Kopf-Hals-Tumor-Zentrum

Die Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und die Hals-Nasen-Ohrenklinik bilden das Kopf- und Hals-Tumor-Zentrum als Teil des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT-Mainz) der Universitätsmedizin Mainz.

Tumorerkrankungen

Als Teil des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen liegt unser Anspruch nicht nur in der Therapie einer malignen Erkrankung, sondern in der Betreuung eines Patienten vom Zeitpunkt der Diagnosestellung bis zur vollständigen Rehabilitation. 

Der Schwerpunkt der onkologischen Chirurgie unseres Faches liegt dabei nicht nur in der Behandlung von oralen Malignitäten, sondern auch aller weiteren Erkrankungen, die im Kopf-Hals-Bereich auftreten können. Nur durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Fachbereiche sowohl operativ als auch im Rahmen von spezialisierten Tumorkonferenzen können wir gewährleisten, dass Patienten eine optimale leitliniengerechte Therapie angeboten wird. 

Dabei ist uns eine enge und offene Kommunikation in unseren verschiedenen spezialisierten Sprechstunden von großer Bedeutung und soll zur Zufriedenheit der Patienten beitragen, die stets in die Therapieentscheidungen eingebunden werden. 

Im Bereich der Rekonstruktion konnte unsere Klinik in den letzten Jahren Meilensteine vor allem im Bereich der 3-Dimensionalen Planung setzen und erlang hierfür mehrfach Erwähnung in den Medien, so zum Beispiel im Deutschen Ärzteblatt.

Gerne stehen wir Ihnen für eine Vorstellung zur Verfügung. Vereinbaren Sie hierzu bitte einen Termin in unserer Ambulanz

 

 

Weiterführende Informationen

Karzinome, also bösartige Tumorerkrankungen des Kopf-Halsbereichs sind mit jährlich weltweit 640.000 neu diagnostizierten Fällen die 6. häufigste Krebsart. Bedauerlicherweise werden diese Tumore oftmals erst in fortgeschrittenen Stadien mit bereits vorhandenen Metastasen (Tochtergeschwülste) in den Halslymphknoten oder anderen Organen (z.B. Lunge) entdeckt. Daher liegt die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate seit vielen Jahren relativ stabil bei knapp unter 50%. Allerdings können kleine lokal begrenzte Tumore bei frühzeitiger Diagnose mit einer Wahrscheinlichkeit von weit über 90% langfristig geheilt werden. Entscheidend für die Prognose ist also die frühzeitige Diagnose.

 

Die wichtigste Maßnahme ist daher das frühzeitige Erkennen der Veränderungdurch Selbstbeobachtung des Patienten und eine gewissenhafte ärztliche und zahnärztliche Untersuchung.

 

Eine weitere wichtige Krebsart, sind bösartige Neubildungen der lymphatischen Gewebe (Leukämie, Lymphom), die in fast der Hälfte der Fälle zuerst im Kopf-Halsbereich auffällig werden. Daneben gibt es eine Vielzahl von selteneren bösartigen Erkrankungen, die von den Speicheldrüsen, oder vom Bindegewebe (Sarkome), vom Nervengewebe, von Knorpel oder Knochengewebe ausgehen können.

Außerdem können bösartige Tumore wie das Plattenepithelkarzinom, das Basalzellkarzinom oder das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) im Kopf-/Halsbereich auftreten.

  • Rauchen
  • Alkohol
  • Schlechte Mund- und Zahnhygiene
  • Virusinfektionen (v.a. humanes Papillomvirus)
  • Staubbelastungen (Sägemehl von Harthölzern v.a. Nasennebenhöhlentumore)
  • Erbliche Belastung (v.a. Lymphome)

Allerdings kann bei einigen Betroffenen und Krebsarten die Ursache ungeklärt bleiben, oder keine äußeren Faktoren für die Entstehung nachweisbar sein.

Beim Mundhöhlenkarzinom handelt es sich um ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom. Darunter versteht man eine bösartige Haut- bzw. Schleimhautveränderung der obersten Zellschichten (Plattenepithel) der Haut oder Schleimhaut.

Vorkommen

3 - 20% aller bösartigen Tumore sind im Mund-, Kiefer-, und Gesichtsbereich lokalisiert. Häufig betroffen sind Patienten im 5. - 7. Lebensjahrzehnt, Männer deutlich häufiger als Frauen. Je nach Land liegt die Anzahl der Sterbefälle bei 1 bis 10 je 100.000 Einwohner.

