Beim Mundhöhlenkarzinom handelt es sich um ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom. Darunter versteht man eine bösartige Haut- bzw. Schleimhautveränderung der obersten Zellschichten (Plattenepithel) der Haut oder Schleimhaut.
Vorkommen
3 - 20% aller bösartigen Tumore sind im Mund-, Kiefer-, und Gesichtsbereich lokalisiert. Häufig betroffen sind Patienten im 5. - 7. Lebensjahrzehnt, Männer deutlich häufiger als Frauen. Je nach Land liegt die Anzahl der Sterbefälle bei 1 bis 10 je 100.000 Einwohner.
Symptome
Zu den frühen Symptomen zählen Mundschleimhautveränderungen die schmerzlos wie ein weißer nicht abwischbarer Belag (Leukoplakie) anmuten oder als wunde Stellen wahrgenommen werden, ohne spontan nach 14 Tagen abzuheilen. Mit der Zeit kommt es zum Wachstum des Befundes sodass eine derbe, knotige Verhärtung tastbar ist. Es kann in der Umgebung zu Rötung und Schwellung kommen. Die Veränderung selbst kann sich auch als Geschwür mit gelblichgrünem Belag darstellen.
Zu den späten Symptomen zählen Schmerzen, eine eingeschränkte Zungenbeweglichkeit, Schluckbeschwerden und Gefühlsstörungen im Zungen/Kieferbereich.
Entstehung
Die Entstehung eines Mundhöhlenkarzinomes wird durch viele Faktoren verursacht, die zum Teil erst zusammen ihre Wirkung entfalten.
Zahlreiche Studien haben einen Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und dem Mundhöhlenkarzinomgesichert. Das Risiko daran zu versterben ist bei Rauchern etwa 4 mal größer als bei Nichtrauchern. Im Vordergrund steht hierbei das chronische Tabakrauchen. Pfeifen- und Zigarrenrauchen gilt als besonders risikoreich, aber auch Tabakkauen ("Priemen") ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. In Ländern in denen Tabak gekaut wird ist die Häufigkeit von Mundhöhlenkarzinomen besonders groß. Das Nikotin selbst scheint nicht der auslösende Faktor in diesem Geschehen zu sein. Im Tabak sind über 100 verschiedene krebsauslösende Stoffe (sog. "Karzinogene") enthalten:
- Nitrosamine
- polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (Methylchlorantren, Benzpyren, Benzantren)
Als weitere gesicherte Ursache gilthoher Alkoholkonsum, insbesondere hochprozentige Spirituosen. Es gibt noch eine Reihe weiterer Faktoren, die für die Entstehung des Mundhöhlenkarzinomes verantwortlich gemacht werden. Hierzu zählen berufliche Belastung mit Asbest, Radon, Nickel und Ernährungsdefizite wie Vitaminmangel. In den letzten 20 Jahren zeigt sich ein zunehmender Anstieg von durch Viren (humanes Papillomavirus=HPV) ausgelösten Mund- und Rachenkarzinomen bei jüngeren Patienten. Im Gegensatz zu den tabak- und alkohol-bedingten Tumoren weisen die viral hervorgerufenen Tumore ein tendenziell besseres Therapieansprechen und eine günstigere Prognose auf. Allerdings scheinen die durch Viren hervorgerufenen Tumore eher den Rachenraum als die Mundhöhle zu betreffen. Dies ist derzeit Gegenstand klinischer Studien.
Diagnostik
Die Diagnose eines Mundhöhenkarzinoms wird durch eine feingewebliche Untersuchung (Pathologie) gestellt. Hierzu wird in Lokalanästhesie eine Probe entnommen.
Nach Sicherung der Diagnose erfolgt die Tumorausbreitungsdiagnostik (Staging). Hierzu erfolgt eine Ultraschalluntersuchung und eine Computertomographie (CT) des Kopf/Halsbereichs um die Größe des Tumors zu analysieren und etwaige Lymphknotenmetastasen zu identifizieren. Ggfs. schließt sich auch eine weitere Untersuchung der Brust- und Bauchhöhle durch ein CT an. Außerdem erfolgt eine Vorstellung beim Narkosearzt (Anästhesist) um die Narkosefähigkeit für eine Operation zu bewerten.
Wenn alle Befunde vorliegen wird im Tumorboard (Mittwoch, 15.45 Uhr), einer interdisziplinären Konferenz aus MKG-Chirurgen, HNO-Ärzten, Strahlentherapeuten, Onkologen, Pathologen und Radiologen (ggf. weitere Abteilungen nach Bedarf) eine individuelle Therapieempfehlung ausgesprochen, um dann die definitive Therapie einzuleiten, die wiederum von Tumorart und Tumorstadium abhängig ist. Im Rahmend es Tumorboards können auch externe Fälle diskutiert und Zweitmeinungen eingeholt werden.