Eine Fachjury der Universitätsmedizin Mainz wählt die Preisträger aus, die Boehringer Ingelheim Stiftung dotiert den Preis seit 1995.

Pressemitteilung  (Pdf , 57,7 KB)

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Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung – die Apotheke und die Transfusionszentrale – gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Über die Boehringer Ingelheim Stiftung
Die Boehringer Ingelheim Stiftung ist eine eigenständige und gemeinnützige Stiftung  zur Förderung der medizinischen, biologischen, chemischen und pharmazeutischen Wissenschaft. Errichtet wurde sie 1977 von Hubertus Liebrecht (1931 – 1991), einem Mitglied der Gesellschafterfamilie des Unternehmens Boehringer Ingelheim. Aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums des Unternehmens Boehringer Ingelheim im Jahr 2010 fördert die Stiftung den wissenschaftlichen Betreib des Instituts für Molekulare Biologie (IMB) an der Universität Mainz mit insgesamt 100 Millionen Euro für zehn Jahre. Weitere Informationen zur Stiftung und ihren Förderprogrammen im Internet unter www.boehringer-ingelheim-stiftung.de

Quellen:
B. Baier: „Anatomical correlate of impaired covert visual attentional processes in patients with cerebellar lesions“, The Journal of Neuroscience, March 10, 2010; 30(10): 3770-3776

S. Horke: „Beyond reduction of atherosclerosis: PON2 provides apoptosis resistance and stabilizes tumor cells“, Cell Death Dis 2011; 13; 2(1): e112