Symptome 

Zu den frühen Symptomen zählen Mundschleimhautveränderungen die schmerzlos wie ein weißer nicht abwischbarer Belag (Leukoplakie) anmuten oder als wunde Stellen wahrgenommen werden, ohne spontan nach 14 Tagen abzuheilen. Mit der Zeit kommt es zum Wachstum des Befundes sodass eine derbe, knotige Verhärtung tastbar ist. Es kann in der Umgebung zu Rötung und Schwellung kommen. Die Veränderung selbst kann sich auch als Geschwür mit gelblichgrünem Belag darstellen.

Zu den späten Symptomen zählen Schmerzen, eine eingeschränkte Zungenbeweglichkeit, Schluckbeschwerden und Gefühlsstörungen im Zungen/Kieferbereich. 

Entstehung

Die Entstehung eines Mundhöhlenkarzinomes wird durch viele Faktoren verursacht, die zum Teil erst zusammen ihre Wirkung entfalten.

Zahlreiche Studien haben einen Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und dem Mundhöhlenkarzinomgesichert. Das Risiko daran zu versterben ist bei Rauchern etwa 4 mal größer als bei Nichtrauchern. Im Vordergrund steht hierbei das chronische Tabakrauchen. Pfeifen- und Zigarrenrauchen gilt als besonders risikoreich, aber auch Tabakkauen ("Priemen") ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. In Ländern in denen Tabak gekaut wird ist die Häufigkeit von Mundhöhlenkarzinomen besonders groß. Das Nikotin selbst scheint nicht der auslösende Faktor in diesem Geschehen zu sein. Im Tabak sind über 100 verschiedene krebsauslösende Stoffe (sog. "Karzinogene") enthalten: 

  • Nitrosamine 
  • polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (Methylchlorantren, Benzpyren, Benzantren) 

Als weitere gesicherte Ursache gilthoher Alkoholkonsum, insbesondere hochprozentige Spirituosen. Es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren, die für die Entstehung des Mundhöhlenkarzinomes verantwortlich gemacht werden. Hierzu zählen berufliche Belastung mit Asbest, Radon, Nickel und Ernährungsdefizite wie Vitaminmangel. In den letzten 20 Jahren zeigt sich ein zunehmender Anstieg von durch Viren (humanes Papillomavirus=HPV) ausgelösten Mund- und Rachenkarzinomen bei jüngeren Patienten. Im Gegensatz zu den tabak- und alkohol-bedingten Tumoren weisen die viral hervorgerufenen Tumore ein tendenziell besseres Therapieansprechen und eine günstigere Prognose auf. Allerdings scheinen die durch Viren hervorgerufenen Tumore eher den Rachenraum als die Mundhöhle zu betreffen. Dies ist derzeit Gegenstand klinischer Studien.

Diagnostik

Die Diagnose eines Mundhöhenkarzinoms wird durch eine feingewebliche Untersuchung (Pathologie) gestellt. Hierzu wird in Lokalanästhesie eine Probe entnommen.

Nach Sicherung der Diagnose erfolgt die Tumorausbreitungsdiagnostik (Staging). Hierzu erfolgt eine Ultraschalluntersuchung und eine Computertomographie (CT) des Kopf/Halsbereichs um die Größe des Tumors zu analysieren und etwaige Lymphknotenmetastasen zu identifizieren. Ggfs. schließt sich auch eine weitere Untersuchung der Brust- und Bauchhöhle durch ein CT an. Außerdem erfolgt eine Vorstellung beim Narkosearzt (Anästhesist) um die Narkosefähigkeit für eine Operation zu bewerten.

Wenn alle Befunde vorliegen wird im Tumorboard (Mittwoch, 15.45 Uhr), einer interdisziplinären Konferenz aus MKG-Chirurgen, HNO-Ärzten, Strahlentherapeuten, Onkologen, Pathologen und Radiologen  (ggf. weitere Abteilungen nach Bedarf) eine individuelle Therapieempfehlung ausgesprochen, um dann die definitive Therapie einzuleiten, die wiederum von Tumorart und Tumorstadium abhängig ist. Im Rahmend es Tumorboards können auch externe Fälle diskutiert und Zweitmeinungen eingeholt werden. 

Für die Therapie des Mundhöhlenkarzinoms und der anderen bösartigen Tumorerkrankungen im Kopf- Halsbereich stehen unterschiedliche Behandlungsstrategien zur Verfügung:

  • Chirurgie
  • Strahlentherapie
  • Chemotherapie
  • Kombinationen der oben genannten Verfahren

 

Chirurgische Therapiekonzepte

In der Regel steht die operative Therapie im Vordergrund. Hierzu ist es wichtig den Tumor vollständig entfernen zu können und in der Folge funktionell wichtige anatomische Strukturen für Sprechen, Schlucken und Atmen zu schonen bzw. ohne größere Funktionseinschränkungen wiederherzustellen. 

Zur Wiederherstellung der Kau-, Schluck und Sprechfunktion ist unsere Klinik vornehmlich auf die Rekonstruktion von Defekten im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich spezialisiert. Hierzu kann es notwendig sein, Gewebe mittels plastischer und mikrochirurgischer Verfahren verpflanzt werden. Zu diesem Zweck können verschiedene Gewebetransplantate (von Unterarm, Wadenbein, Schulterblatt etc.) verpflanzt werden. Die Entscheidung welches Transplantat zum Einsatz kommt richtet sich nach der individuellen Tumorausdehnung und dem zu erwartenden Defekt. 

Nicht-Chirurgische Therapiekonzepte

Nicht-chirurgische Therapieansätze beinhalten entweder die alleinige Strahlentherapie (primäre Radiotherapie) oder alleinige Kombinationen aus Strahlen- und Chemotherapie (primäre Radiochemotherapie bzw. Radioimmuntherapie) ohne Operation, oder es erfolgt eine derartige Therapie als zusätzliche Nachbehandlung nach einer Operation (adjuvante Therapie). Die Chemotherapie kann sinnvoll begleitend zu einer Strahlentherapie eingesetzt werden. Dabei gibt es Medikamente, die die Strahlenwirkung verbessern und andere die Krebszellen abtöten. Außerdem besteht die Möglichkeit in Kooperation mit dem UCT (Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen) der Universitätsmedizin Mainz auch neue individuell angepasste medikamentöse Therapieansätze (z.B. zielgerichtete Antikörpertherapien oder Immuntherapien) und Behandlungen durchzuführen. Weiterhin werden über die UCT Ambulanz unter Federführung der Hämatoonkologie palliative Chemotherapien durchgeführt.

Vor einer Strahlentherapie ist eine zahnärztliche Untersuchung und evtl. Sanierung der Mundhöhle notwendig, die über unsere Ambulanz geplant wird. Außerdem erfolgt die Anfertigung von Strahlenschutz- und Fluoridierungsschienen für bezahnte Patienten vor Strahlentherapie.

Bei sozialrechtlichen Fragen erhalten unsere Patienten Unterstützung durch das Case Management und unseren Sozialdienst. Weiterhin stellen wir jederzeit Kontakt mit der Psychoonkologie, der Klinik-Seelsorge und diversen Selbsthilfegruppen dar. Zögern Sie nicht uns diesbzgl. anzusprechen.

Im Rahmen unserer wöchentlichen Tumorsprechstunde der Klinik für MKG-Chirurgie (Mittwoch 08.00-14.00 Uhr) werden alle unsere Tumorpatientinnen in regelmäßigen Abständen nachuntersucht (klinische Untersuchung, Halssonographie, Computertomographie). Außerdem wird im Rahmen der Nachsorge die Wiederherstellung der Kaufunktion durch (implantat-)prothetische Versorgung geplant. 

Nachsorgeschema für das Mundhöhlenkarzinom

  • 1. Jahr: alle 4 Wochen
  • 2. Jahr: alle 2 Monate
  • 3. Jahr: alle 3 Monate
  • 4. Jahr: alle 6 Monate
  • >5. Jahre: jährlich

 

In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde können spezielle phoniatrische Untersuchung der Sprech- und Schluckfunktion in der Abteilung für Kommunikationsstörungen und ggf. die Einleitung von geeigneten Rehabilitationsmaßnahmen geplant werden. 

Unter Umständen kann es notwendig sein einen Defekt nach Tumoroperation durch eine Defektprothese (Epithese) zu versorgen. In diesem Zusammenhang kooperieren wir mit der Firma Brom Epithetik.

 

Brom Epithetik

Mittermaierstrasse 25

69115 Heidelberg 

 

 

Ansprechpartner

Dr. med. Dr. med. dent. Maximilian Krüger
Dr. med. Dr. med. dent. Maximilian Krüger
Funktionen:

 

Oberarzt

Sektionsleitung Onkologie & Tumorsprechstunde

Stellvertretender Koordinator Kopf-Hals-Tumorzentrum (KHT)

Qualifikationen:

 

Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie

Kopf-Hals-Sonografie DEGUM II

Prüfarzt für klinische Studien

06131 17-3080

06131 17-8468
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